Gedenkfeier

Zeugen Jehovas nehmen Abschied von Opfern der Amoktat

Zeugen Jehovas nehmen Abschied von Opfern der Amoktat

Zeugen Jehovas nehmen Abschied von Opfern der Amoktat

dpa
Hamburg
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Blumen und Kerzen liegen vor dem Eingangsbereich eines Gemeindehauses der Zeugen Jehovas. Foto: Christian Charisius/dpa/Archivbild

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Rund zweieinhalb Wochen nach der Amoktat mit acht Toten haben die Zeugen Jehovas in Hamburg von den Opfern Abschied genommen. Insgesamt versammelten sich rund 3300 Gläubige zu einer Trauerfeier. Bundespräsident Steinmeier schickte eine...

Tausende Mitglieder der Glaubensgemeinschaft Zeugen Jehovas haben der Opfer des Amoklaufes mit acht Toten in Hamburg gedacht. Rund 3300 Gläubige versammelten sich am Samstag zu einer Trauerfeier in der Alsterdorfer Sporthalle in der Hansestadt, weitere 90 000 verfolgten die Feier nach Angaben der Organisatoren über das Internet.

Neben Angehörigen der Hinterbliebenen und der überlebenden Opfer waren Vertreter aus mehr als 50 Hamburger Gemeinden der Zeugen Jehovas sowie Vertreter aus Politik und Behörden gekommen - unter ihnen auch Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD), die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne), Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit und die Führungsspitze der Hamburger Polizei.

Vor gut zwei Wochen hatte der 35 Jahre alte Philipp F. bei einer Gemeindeversammlung der Zeugen Jehovas in Hamburg sieben Menschen getötet - darunter ein ungeborenes Kind. Anschließend brachte er sich selbst um. Neun Menschen wurden bei der Amoktat verletzt, zwei von ihnen liegen noch im Krankenhaus.

«Wir sind sprachlos angesichts des Ausmaßes an Gewalt und der Brutalität», sagte Dirk Ciupek vom Zweigbüro Zentraleuropa in seiner Gedenkansprache. Die Gemeinschaft fühle sich der Polizei zu großem Dank verpflichtet, die in der Tatnacht ohne zu zögern und unter Einsatz des Lebens weitere Opfer verhindert habe. Dank gelte unter anderem auch der Feuerwehr, den Rettungskräften und dem Glaubensbruder, der bei dem Angriff noch geistesgegenwärtig das Licht im Saal ausgemacht habe - «und dadurch wohl Leben rettete, nur sein eigenes nicht».

Ciupek betonte: «Es wird ein anderes Leben sein als vorher, es wird ein Leben sein mit einer Leerstelle, einer Leerstelle, die wehtut.» Er beschrieb in seiner Rede die Eigenschaften und Besonderheiten jedes einzelnen Opfers, etwa des ungeborenen Mädchens, auf das sich die Versammlung schon so gefreut habe. Das Kind habe bereits jede Stimme der Versammlung gekannt, weil dort jeder das Mädchen schon im Bauch begrüßt habe. «Ja, wir vermissen unsere Toten, wir trauern um unsere Toten. Sie werden Teil von uns bleiben», sagte Ciupek.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erklärte in einer von Bürgermeister Tschentscher verlesenen Grußbotschaft: «Wir gedenken heute der Opfer eines schweren Verbrechens.» Die Opfer der Bluttat seien Teil der Gemeinschaft der Zeugen Jehovas gewesen - «und vor allem waren sie Söhne, Ehefrauen, Ehemänner, Brüder, geliebte Menschen, Freunde, Weggefährten». Durch eine barbarische Tat sei ihnen das Leben genommen worden.

«Diese gnadenlose Tat hinterlässt nichts als Verlust, Trauer und Zerstörung», mahnte Steinmeier. Viele Menschen seien auch verletzt worden. «Ihnen allen, liebe Hinterbliebene, liebe Freunde und Weggefährten der Opfer, gilt mein aufrichtiges, mein tiefes Mitgefühl.» Dieses Verbrechen richte sich gegen das, wofür Deutschland stehe. «Dieses Unrecht betrifft uns alle.»

Bürgermeister Tschentscher betonte: «Ein solches Verbrechen haben wir in Hamburg bisher noch nicht erlebt.» Parlamentspräsidentin Veit richtete ihr Beileid im Namen der Bürgerschaft aus. Im Unglück gelte es, Solidarität und Unterstützung anzubieten, sagte sie. Sogar aus der südkoreanischen Partnerstadt Busan sei ein Kondolenzschreiben eingegangen. Trauer sei wichtig, aber sie sei keine Ohnmacht, betonte Veit. «Wir können Ihnen beistehen, wir können uns der Verstorbenen erinnern, der guten Momente, die Sie mit ihnen hatten.»

Die christlichen Kirchen haben bereits am vergangenen Sonntag in der Hauptkirche St. Petri mit einer ökumenischen Veranstaltung der Opfer gedacht. Mit der glaubensübergreifenden Gedenkveranstaltung wollten die Hamburger Kirchen der Trauer einen Raum geben und Trost und Fürsorge spenden. Die Zeugen Jehovas unterstützten das Gedenken, nahmen selbst aber nicht an der Trauerfeier teil.

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