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Windräder und Sanierungen erschweren Fledermäusen das Leben

Windräder und Sanierungen erschweren Fledermäusen das Leben

Windräder und Sanierungen erschweren Fledermäusen das Leben

dpa
Hamburg (dpa/lno) -
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Eine Fledermaus der Art «Großes Mausohr» hat das Maul weit aufgerissen und die Ohren aufgestellt. Foto: Holger Hollemann/dpa/Archivbild

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Auch in Städten leben viele Fledermäuse. In Hamburg sind es mindestens 15 verschiedene Arten. Doch sie haben es nicht leicht. Grund dafür sind Sanierungen - und auch der Ausbau der Windenergie.

Wer in Hamburg Fledermäuse beobachten möchte, kann das am besten in der Nähe von Seen und Teichen tun. «Große Gewässer sind immer gut, da sind immer Fledermäuse zu finden», sagte Biologe und Fledermaus-Experte Holger Reimers der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg. Demzufolge leben aktuell etwa mindestens 15 verschiedene Fledermausarten in Hamburg, wie eine Sprecherin der Umweltbehörde sagte. Häufiger sind dabei der Große Abendsegler, die Zwergfledermaus, die Breitflügelfledermaus und die Rauhautfledermaus zu sehen. Durchaus seltener bekommt man in der Hansestadt die Fransenfledermaus, den Kleinen Abendsegler und die Große Bartfledermaus zu Gesicht.

Allerdings sei das Aufkommen der nachtaktiven Jäger in den vergangenen Jahrzehnten eher gesunken, so Biologe Reimers weiter. «Valide Datenreihen, die den Rückgang belegen, gibt es allerdings nicht.» Reimers ist Autor der Roten Liste für Fledermäuse in Hamburg. Abgesehen vom Insektenschwund seien auch der Ausbau der Windräder und die energetische Sanierung von alten Häusern Gründe für die kleiner werdenden Populationen.

Fledermäuse haben Reimers zufolge eine Lebenserwartung von durchschnittlich etwa sechs Jahren. Und sie ziehen pro Jahr meistens ein Jungtier auf. Gleichzeitig sterben an jedem aufgestellten und sich nachts durchgehend drehenden Windrad im Jahr rund zehn Tiere, wie Studien belegen. Bei rund 70 Anlagen im Hamburger Gebiet, macht das rein rechnerisch 700 tote Fledermäuse im Jahr.

Das Problem sei, dass deren Ultraschallsystem zum Aufspüren und Fangen von Insekten zwar sehr gut sei. Für Windradflügel, die sich mit bis zu 300 Stundenkilometern drehen, reiche diese Technik aber nicht. «Gehen Sie mal mit offenen Augen über eine befahrene Autobahn. Und da fahren die Autos nur 100 Stundenkilometer.»

Das Windrad-Problem betreffe vor allem ziehende Arten, die in den Norden oder Süden unterwegs sind. «Sie machen zwei Drittel der Schlagopfer der Windenergieanlagen aus.» Ein guter Weg seien mehr moderne und weniger alte Windräder, sagte Reimers weiter. Neue werden überwiegend fledermausfreundlich betrieben und schalten sich in der Nacht ab. Es gehe ihm überhaupt nicht darum, den Artenschutz gegen den Klimaschutz auszuspielen. «Wir haben ja ein Interesse daran, dass der Klimaschutz ausgebaut wird. Aber der Artenschutz darf dabei nicht hinten runter fallen.»

Das gelte auch bei Sanierungen von Häusern, bei denen viele der Spalten, in denen die Tiere Unterschlupf finden, «wegsaniert würden. «Fledermausgerechte Sanierung ist möglich. Man muss es nur vorher wissen», sagte Reimers dazu. Er hält deshalb auch Vorträge zum Artenschutz an Gebäuden - insbesondere für Fledermäuse. Einer davon ist für diesen Montag, 18.00 Uhr, in der Geschäftsstelle des Naturschutzbundes Nabu in Hamburg geplant. Eine Anmeldung ist nicht nötig. Reimers ist auch Mitglieder der Nabu-Fachgruppe Fledermausschutz.

Der Umweltbehörde zufolge tut auch die Stadt etwas, um die Arten zu schützen. «Für gebäudebewohnende Fledermäuse werden zum Beispiel im geförderten Mietwohnungsneubau Fledermauskästen installiert. Wir optimieren einzelne Bunkeranlagen, um dort eine Überwinterungsmöglichkeit für Fledermäuse anzubieten», sagte eine Sprecherin dazu.

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