Handel

Kiosk-Kunden sind entsetzt: Was, du schließt?

Kiosk-Kunden sind entsetzt: Was, du schließt?

Kiosk-Kunden sind entsetzt: Was, du schließt?

Sonderburg/Sønderborg
Zuletzt aktualisiert um:
Kent Hansen verabschiedet sich in diesen Tagen von seinen Stammkunden. Am Sonnabend schließt er den Kiosk „Petit". Foto: Ilse Marie Jacobsen

Diesen Artikel vorlesen lassen.

„Petit“ wird nach 78 Jahren in Sonderburgs Stadtmitte geschlossen. „Der Nordschleswiger" hat eine Stunde lang die verschiedenen Reaktionen auf Kent Hansens Entscheidung mitverfolgt.

Für den 56-jährigen Kent Hansen beginnt am Sonnabend, 4. Juni, ein neues Leben. An dem Tag wird er seinen Arbeitsplatz seit 14,5 Jahren, den unglaublich reich frequentierten Kiosk „Petit“ in der Perlegade, zum letzten Mal abschließen.

In diesen Tagen strömen die Stammkunden noch zu Kent Hansen, um sich das letzte Magazin, einen Lottoschein oder etwas von den herabgesetzten Feuerzeugen, Zigarettenschachteln oder auch das kleine dekorative Fahrrad in dem einen Fenster zu sichern.

Unrentabler Kiosk

Alle paar Minuten geht die Tür zur Fußgängerzone auf, und schnell merkt die wartende Journalistin des „Nordschleswigers“, dass Petit viel mehr ist als nur ein Kiosk. Die Kunden und Kent Hansen kennen einander von vielen Besuchen und unzähligen Gesprächen.

Kent Hansen gibt John Sørensen einen neuen Lottoschein. Foto: Ilse Marie Jacobsen

Aber für Kent Hansen gibt es nun kein Zurück mehr: „Wenn man quasi von zu Hause Geld mitbringen muss, wenn man auf Arbeit geht, dann macht es keinen Spaß mehr“, meint der 56-Jährige.

Sein Umsatz ist in den vergangenen Jahren gesunken. Hinzu kommen die vielen Depositen für die verschiedenen Geräte. „Bei einer Packung Zigaretten verdiene ich ja nur 2 Kronen. Die Zeiten haben sich geändert, und die Menschen haben heute andere Einkaufsgewohnheiten. Jetzt zähle ich die Stunden“, so der Kioskbesitzer.

Ein Kunde hat Kent Hansen Blumen mitgebracht. Foto: Ilse Marie Jacobsen

Schon trudeln die nächsten Kunden in den Kiosk. „Was? Du schließt?“, fragt eine Frau. Ein Mann kommt hinzu: „Da kriegt man doch eine Gänsehaut. Dann gibt es in Sonderburg ja gar keinen Kiosk mehr. Hier wird alles abgewickelt, wie in Frankreich. Da schließen auch viele Restaurants“, stellt der Mann mit nachdenklich gerunzelter Stirn fest.

„Wir sehen uns ja nicht mehr"

 „Preben, was kann ich für dich tun?“, fragt Kent Hansen einen Mann. Als dieser sein Kleingeld erhalten hat, ist er auf dem Weg aus dem Kiosk: „Lass es dir gut gehen. Wir sehen uns ja nicht mehr“, meint dieser traurig und ist schnell weg.  

„Du gehörst zum Stadtbild"

Kent Hansen weiß, dass er vielen Sonderburgern fehlen wird. „Du gehörst doch zum Stadtbild“, meint eine Frau kopfschütttelnd.

John Sørensen – Lille John genannt – ist ebenfalls traurig. „Ich komme ja schon immer zu ihm. Aber es geht nun mal nicht, wenn man das Geld mitbringen muss. Ich verstehe ihn. Dann muss ich eben meine Lottoscheine bei Føtex kaufen“, stellt John Sørensen fest.

Ob „Frau im Spiegel" oder „TV Movie" - Petit hat alles. Foto: Ilse Marie Jacobsen

 „Ich hoffe, dass wir uns mal auf der Straße treffen, „Danke für einen immer guten Service“, „Alles Gute in deinem nächsten Leben“ – alle wünschen Kent Hansen das Beste. Zwischendurch klingelt das Telefon. Im „Petit“ gibt es keine freie Minute.

Noch keine neue Arbeit

Ab Sonnabend wird der Kioskbesitzer wieder mehr Zeit für seine Frau und die drei Kinder haben. Einst hat er wöchentlich 55 Stunden in seinem Kiosk verbracht. Sonntags musste sauber gemacht werden, und Waren mussten auch geholt oder bestellt werden. Für einen Angestellten hatte er kein Geld.

Womit er nach der Schließung von „Petit" sein Geld verdienen wird, das weiß der langjährige Kioskbesitzer noch nicht.

„Aber ich werde schon was finden. Es muss nur das Richtige sein. Ich muss ja noch neun oder zehn Jahre arbeiten“, so Kent Hansen. Er ist gebürtiger Sonderburger und wurde einst bei „Sønderborg Jernforretning“ im Büro ausgebildet. Kent Hansen ist ein begeisterter Sportler und war 22 Jahre lang Fußballtrainer. Drei Jahre lang war er Hallenwart in Ulkebüll (Ulkebøl).

Er freut sich mit Gewinnern

Kent Hansen ist abgeklärt, aber zwischendurch schaut er so kurz vor dem Abschluss doch etwas skeptisch drein. Ihm wird der Kundenkontakt fehlen. Neben den gemütlichen Gesprächen mit der Stammkundschaft haben ihm Gewinner beim Lotto, Lotterien oder Rubbellosen viele gute Erlebnisse beschert. Im „Petit " haben Lotto-Gewinner in den Jahren 25 bis 30 Millionen Kronen gewonnen.

„Das sind die witzigsten Momente. Es gibt Menschen, die wollen keine Rubbellose als Geschenk, weil sie riskieren, einen Millionengewinn zu verschenken. Aber da habe ich das ganz anders. Ich habe mich schon immer gefreut, wenn andere etwas gewinnen“, so Kent Hansen.

„Bog og Idé” im Einkaufszentrum Borgen übernimmt den Verkauf von „Landbrugslotteriet“.

Die Aussicht auf den Rønhaveplads Foto: Ilse Marie Jacobsen
Mehr lesen