HSV-Profi

Unabhängiger Gutachter soll Doping-Fall Vuskovic bewerten

Unabhängiger Gutachter soll Doping-Fall Vuskovic bewerten

Unabhängiger Gutachter soll Doping-Fall Vuskovic bewerten

dpa
Frankfurt/Main
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Mario Vuskovic, Spieler des Fußball-Zweitligisten HSV, sitzt auf der Anklagebank des Sportgerichts. Foto: Frank Rumpenhorst/dpa

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Der Epo-Dopingfall Mario Vuskovic ist vom DFB-Sportgericht erneut vertagt worden. Ein Gutachter aus Kanada soll nun bei der Wahrheitsfindung entscheidend helfen.

Der Dopingfall des Fußballprofis Mario Vuskovic vom Hamburger SV geht in die Verlängerung. Das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes in Frankfurt will nach den ersten beiden Verhandlungstagen des komplexen und komplizierten Verfahrens einen unabhängigen Sachverständigen zurate ziehen. Das DFB-Gericht unter dem Vorsitz von Stephan Oberholz wählte Jean-Francois Naud aus Kanada aus. «Es gibt noch ungeklärte Umstände und Fragen», begründete Oberholz die Entscheidung vom Donnerstag. «Wir wollen in sorgfältiger und gewohnter Tiefe aufklären.» Der nächste Verhandlungstag wurde für den 10. März angesetzt.

Die Rechtsanwälte des 21 Jahre alten Verteidigers des Hamburger Zweitligisten hatten vier Gutachten präsentiert, um den positiven Dopingtest des Kroaten am 16. September 2022 auf das Blutdopingmittel Erythropoetin (Epo) anzufechten. Der Jungprofi ist seitdem suspendiert und beteuert seine Unschuld. Er war im Sommer 2021 von Hajduk Split zum HS  gewechselt.

Die vom HSV und von Vuskovic bezahlten Experten waren zu dem einhelligen Ergebnis gekommen, dass beim Analyseprozess und der Interpretation der Fakten im Institut für Dopinganalytik und Sportbiochemie Fehler gemacht worden seien. Das Sachverständigen-Quartett bildeten der Krebsforscher Jon Nissen-Meyer (Norwegen), der Proteinchemiker David Chen (Kanada), der Biomathematiker Markus Schulz (Leipzig) und der Endokrinologe Lorenz Hofbauer (Dresden). «Aus meiner Sicht liegt die Wahrscheinlichkeit bei 80 bis 90 Prozent, dass die Probe falsch positiv ist», sagte Lorenz Hofbauer. 

Institutsdirektor Sven Voss aus Kreischa wies zurück, dass der positive Epo-Befund auf Fehler im Labor zurückzuführen sein könnte. «Nach allen Kriterien, die wir eingehalten haben, würde ich hundertprozentig die Probe positiv geben», beteuerte Voss.

Der vom DFB-Gericht engagierte Wissenschaftler Naud soll nicht nur mögliche Ungereimtheiten im Labor von Kreischa bewerten, sondern auch den ordnungsgemäßen Verlauf von der Probenentnahme über den Transport der Test-Gefäße bis ins Labor. Dabei spielen Fragen wie Lagerung, Kühlkette und mögliche Verdunstung des Urins eine Rolle. Der Forscher aus Quebec soll zudem die nach A- und B-Probe noch vorhandene Restmenge an Urin für eine weitere Analyse nutzen. Dies ist nach den Regularien der Welt-Anti-Doping-Agentur nicht vorgesehen und könnte zu einem Widerspruch der Weltagentur führen.

Während das DFB-Gericht die Zugehörigkeit von Naud zum Wada-Expertenkreis für Epo als Vorteil bewertet, zweifeln Vuskovics Anwälte deshalb dessen Unabhängigkeit an. Der deutsche Laborleiter Voss gehört ebenfalls diesem Gremium an. «Wir prüfen, ob wir dagegen vorgehen», sagte HSV-Justiziar Phillpp Winter. 

Zweifel an der Genauigkeit des Epo-Tests gab es schon häufiger. Zuletzt sorgte der Epo-Fall des australischen Mittelstreckenläufers Peter Bol für eine Debatte um eine mögliche Missinterpretation. Schon 2017 hatte Nissen-Meyer die Glaubwürdigkeit infrage gestellt und sich für den positiv auf Epo getesteten tschechischen Triathleten Vojtech Sommer engagiert. Die Analyse seiner Dopingprobe wurde auch in Kreischa vorgenommen. 

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