Woche pflegender Angehöriger

Pflegende Angehörige: Kein «weiter so» möglich

Pflegende Angehörige: Kein «weiter so» möglich

Pflegende Angehörige: Kein «weiter so» möglich

dpa
Kiel (dpa/lno) -
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Den größten Teil der Altenpflege in Schleswig-Holstein leisten Angehörige. (Symbolbild) Foto: Marijan Murat/dpa

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Der größte Teil der rund 160.000 Pflegebedürftigen im Norden wird von Angehörigen versorgt. Deren Interessenvertretung sieht massive Überlastung. Es müsse endlich ein Konzept her.

Die Interessenvertretung der pflegenden Angehörigen in Schleswig-Holstein fordert Maßnahmen gegen die sich verschlechternde Pflegesituation. Es brauche eine umfassende und realistische Bestandsaufnahme von Über-, Unter- und Fehlversorgung in Schleswig-Holstein. 

Nötig sei eine Unterstützung des Landes bei der kommunalen Pflegestrukturplanung und ein Bürokratieabbau in der professionellen und der häuslichen Pflege, forderten die Vereine «Forum Pflegegesellschaft», «wir pflegen SH» und «Landesfrauenrat SH». Vom 14. bis zum 20. Oktober soll eine «Woche der pflegenden Angehörigen» auf die Probleme aufmerksam machen.

Überwiegend Frauen reduzieren den Angaben zufolge ihre Arbeitszeit aufgrund von Pflege. Sie müssten den Verlust von Einkommen und Rentenpunkte hinnehmen. Bereits jetzt sei jede vierte pflegende Angehörige armutsgefährdet. 

Dazu kämen häufig emotionale Belastungen. Es gebe zu wenig wohnortnahe Entlastungseinrichtungen. So gut wie alle Pflegeeinrichtungen arbeiteten an der Belastungsgrenze, viele hätten ihre Versorgungskapazitäten reduzieren müssen, weil das Personal fehle und die Finanzierung unklar sei.

Strukturwandel gefordert

«Die professionelle Pflege kann in dem engen System der gesetzlichen und bürokratischen Vorgaben den Anforderungen und Wünschen häuslicher, familiärer Pflege nicht wirklich gerecht werden», sagte die Sprecherin des Forums Pflegegesellschaft, Anette Langner. «Wir brauchen dringend ein Netzwerk aus professioneller Pflege, Pflege durch An- und Zugehörige, Ehrenamt, Nachbarschaftshilfen oder kommunalen zivilgesellschaftlichen Angeboten, um sogenannte Caring Communities aufzubauen.»

Dieser Strukturwandel funktioniere allerdings nur mit politischer Unterstützung auf Bundes- und Landesebene. «Ein "weiter so wie bisher" kann es nicht geben und mit kleinen Reförmchen werden wir die Herausforderungen der Zukunft nicht bewältigen», sagte Langner.

Starker Anstieg der Pflegebedürftigen

In den vergangenen zehn Jahren sei die Zahl der Pflegebedürftigen im Land um 65 Prozent gestiegen. Aktuell hätten rund 160.000 Menschen in Schleswig-Holstein einen anerkannten Pflegegrad. Die Unterstützung und Pflege in den Familien beginne aber häufig schon weit vorher.

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