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Tierschützer wollen mehr Geld für Tierheime

Tierschützer wollen mehr Geld für Tierheime

Tierschützer wollen mehr Geld für Tierheime

dpa
Hamburg (dpa/lno) -
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Am Straßenrand zeigt ein großes Schild den Weg zum Tierheim. Foto: Waltraud Grubitzsch/dpa-Zentralbild/dpa

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Ob Hund, Katze oder Taube - Tierschützer wollen jedes Tier retten und fordern auf einer Demonstration in Hamburg mehr Unterstützung von den Kommunen. Dabei berufen sie sich auf das Staatsziel Tierschutz.

Mit Dutzenden Tiertransportboxen und Plüschtieren haben Tierschützer am Freitag in Hamburg auf die prekäre Lage in den Tierheimen aufmerksam gemacht. Sie forderten, die deutschen Kommunen sollten die Einnahmen aus der Hundesteuer - jährlich rund 400 Millionen Euro - zweckgebunden für den Tierschutz ausgeben. «Die Tiere in Hamburg werden wirklich im Regen stehen gelassen», sagte der Leiter des Hamburger Franziskustierheims, Frank Weber. «Wenn keine Tiere mehr von uns versorgt und aufgenommen werden können, dann haben wir hier wieder Straßentiere.» An der Kundgebung nahmen nach Polizeiangaben rund 150 Menschen teil, viele davon mit Hunden.

«Dem Tierschutz in Hamburg steht das Wasser bis zum Hals», erklärte der Hamburger Tierschutzverein von 1841. Er wirft dem Senat Untätigkeit vor. Für sein Tierheim an der Süderstraße hat der Verein aus Platzmangel zurzeit einen Aufnahmestopp für Katzen und Hunde verhängt. Laut einem Vertrag übernimmt die Stadt die Kosten für die Unterbringung von behördlich sichergestellten oder gefundenen Tieren. Der Vertrag sei aber nie angepasst worden, die städtischen Gelder deckten darum nur noch die Hälfte der Ausgaben, beklagte die Vereinsvorsitzende Janet Bernhardt.

Jährlich nimmt die Hamburger Einrichtung etwa 10.000 Tiere auf, darunter mehr als 1000 Hunde, etwa 2000 Katzen sowie zahlreiche Kleintiere, Vögel, Reptilien und Exoten. Die Stadt zahlte im vergangenen Jahr rund 2,1 Millionen Euro an den Verein. Die Bürgerschaft will nach Angaben des Senats im Herbst über eine Erhöhung der Summe beraten.

«Die Lage in Hamburg ist typisch für die Lage bundesweit», sagte der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Thomas Schröder. «Wir haben ein Staatsziel Tierschutz», fügte er hinzu. Das Grundgesetz verpflichte alle Institutionen, sich um den Tierschutz zu kümmern. Er forderte Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) auf, gemeinsam mit den Länderministern und kommunalen Verbänden eine Lösung für die überfüllten Tierheime zu suchen. Die bundesweit rund 740 Mitgliedsvereine des Tierschutzbundes betreiben rund 550 Tierheime und Auffangstationen.

Im Hamburger Tierheim Süderstraße sind nach Angaben des Vereins zurzeit 160 Hunde und 215 Katzen sowie gut 500 Kleintiere untergebracht. Von den Hunden seien rund die Hälfte sogenannte Listenhunde, sagte die Vereinsvorsitzende Bernhardt. Diese dürfen in Hamburg nur in Ausnahmefällen gehalten werden und sind darum kaum vermittelbar. Ein grundsätzliches Haltungsverbot gilt für American Pit Bull Terrier, American Staffordshire Terrier, Staffordshire Bullterrier und Bullterrier. Bei elf weiteren Rassen gehen die Behörden von einer Gefährlichkeit aus, sofern die Besitzer nicht das Gegenteil nachweisen können.

Tierschutzpräsident Schröder forderte die Abschaffung der Listen. «Es gibt keinen Kampfhund», erklärte er. Auf einem Plakat der Tierschützer hieß es: «Kein Hund wird böse geboren!» Die Gefährlichkeit müsse bei jedem einzelnen Tier betrachtet werden, sagte Schröder. Einen gefährlichen Hund, der schon mal einen Menschen schwer verletzt habe, einzuschläfern, sei keine Lösung. «Wenn dieser Hund die Chance gehabt hat (sich) zu resozialisieren und dann nicht resozialisierbar ist, muss man sich in einer Ethikkommission darüber unterhalten, was man macht», meinte der Tierschutz-Präsident.

Durch eine Auflistung gefährlicher Rassen würden Hunderte Hunde diffamiert, obwohl sie eigentlich friedlich seien. Auch andere Hunderassen könnten gefährlich sein: «Wenn Sie ein Baby haben und es wird vom Pudel gebissen, ist die Tragik genauso groß.» Bernhardt erschien in Begleitung ihrer Bullterrier-Hündin, die nach Worten der Vereinschefin «super, super lieb» ist.

Die Demonstranten forderten auch mehr öffentliche Gelder für den Schutz von Tauben und für die Tiertafel. Die Hamburger Tiertafel versorge rund 1200 Tiere im Monat. «Wir brauchen palettenweise Futter», sagte die Vereinsvorsitzende Kara Schott. Der Verein unterstützt sozial schwache Hundebesitzer mit Futter und tierärztlicher Betreuung für ihre Vierbeiner.

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