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Trauer um erste deutsche Ministerpräsidentin im Norden

Trauer um erste deutsche Ministerpräsidentin im Norden

Trauer um erste deutsche Ministerpräsidentin im Norden

dpa
Kiel
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Die ehemalige schleswig-holsteinische Ministerpräsidentin Heide Simonis (SPD) sitzt in ihrer Wohnung. Foto: Carsten Rehder/dpa/Archivbild

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Flagge auf Halbmast bei der SPD, Kondolenzbuch in der Staatskanzlei, Gedenken im Landtag. Nach dem Tod von Heide Simonis herrscht in Schleswig-Holstein Trauer. Die erste deutsche Ministerpräsidentin war am Mittwoch nach langer Krankheit...

Nach dem Tod von Heide Simonis herrscht in Schleswig-Holstein Trauer. Deutschlands erste Regierungschefin eines Bundeslandes war am Mittwoch nach langer Krankheit gestorben. Am Donnerstagmorgen (10.00 Uhr) will der Landtag der Sozialdemokratin Gedenken. Am Nachmittag (15.00 Uhr) soll in der Staatskanzlei ein Kondolenzbuch ausgelegt werden, in das sich die Menschen eintragen können.

Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) ordnete Halbmastbeflaggung der Dienstgebäude aller Behörden und Dienststellen des Landes am Donnerstag und Freitag an. Die SPD will auch ein Kondolenzbuch auslegen in der Landesgeschäftsstelle. Dort werde die Flagge auf Halbmast wehen, sagte ein Parteisprecher. Zudem planen die Sozialdemokraten eine Gedenkveranstaltung zu Ehren der Politikerin. Ort und Zeit stehen aber noch nicht fest.

Simonis starb nach Angaben von SPD-Landeschefin Serpil Midyatli am Mittwoch, wenige Tage nach ihrem 80. Geburtstag, zu Hause in Kiel. Politiker und Parteien reagierten mit Trauer und großem Respekt auf die Todesnachricht.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) würdigte Simonis als ein Vorbild für viele in der Politik. «Mit ihrer durchsetzungsstarken Art überzeugte sie schon als junge Bundestagsabgeordnete - auch mich», schrieb Scholz auf Twitter. Der aus Schleswig-Holstein stammende Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) sagte der Deutschen Presse-Agentur, «als erste Ministerpräsidentin hat Heide Simonis Geschichte geschrieben, als Repräsentantin meines Bundeslandes war sie eine Ikone».

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) sagte: «Ich trauere um eine große Politikerin und um eine leidenschaftliche Schleswig-Holsteinerin.» Simonis habe den Norden mit ihrer Persönlichkeit, ihrem Engagement, ihrer Menschlichkeit und ihrer Geradlinigkeit noch liebenswerter gemacht.

Am 19. Mai 1993 wurde Simonis im Parlament an der Kieler Förde zur ersten deutschen Ministerpräsidentin gewählt. Sie löste Björn Engholm (SPD) ab, der an den Spätfolgen des Barschel-Skandals von 1987 gescheitert war. Zunächst führte Simonis eine SPD-Alleinregierung, von 1996 bis 2005 dann eine rot-grüne Koalition.

Ihre politische Karriere endete spektakulär: Bei der Ministerpräsidentenwahl am 17. März 2005 verweigerte ihr ein Abweichler in vier Durchgängen die Stimme; daran scheiterte ihre Wiederwahl im Landtag. Simonis wollte nach knapp ausgegangener Landtagswahl mit einer rot-grünen Minderheitsregierung weiterregieren - unterstützt vom Südschleswigschen Wählerverband (SSW), der Partei der dänischen Minderheit.

2014 wurde Simonis als erster Frau die Ehrenbürgerwürde des Landes Schleswig-Holstein verliehen. In den letzten Jahren litt Simonis zunehmend unter einer Parkinson-Erkrankung.

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