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Das macht die Biker-Welt auf Nordalsen so attraktiv

Das macht die Biker-Welt auf Nordalsen so attraktiv

Das macht die Biker-Welt auf Nordalsen so attraktiv

Hardeshoi/Hardeshøj
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Ein Blick in die Werkstatt, wo selbst ältere Motorräder wieder flott hergerichtet werden. Foto: Ilse Marie Jacobsen

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„MC Kæden“ auf Nordalsen kann am 30. September sein 50-jähriges Bestehen feiern. Warum dieser Club den Mitgliedern so am Herzen liegt, erzählen zwei Geschwister.

Es hockten einmal neun Jungen in einem Dachgeschoss in Hardeshoi. Da hatten Ove Hansen und seine Freunde eine gute Idee: Die Teenager mit Mofas wünschten sich einen eigenen Club – einen wie die Hells Angels. Es blieb aber nicht bloß bei einer fixen Idee.

Sie gründeten „MC Kæden“ – und die Mofa-Gemeinschaft der Teenager entwickelte sich Jahre später zu einem Verein von Motorradbesitzerinnen und -besitzern mit vielen PS. Furore machte der nordalsische Bikerverein mit seinem jährlichen „Alstræf“, dem Alsen-Treffen, zu dem einst Tausende  Gäste aus ganz Dänemark kamen – mit Alkohol, Musik, Striptease und verrückten Aktivitäten.

Vor dem Clubhaus am Færgevej 68 stehen manchmal viele Motorräder. Foto: Ilse Marie Jacobsen

„MC Kæden“ kann nun in Kürze sein 50-jähriges Bestehen in den Clubräumen am Færgevej 68 in Hardeshoi feiern. Am Sonnabend, 30. September, wird von 13 bis 17 Uhr zum Tag der offenen Tür eingeladen. Dort dürfen sich alle die feste Adresse der Bikerinnen und Biker von Nordalsen anschauen – diesmal auch ohne das traditionelle Outfit und mit dem alsischen Logo auf dem Rücken.

Motorradfahren macht frei

Die Familie Holt aus Norburg (Nordborg) ist mit dem Motorrad aufgewachsen. „Unser Vater hatte ein Motorrad mit Seitenwagen. Da mussten wir vier Kinder doch auch so etwas haben“, stellt Anne Grethe Holt fest. Die vier Geschwister wurden allesamt Mitglieder des „MC Kæden“. Anne Grethe und ihr Bruder Karsten gehören weiterhin zum festen Stab des Vereins.

Die Geschwister Anne Grethe und Karsten Holt Foto: Ilse Marie Jacobsen

Was ist so toll am Motorradfahren? „Es ist diese Freiheit. Man bekommt den Kopf frei. Beim Fahren tankt man neue Energie, und dann ist da noch die Gemeinschaft“, so Karsten Holt. Seine Schwester pflichtet ihm bei: „Ich genieße die Natur. Es ist nun mal etwas anderes, wenn man auf einem Motorrad unterwegs ist.“ Sie liebt die Ausflüge auf kleinen Straßen und in einem eher gemächlichen Tempo. „Mit 65 Jahren ist man über das Raser-Alter hinweg“, meint sie lachend.

 

Es ist diese Freiheit. Man bekommt den Kopf frei. Beim Fahren tankt man neue Energie, und dann ist da noch die Gemeinschaft.

Karsten Holt, „MC Kæden"

Ob 5.500 Kilometer quer durch Europa oder 1.100 Kilometer in Jütland und auf Fünen – die Mitglieder der „MC Kæden“ kommen weit herum. Mehrmals flogen einige Mitglieder auch nach Amerika, um dort auf Harley-Davidson-Maschinen durch die fantastische Natur zu kurven. Oder es ging zum Nordkap und wieder zurück.

Sie sind keine Rocker

Die Bikerinnen und Biker sehen mit Jeans- oder Leder-Kleidung, Rückenlogo und großen Motorrädern immer cool und selbstbewusst aus. Aber sie sind keine Rocker. „Wir gehören nicht zu den Ein-Prozent-Clubs“, meint Anne Grethe Holt. Ein-Prozent-Clubs haben einen festen Bezug zum Rocker-Milieu.

