Schleswig-Holstein & Hamburg

Zehntausende Ringelgänse machen Rast im Wattenmeer

Zehntausende Ringelgänse machen Rast im Wattenmeer

Zehntausende Ringelgänse machen Rast im Wattenmeer

dpa
Hooge (dpa/lno) -
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Der Lorendamm in Richtung Hallig Nordstrandischmoor ist unter dem Sternenhimmel zu sehen. Foto: Daniel Reinhardt/dpa

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Normalerweise werden auf den Halligen jährlich im April und Mai die Ringelganstage gefeiert. Dieses Jahr fallen die Veranstaltungen pandemiebedingt aus. Um die Tiere trotzdem ein bisschen zu feiern, gibt es besondere Aktionen.

Zehntausende Ringelgänse treffen sich zurzeit im Wattenmeer. Die Tiere unterbrechen ihren Zug in die nordischen Brutgebiete für eine wochenlange Rast im Wattenmeer, um sich für die Weiterreise ein Fettpolster anzufressen. Jedes Frühjahr machen rund 75 000 dunkelbäuchige Ringelgänse (Branta bernicla bernicla) im Schleswig-Holsteinischen Wattenmeer Station - 40 000 davon auf den Halligen, der Rest auf den Inseln und im Festlandbereich, wie Nationalparkranger Martin Kühn sagte. Damit ist hier im Frühjahr knapp ein Drittel des Weltbestandes dieser Unterart zu sehen. Dieser wird auf etwa 250 000 geschätzt.

Normalerweise werden im April und Mai rund um die Rast der Vögel auf den Halligen die Ringelganstage gefeiert - damit sind die Ringelgänse nach Angaben der Nationalparkverwaltung die einzigen Wattenmeervögel, denen ein eigenes Fest gewidmet ist. Dieses Jahr fallen die Veranstaltungen pandemiebedingt zum zweiten Mal in Folge aus.

Um den Vogel trotzdem ein bisschen zu feiern, können unter www.ringelganstage.de Bastelbögen heruntergeladen und bunt gestaltet werden. Die fertigen Vögel können bis zum 8. Mai an die Nationalparkverwaltung in Tönning geschickt werden. «Hier sammeln sich dann all Eure bunten Ringelgänse und verbinden sich zu einem einzigen Schwarm. So können wir zwar alle nicht persönlich vor Ort sein, sind aber doch auf besondere Art und Weise miteinander verbunden», teilte die Nationalparkverwaltung zu der Aktion mit. Zudem wurde als «Vertröster» ein kurzer Film gedreht, der ebenfalls unter anderem auf der Seite www.ringelganstage.de zu sehen sein wird.

Schleswig-Holsteins Westküste ist den Angaben zufolge für die Tiere als Rastplatz überlebenswichtig: Um die Strapazen des bis zu 5000 Kilometer langen Flugs zu den Brutgebieten in Sibirien zu bewältigen, muss die Gans sich ein Fettdepot angefuttert haben, wenn sie zwischen Mitte und Ende Mai gen Nordosten aufbricht. Pro 100 Kilometer Flugstrecke benötigen sie etwa acht Gramm Fett. Um 400 Gramm Fett zuzulegen, muss sie 18 Kilogramm Gras fressen, wie Kühn sagte.

Aktuell sind Ringelgänse nicht mehr akut gefährdet. Doch noch Mitte des 20. Jahrhunderts sah die Situation ganz anders aus: Unter anderem intensive Bejagung sowie das Absterben großer Seegrasbestände im Wattenmeer führten dazu, dass 1950 weltweit nur noch 10 000 bis 20 000 Tiere übrig waren. Erst nachdem in den meisten Ländern die Jagd auf Ringelgänse eingestellt wurde, erholte sich der Bestand wieder.

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