Aktion auf Ferieninsel

Punk-Protestcamp 3.0 auf Sylt gestartet

Punk-Protestcamp 3.0 auf Sylt gestartet

Punk-Protestcamp 3.0 auf Sylt gestartet

dpa
Westerland/Husum (dpa/lno) -
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Mit ihrer Aktion wollen die Teilnehmer auf Sylt unter anderem Kritik am Kapitalismus üben. Foto: Lea Albert/dpa

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Das Neun-Euro-Ticket gab 2022 den Startschuss für Punk-Proteste auf der Insel der Schönen und Reichen. Jetzt kommt Auflage Nummer drei - möglicherweise mit Hunderten Teilnehmern.

Bei Sonnenschein und kräftigen Windböen ist auf Sylt das rund sechswöchige Punker-Protestcamp der Gruppe «Aktion Sylt» gestartet. «Es werden bestimmt mehrere Hundert Menschen sein, die im Laufe der Aktion gleichzeitig hier im Camp sind», sagte Protestcamp-Anmelder und -sprecher, Marvin Bederke (24) aus Frankfurt der Deutschen Presse-Agentur.

Das Protestcamp auf der Urlaubsinsel geht bereits in die dritte Runde. Mit dem Neun-Euro-Ticket hatte auf der Nordseeinsel im Sommer 2022 alles begonnen. In den sozialen Medien war in der Debatte über das Ticket auch viel über Sylt gesprochen worden. Aufrufe linker Gruppen im Netz, die Insel zu «entern», hatten die Runde gemacht. 

Zum Start der neuen Auflage waren am Montag rund 30 kleine Zelte auf der Wiese nahe dem Flughafen in Tinnum aufgebaut. Unter dem Motto «Protestcamp für ein solidarisches Miteinander - Klimagerecht und inklusiv in eine gemeinsame Zukunft ohne Gentrifizierung» wollen sich die Teilnehmer nach eigenen Angaben gemeinsam «für ein besseres Morgen» einsetzen. 

«Das Kernthema ist Gentrifizierung auf Sylt - reiche Leute ziehen hierher, die Insel wird aufgehübscht und die anderen Leute können es sich nicht mehr leisten, hier zu leben», sagte Mit-Organisator Jonas Hötger (24), der ebenfalls aus Frankfurt kommt. Aber auch der Klimaschutz und Klimawandel stehen im Fokus des Camps. Jede Woche sei demnach eine Demonstration geplant. 

Mini-Festival der Punks auf Sylt 

Inzwischen hat sich das Treffen - mit Teilnehmern aus ganz Deutschland - zu einer Art Mini-Festival entwickelt, bei dem die Beteiligten auch in diesem Jahr Kritik am Kapitalismus auf der Insel der Reichen und Schönen üben wollen. Geplant sind unter anderem Lesungen, Workshops und Kunstaktionen, wie es auf der Instagram-Seite von «Aktion Sylt» heißt.

Via Crowdfunding sammeln Bederke und seine Mitstreiter in diesem Jahr Geld für Essen, saubere Toiletten, Müllabfuhr und eine Bühne. Rund 560 Euro waren dort bis Montagmittag gespendet worden. 

Ordnungsamt der Gemeinde Sylt kontrolliert

«Wir gehen von einem friedlichen Verlauf des Protestcamps aus. Die Gespräche zwischen der Sylter Polizei, dem Kreis Nordfriesland und unserer Ordnungsbehörde liefen und laufen sehr konstruktiv», teilte Florian Korte, Sprecher der Gemeinde Sylt, der dpa mit. Das Ordnungsamt werde, wie in den vergangenen Jahren, kontrollieren, ob die Auflagen eingehalten werden. 

Thema sollen in diesem Jahr auch die Rassismus-Eklats im Nobelort Kampen sein, sagte Mikki aus Stuttgart, der ebenfalls zum Organisations-Team gehört. Gemeinsam mit anderen Punks hatte der 23-Jährige, als sehr kleine Protestcamp-Vorhut, bereits Anfang Juni auf Sylt protestiert, nachdem zuvor ein Video von einer Pfingst-Party in einem Lokal auf Sylt bundesweit Empörung ausgelöst hatte. Darin waren Gäste zu sehen, die zu dem Song «L’amour toujours» rassistische Parolen grölten. 

Auch Anarchistische Pogo-Partei plant Aktion

«Der verantwortliche Versammlungsleiter hat während der gesamten Veranstaltung anwesend zu sein und für den ordnungsgemäßen Ablauf zu sorgen», teilte Hans-Martin Slopianka, Sprecher des Kreises Nordfriesland, mit. Die maximal 300 Teilnehmer dürfen ihre Zelte zunächst auf einer Wiese im Industriegebiet nahe dem Flughafen in Tinnum aufbauen und dort bis zum 28. Juli bleiben. Dann können sie laut Slopianka auf die sogenannte Festwiese, den eigentlichen Protestcamp-Ort, umziehen. Grund für den Umzug ist demnach, dass auf der Festwiese zuvor noch ein Feuerwehrfest stattfindet. 

Bis zum 6. September müssen die Teilnehmer alles wieder abgebaut und aufgeräumt haben. Zu den Auflagen zähle unter anderem, dass die Anmelder für Erste-Hilfe sorgen müssen, Chemietoiletten bereitstellen und Ordner mit weißen Armbinden oder Warnwesten im Camp unterwegs sind. Feuer dürfen die Camper auf der Wiese nicht anzünden. Verboten sind auch Plakate, die gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung verstoßen. Früheren Angaben des Kreises zufolge ist das Protestcamp auf Sylt für den Zeitraum vom 22. Juli bis zum 1. September angemeldet. 

Auch die Anarchistische Pogo-Partei Deutschlands (APPD) hatte zuletzt via Instagram «Chaostage» vom 24. Juli bis zum 13. August auf der Nordseeinsel angekündigt. Unklar war zuletzt, ob die Mitglieder des Berliner Ablegers der APPD das bereits angemeldete Camp der «Aktion Sylt» mit bewohnen, oder eine eigene Anmeldung starten. Eine entsprechende Anmeldung für eine eigene Aktion liegt laut Kreis bisher nicht vor.

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