2. Bundesliga

Schlüsselszene: Rote Karte entscheidet Hamburg-Derby

Schlüsselszene: Rote Karte entscheidet Hamburg-Derby

Schlüsselszene: Rote Karte entscheidet Hamburg-Derby

dpa
Hamburg
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Hamburgs Abwehrspieler Sebastian Schonlau (r)trifft im Januar 2022 in der vergangenen Saison zum 1:1. Foto: Christian Charisius/dpa/Archiv

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Die Rollen sind vor dem hanseatischen Stadtderby verteilt. Der Hamburger SV ist Favorit, der FC St. Pauli mal wieder der Underdog. Doch es kommt anders. Dazu trägt der HSV-Kapitän maßgeblich zu bei.

Der Kapitän gab sich schuldbewusst. «Den Platzverweis kann man geben. Es ist meine Verantwortung», sagte HSV-Anführer Sebastian Schonlau zu seiner Roten Karte im Hamburger Derby der 2. Fußball-Bundesliga gegen den FC St. Pauli. Weil er am Freitagabend in der 28. Minute  wegen einer Notbremse gegen Etienne Amenyido die Rote Karte sah, musste seine Mannschaft mehr als eine Stunde ohne ihn auskommen. «Ich will die Chance noch verhindern, muss aber wegbleiben», gab er sich einsichtig. Der Anfang vom bitteren 0:3-Ende. «Das war die Schlüsselszene des Spiels. Im Elf-gegen-elf hätte das mit Sicherheit anders ausgesehen», meinte er. 

Doch das ist hypothetisch. Schon mit voller Besetzung tat sich der HSV vor 29 205 Zuschauern im ausverkauften Millerntor-Stadion schwer. Auch wenn Trainer Tim Walter meinte gesehen zu haben, dass seine Mannschaft selbst mit zehn Mann «das Spiel eigentlich im Griff hatte». Dies mochte bis zur Pause gelten. Doch danach spielte beinahe nur noch der FC St. Pauli uns belohnte sich verdient durch die Tore von Eric Smith (61.), Marcel Hartel (74.) und David Otto (89.). 

Der HSV muss nun am zwölften Spieltag um seine Tabellenführung bangen: Darmstadt 98 kann am Samstag mit einem Unentschieden gegen den Karlsruher SC ebenso vorbeiziehen wie am Sonntag der SC Paderborn bei einem Sieg gegen den SV Sandhausen.      

Das Zwischenhoch des selbst ernannten Aufstiegskandidaten mit sechs Spielen ohne Niederlage ist vorerst vorbei. Auch die saisonübergreifende Rekordserie von acht Siegen nacheinander in der Fremde  wird nicht ausgebaut. Und das durch die höchste Niederlage beim Stadtrivalen seit dem 14. Februar 1960 in der Oberliga Nord (1:4). 

Ist das nur eine Delle oder schon der Beginn für ein kleines Tief des HSV? Schon beim 1:1 gegen den 1. FC Kaiserslautern am vergangenen Spieltag war wenig von der bisherigen spielerischen Leichtigkeit zu spüren. «Wir wissen, was wir diese Saison schon geleistet haben. Wir wissen, was wir für eine Qualität haben und wir lassen uns von so was nicht unterkriegen. Wir ziehen unser Ding durch», gab sich Torwart Daniel Heuer Fernandes kämpferisch.        

Auf dem Kiez herrschte indes Hochstimmung. Dabei war der FC St. Pauli in dieser Saison bislang hinter den eigenen Ansprüchen geblieben. Noch eine Woche zuvor hatte die Mannschaft von Trainer Timo Schultz bei Eintracht Braunschweig (1:2) leichtfertig verloren. Sieben Spiele warteten die Fans auf einen Erfolg. Der Sieg über den großen Nachbarn kam da gerade recht. 

«Heute war einfach von A bis Z alles gut von uns. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, nach dem Spiel mit den Fans zusammen den Derbysieg zu feiern. Das kann man nicht in Worte fassen. Der Sieg gibt uns Selbstvertrauen», sagte Schultz. «Jetzt geht's Schlag auf Schlag für uns weiter.»

Das gilt für beide Hamburger Zweitligisten: In der zweiten Runde des DFB-Pokals reisen sie zu hochkarätigen Gegnern. Der HSV muss am Dienstag zum Titelverteidiger RB Leipzig. Der FC St. Pauli ist einen Tag später beim Bundesliga-Überraschungsteam SC Freiburg zu Gast. «Machen wir erst einmal heute einen Haken dran. Und das werde ich auch genießen«, sagte Schultz am Ende eines denkwürdigen Abends. «Dann mache ich mir ab morgen Mittag noch mehr Gedanken um Freiburg. Bis dahin habe ich jetzt noch zwölf Stunden und fünf Bier.»

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