Schleswig-Holstein & Hamburg

Seenotretter verbringen sogar Weihnachten an Bord

Seenotretter verbringen sogar Weihnachten an Bord

Seenotretter verbringen sogar Weihnachten an Bord

dpa
Cuxhaven (dpa/lni) -
Zuletzt aktualisiert um:
Ulf Pirwitz, Vormann des Seenotrettungskreuzers "Hans Hackmack" steht vor seinem Schiff. Foto: Markus Hibbeler/dpa

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Sie stehen rund um die Uhr bereit: Die Einsatzkräfte der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger - auch an den Weihnachtstagen. Gemütlich können sie es sich auf ihren Einsatzschiffen nur bedingt machen.

Nicht jeder feiert Weihnachten mit der Familie unterm Tannenbaum: Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) ist immer einsatzbereit. Das gilt in diesem Jahr auch wieder für Ulf Pirwitz (53), Kapitän des derzeit in Cuxhaven eingesetzten Kreuzers «Hans Hackmack». Mit seiner Familie hat er zu Hause auf der Insel Usedom deshalb bereits am vierten Advent vorgefeiert: Mit Gans, Knödeln und Rotkohl sowie einem geschmückten Tannenbaum.

Auf der «Hans Hackmack» geht es weniger weihnachtlich zu: Schmuck, der in Fahrt herumfliegen könnte, oder Kerzen sind für die vier Besatzungsmitglieder tabu. «Wir müssen immer damit rechnen, dass wir raus müssen», erzählt Ulf Pirwitz. «Da können wir nicht irgendwann im Einsatz fragen: Hat eigentlich jemand die Kerzen ausgepustet?» Passieren könne immer etwas - auch an Weihnachten ist die Berufsschifffahrt unterwegs.

Und tatsächlich, auch an Heiligabend sind Seenotretter im Einsatz - sie sind einem verletzten Lotsen und einem kranken Matrosen zu Hilfe geeilt. Die Freiwilligen der Station Horumersiel im Landkreis Friesland bringen laut DGzRS den verletzten Lotsen zur medizinischen Versorgung an Land. Er hat sich den Angaben zufolge beim Übersteigen von einem Containerschiff auf ein Lotsenboot am Kopf verletzt. Rund vier Seemeilen nördlich der Insel Wangerooge treffen die Seenotretter das rund 61 Meter lange Schiff. Sie übernehmen den Mann und versorgen ihn, dann übergeben sie ihn an den Landrettungsdienst.

Etwa zur gleichen Zeit kümmert sich die Besatzung des Seenotrettungskreuzers «Theo Fischer» aus Bremerhaven um einen erkrankten Matrosen an Bord eines russischen Frachters auf der Weser. Er hat starke Zahnschmerzen. Der Frachter liegt in der Wesermündung vor Nordenham-Blexen auf Reede, die Seenotretter nehmen den Matrosen sowie eine Begleitperson sicher an Bord und bringen beide nach Bremerhaven.

Einsätze zu Weihnachten und über den Jahreswechsel seien für die Seenotretter keine Seltenheit, urteilt die DGzRS. Die Besatzungen der Seenotrettungskreuzer gingen an Feiertagen ihren normalen Wachtörn. Trotz aller Bereitschaft müssen Pirwitz und seine drei Kollegen nicht gänzlich ohne Deko auskommen: Eine Tanne wurde auf dem Vorschiff festgebunden. An Heiligabend essen sie Kartoffelsalat mit Würstchen, am ersten Feiertag serviert Pirwitz Ente mit Knödeln und Rotkohl. Wenn kein Einsatz ansteht, wird abends Fernsehen geschaut. «Irgendeine Weihnachtssendung», sagt Pirwitz. Außerdem werde mit den Familien telefoniert.

Seit 20 Jahren ist Pirwitz bei den Seenotrettern. Davor fuhr er zur See. «Als mein Sohn kleiner war, habe ich versucht, so oft es geht, Weihnachten zu Hause zu sein», sagt er. Inzwischen ist der Sohn 16 und hat Verständnis für die Abwesenheit des Vaters. Silvester aber wird dieser zu Hause sein.

Die Seenotretter sind auf Nord- und Ostsee zwischen Borkum und Usedom im Einsatz. Die DGzRS unterhält etwa 60 Seenotrettungskreuzer und -boote. Im Unterschied zu anderen Ländern ist die Seenotrettung in Deutschland nicht staatlich organisiert, sondern wird durch einen spendenfinanzierten Verein getragen.

Mehr lesen