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Warnstreik bei Klinikärzten im Norden

Warnstreik bei Klinikärzten im Norden

Warnstreik bei Klinikärzten im Norden

dpa
Hamburg/Kiel (dpa/lno) -
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Teilnehmerinnen und Teilnehmer eines Warnstreiks der Gewerkschaft Marburger Bund nehmen an einer Kundgebung teil. Foto: Christian Charisius/dpa

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Zahlreiche Ärztinnen und Ärzte an kommunalen Krankenhäusern haben im Norden für einen Tag die Arbeit niedergelegt. Mit dem Warnstreik wollen sie ihren Forderungen nach mehr Lohn Nachdruck verleihen. Die Kliniken zeigen sich wenig erfreut.

Verschobene Operationen, überraschte bis verärgerte Patienten: Wegen eines ganztägigen Warnstreiks von Ärztinnen und Ärzten ging am Dienstag an kommunalen Krankenhäusern in Hamburg und Schleswig-Holstein nicht mehr viel. Allein zur zentralen Kundgebung für den Norden auf dem Dag-Hammarskjöld-Platz beim Hamburger Dammtor-Bahnhof versammelten sich nach Angaben der Ärztegewerkschaft Marburger Bund gegen Mittag 1500 Mediziner. Sie beklagten, dass die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeber (VKA) auch nach vier Verhandlungsrunden noch immer kein Angebot vorgelegt habe.

Der Marburger Bund fordert für die Mediziner in kommunalen Kliniken einen Ausgleich der seit Oktober 2021 aufgelaufenen Preissteigerungen sowie eine lineare Erhöhung der Gehälter um weitere 2,5 Prozentpunkte. Die VKA hat nach eigenen Angaben bislang eine Inflationsausgleichszahlung in Höhe von 3000 Euro in diesem und eine signifikante Entgelterhöhung im kommenden Jahr in Aussicht gestellt. Die fünfte Verhandlungsrunde ist auf den 22. Mai terminiert.

«Wir sind hier, weil wir es satthaben, dass die VKA unsere Forderungen ignoriert», klagte Jara Schlichting, Mitglied der Verhandlungskommission VKA und Ärztin an der Asklepios-Klinik St. Georg, bei der Kundgebung. Auch Ärztinnen und Ärzte seien von der Inflation betroffen und verdienten eine Entgelterhöhung. «Es ist nicht fair, dass die Klinik-Betreiber Gewinne einstreichen, aber ihre Mitarbeiter einen derartig hohen Reallohnverlust einfach hinnehmen sollen.»

Der erste Vorsitzende des Marburger Bundes Hamburg, Pedram Emami, sagte: «Steigende Arbeitsbelastung, unzureichende Personalausstattung und kaum Zeit für Gespräche mit den Menschen - damit haben wir Ärztinnen und Ärzte Tag für Tag zu kämpfen.» Und der medizinische Fachkräftemangel nehme weiter zu. «Wäre es dann nicht mal an der Zeit, dass die Arbeitgeber den Leistungserbringern etwas mehr Wertschätzung entgegenbringen?»

Eine Sprecherin des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) sagte auf Anfrage, die medizinische Versorgung der Patientinnen und Patienten sei sichergestellt. Nicht dringliche Operationen seien jedoch verschoben worden. Ein Sprecher der Asklepios-Kliniken sagte der Deutschen Presse-Agentur, einigen Patientinnen und Patienten habe kurzfristig mitgeteilt werden müssen, «dass ihre Operationen abgesagt werden, was wir außerordentlich bedauern».

Den Warnstreik selbst bezeichnete der Sprecher als nicht sinnvoll, nicht zielführend und auch nicht verantwortbar. Die Kliniken hätten nach wie vor mit den Auswirkungen der extremen Welle an Atemwegserkrankungen zu kämpfen, müssten wegen der jüngsten Warnstreiks von Verdi und Marburger Bund vom März ohnehin noch Operationen aufholen und seien im Mai mit gleich drei Feiertagen konfrontiert, was Planungen zusätzlich erschwere.

Der Warnstreik im Norden ist Teil eines bundesweiten Ausstands. Die zentrale Kundgebung für Ärztinnen und Ärzte fand auf dem Römerberg in Frankfurt/Main statt. Bundesweit waren rund 55 000 Ärztinnen und Ärzte zum Warnstreik aufgerufen. In Hamburg sind vom Ergebnis der Tarifverhandlungen nach Angaben der Ärztegewerkschaft mehr als 3000 Ärztinnen und Ärzte im UKE sowie in den Asklepios Kliniken betroffen, in Schleswig-Holstein waren den Angaben zufolge rund 2000 Mediziner in 20 Kliniken zum Warnstreik aufgerufen.

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