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Schleswig-Holstein: 53 antisemitische Vorfälle 2020 erfasst

Schleswig-Holstein: 53 antisemitische Vorfälle 2020 erfasst

Schleswig-Holstein: 53 antisemitische Vorfälle 2020 erfasst

dpa
Kiel (dpa/lno) -
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Ein Person hält bei einer Kundgebung ein Plakat in die Höhe. Foto: Christophe Gateau/dpa/Symbolbild

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Die unabhängige Dokumentationsstelle für antisemitische Vorfälle in Schleswig-Holstein (Lida) hat im vergangenen Jahr 53 Vorgänge erfasst. Das waren drei weniger als 2019, wie Lida am Montag in Kiel mitteilte. Nach wie vor ereigneten sich antisemitische Vorfälle am häufigsten im öffentlichen Raum. 2020 wurden deutlich mehr Fälle bei Demonstrationen erfasst, insbesondere bei Protesten gegen Einschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie.

Die Stelle dokumentiert seit September 2018 antisemitische Vorfälle. «Auch in Schleswig-Holstein ist Antisemitismus ein komplexes Phänomen, das sich in unterschiedlichster Form und Intensität ausdrückt», sagte Referentin Sigrid Richolt. Im Schnitt werde ein Vorfall pro Woche registriert, wobei sich der Großteil unterhalb der Schwelle zum Angriff verorten lasse. «So manifestiert sich Antisemitismus häufig in Form von antisemitischen Äußerungen und Beleidigungen wie in Beschädigungen an nichtjüdischem Eigentum.»

Nach Einschätzung von Richolt wurden 2020 in Schleswig-Holstein am häufigsten Vorfälle des Post-Shoa-Antisemitismus und des sogenannten antisemitischen Otherings erfasst. «Erstgenannter bezeichnet eine Form, die sich gegen eine kritische Erinnerung an die NS-Verbrechen richtet oder diese sogar angreift», sagte Richolt. Dazu gehöre die Verharmlosung oder Leugnung des Holocaust. Als Othering werde die Konstruktion jüdischer Menschen als nicht-dazugehörig bezeichnet, wie es bei der Beleidigung als «du Jude» der Fall sei.

Deutschlandweit sind nach Daten des Bundesverbands der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (Rias) im vergangenen Jahr 1909 antisemitische Vorfälle erfasst worden (2019: 1252). Allerdings wurden diesmal 472 Vorfälle aus Bundesländern einbezogen, in denen es keine Rias-Meldestellen gibt und die zuvor nicht berücksichtigt worden waren.

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