So war unter anderem auch die Grethe, die Betreiberin des „Hardeshøj Færgekro“, anfangs alles andere als begeistert, als „MC Kæden“ nach einigen Adressen vor 43 Jahren den alten Kuhstall am Wasser von der Kommune bezog. Aber selbst Grethe musste klein beigeben. Die Mitglieder wurden schnell zahlende Gäste in ihrem Krug. Ihre anfängliche Skepsis erwies sich als völlig unbegründet.

Ove Jensen (Vorsitzender 1973-1978), Leif Jensen (1979-2019) und Max Landt Jensen (ab 2019) im Aufenthaltsraum in Hardeshoi Foto: Ilse Marie Jacobsen

Der Motorradclub arrangiert häufiger Veranstaltungen, bei denen auch die Leute von außen herzlich willkommen sind. So konnte der nordalsische MC-Club bei Vorträgen des früheren Hells-Angels-Mitglieds Lars Jensen, der in Sonderburg (Sønderborg) sein Geld als Bestatter verdiente, dem Polizisten Vlado Lentz oder Biker-Jens von der Robinson-Expedition volles Haus vermelden.

Auch jüngere Mitglieder

Im Gegensatz zu anderen Vereinen kann sich „MC Kæden“ nicht über ein Übergewicht an älteren Mitgliedern beklagen. „Es gelingt uns, auch die Jüngeren reinzuholen. Aber das älteste Mitglied wird im Oktober 91 Jahre alt“, so Anne Grethe Holt, die selbst seit 30 Jahren Kassiererin bei „MC Kæden“ ist. Die jüngeren Mitglieder melden sich unter die Fahne des Clubs, weil sie in die Fußstapfen ihrer Mutter oder ihres Vaters treten. Und sie locken dann wiederum andere jüngere Leute zum Club in Hardeshoi.

„MC Kæden“ hatte einmal über 300 Mitglieder – aktuell liegt diese Zahl bei 55. Ob hoher Posten oder  Lehrling – wer Motorrad fährt, der grüßt immer die anderen, wenn man auf einem Motorrad unterwegs ist, meint Karsten Holt. Die Mitglieder helfen einander, und die Gemeinschaft mit anderen Gleichgesinnten macht stark.

Allan Vriborg (l.) und Kim Michler am Billardtisch Foto: Ilse Marie Jacobsen

Die Mitglieder des „MC Kæden“ müssen in der Sonderburger Kommune wohnen, einen MC-Führerschein und eine registrierte Maschine vorzeigen können. Sie zahlen 100 Kronen im Monat. Dann dürfen sie wiederum an allen Touren teilnehmen und auch das Clubhaus benutzen. Das Clubhaus ist ein kommunales Gebäude – die Kommune sorgt für das Äußere, der Club für alles, was in dem Gebäude hergerichtet und eingerichtet wird.

Alstræf nicht mehr in Clubregie

Das gesamte Gebäude am Færgevej 68 ist in den vergangenen Jahren modernisiert und renoviert worden. Die ganze untere Etage erhielt neue Böden und iim ganzen Gebäude sind diverse Räume, Toiletten, Badezimmer, eine Werkstatt, ein Lager, ein großer Festsaal und ein Aufenthaltsraum mit Bar entstanden.

Ein Motorrad mit Beiwagen in der Garage des Clubhauses Foto: Ilse Marie Jacobsen

Das legendäre Alstræf wird seit 2016 nicht mehr in Clubregie auf Pöhl (Pøl) durchgeführt. „Die Preise stiegen, und es kamen nicht mehr so viele Menschen. Die Behörden stellen auch immer höhere Forderungen“, so Kim Michler, der 1976 zum ersten Mal an der Feier teilnahm. Beim Alstræf wurde gefeiert – umgangssprachlich bis zum „umfallen“. „Es war immer ein fantastisches Wochenende“, versichert Anne Grethe Holt.

Das größte Alsen-Treffen war 2014 das 40-jährige Bestehen des Clubs. Dort sorgte die Band Slade für eine unglaublich gute Stimmung. Heute wird das jährliche Treffen der Motorradfahrer zünftig und nicht ganz so exzessiv im Valhal auf Hagenberg (Havnbjerg) abgehalten. Auch das Motorrad-Volk ist „erwachsener" geworden.

Das neue Logo des „MC Kæden“ links und rechts das Ursprüngliche, das Ove Jensens Mutter einst entwarf. Foto: Ilse Marie Jacobsen
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