2. Bundesliga
Tag der Erleichterung: HSV wieder im Aufstiegsmodus
Tag der Erleichterung: HSV wieder im Aufstiegsmodus
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Der Erfolg ist zurück, die Freude und erst recht das Selbstbewusstsein. Der Aufstiegskandidat HSV gewinnt wieder - und das bei einem der ärgsten Rivalen. Trainer Tim Walter bleibt aber zurückhaltend.
Erleichterung durchzieht den Hamburger SV. Der Spuk von der Sieglosserie von vier Pflichtspielen ist vorbei. Der Fußball-Zweitligist steht wieder da, wo er sich am Ende der Saison sieht: auf einem Aufstiegsplatz. Das 3:2 in einem attraktiven und unterhaltsamen Spitzenspiel beim SC Paderborn war für Spieler, Trainer und Fans ein emotionaler Befreiungsschlag. «Vielleicht kann man das als Trendwende verstehen», sagte Mittelfeldspieler Jonas Meffert. «Es war ein sehr wichtiger Sieg.»
Die Hamburger sind mit einem Punkt Rückstand dran an Spitzenreiter Darmstadt 98 und haben einen Vorsprung von zwei Zählern auf Verfolger Paderborn. Alles ist wieder im grünen Bereich. Die Aufgabe, sich in den letzten drei Partien des Jahres ein Punktepolster für die ungewohnt lange Halbzeitpause zu holen, lässt sich ohne den nervlichen Ballast der vergangenen Wochen deutlich leichter angehen. Was das Selbstbewusstsein zusätzlich stärkt: Der Sieg wurde nicht irgendwo gegen irgendwen erzielt, sondern beim bis bis dahin Tabellenzweiten, der besten Heimmannschaft mit dem gierigsten Angriff der Liga (34 Tore).
Dem «wilden, aber tollen Spiel», wie Trainer Tim Walter die Begegnung beschrieb, drückte ein HSV-Profi seinen Stempel auf: Jean-Luc Dompé. Der Franzose, der zehn Wochen zuvor vom belgischen Erstligisten Zulte Waregem für rund 1,1 Millionen Euro geholt wurde, ist eine deutliche Belebung des Hamburger Angriffsspiels. Sein Trickreichtum, sein Zug zum Tor, sein starkes 1:1-Verhalten ermöglichten in Paderborn erst den HSV-Sieg. Ein Tor schoss der 27 Jahre alte, 1,70 Meter große Wirbelwind in Arjen-Robben-Manier selbst, die anderen beiden durch Robert Glatzel und Laszlo Benes legte er auf. «Wir haben es heute gut gemacht. Auch bei mir persönlich lief es ganz gut», sagte Dompé.
Seine Mitspieler sind begeistert von ihm. Benes hatte Dompé in der zweiten Halbzeit zugeraunt, er solle ihn in der Mitte bedienen. Dompé erledigte das prompt, Benes jagte die Kugel zum Sieg ins Tor. «Das hat perfekt geklappt», schwärmte der Slowake. Für Meffert ist der kleine Dompé ein ganz Großer. «Er ist ein Supertyp. Er tut alles für die Mannschaft, ist kein Egoist», lobt der defensive Mittelfeldakteur im NDR-Fernsehen seinen Vordermann. «Deshalb hat er es umso mehr verdient.»
Trainer Walter könnte das eigentlich auch gut sagen. Aber als Pädagoge und Teilzeit-Psychologe sieht er auch immer die andere Seite. «Er kann schon in die andere Richtung mehr machen», meinte der Coach und fordert ein besseres Defensivverhalten von seinem Dribbelkünstler. «Qualitäten im 1:1» habe Dompé zwar, trotzdem müsse er auch nach hinten arbeiten. «Das Team steht immer im Vordergrund», betonte der Trainer. «Da zählt der Einzelne überhaupt gar nichts. Nur die Mannschaft zählt, und das ist das Entscheidende.»
Typisch Walter. Er vermeidet, in überbordenden Glücksmomenten Einzelne herauszuheben, bleibt sachlich und zurückhaltend, obwohl sich in seinem Inneren eine Explosion der Freude vollzieht. Nur in einem funktionierenden Gebilde auf dem Platz, in einer Einheit aus «Energie und Willen» sieht er den Garanten für Erfolg. «Es spricht für meine Mannschaft, dass sie heute als Mannschaft verteidigt hat», lautete sein Gruppenlob. Und vorne hatte sie Dompé.