Ausgrabung

Vom Superligafund bis hin zu alten Gräbern

Vom Superligafund bis hin zu alten Gräbern

Vom Superligafund bis hin zu alten Gräbern

Stevning
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Jeppe Skovgaard (l.) und Katrine Moberg Riis bei den Gräbern Foto: Karin Riggelsen

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Auf dem kommenden Solarzellenpark bei Stevning hat das Museum Sønderjylland neben dem größten Bronzezeitgebäude Alsens auch interessante Hinterlassenschaften aus der Eisenzeit gefunden.

Am 1. Mai ging es los, und bis vergangenen Mittwoch haben die Archäologinnen und Archäologen vom Museum Sønderjylland gegraben, gewischt und ganz vorsichtig gekratzt und geschabt.

Auf einem der Gelände des kommenden Solarzellenparks bei Stevning wurden in der schweren, lehmigen Erde unter anderem auch vier Gräber aus der Bronze- und der Eisenzeit freigelegt und gesichert.

Fünf Archäologen bei der Arbeit Foto: Karin Riggelsen
Zelt der Archäologen aus Hadersleben Foto: Karin Riggelsen

Beim Besuch des „Nordschleswigers“ hatten Katrine Moberg Riis und ihr Team mehrere Gräber freigelegt. Die ersten beiden, in denen Reste von Knochen gefunden wurden, und die schon wieder mit Plastik abgedeckt worden waren, waren aus der Bronzezeit.

Man bekommt jeden Tag eine Überraschung. Man lernt stets etwas Neues.

Katrine Moberg Riis, Archäologin

In den beiden Gräbern unter dem weißen Zeltdach des Museums gab es lediglich Reste von verbrannten Körpern. In der Eisenzeit (etwa 800 Jahre vor unserer Zeitrechnung bis um die Zeitenwende im Jahre 0) wurden die Toten verbrannt.

 „Man bekommt jeden Tag eine Überraschung. Man lernt stets etwas Neues“, so die Archäologin. Bei den freigelegten beiden Gräbern wurden anschließend die Steine an den Seiten entfernt und tiefer gegraben.

Das Museum Sønderjylland gräbt lediglich dort, wo auf dem neuen Solargebiet Wege und Wendeplätze angelegt und dafür etwas tiefer in die Erde gegraben wird.

 

Dort wurde das gro0e Bronzezeit-Gebäude gefunden. Foto: Karin Riggelsen
So wird das große Bronzezeit-Gebäude bei Stevning einmal ausgesehen haben. Diese Rekonstruktion zeigt ein großes Haus bei Brdr. Gram in Woyens (Vojens) Foto: Museum Sønderjylland

Wird mit einem Spaten gegraben und es stoppt einen plötzlich ein großer Stein, dann ist das für das archäologische Team kein Ärgernis. „Dann wissen wir, dass die anderen einst auch dort gestoppt wurden und aufgegeben haben“, so Katrine Moberg Riis lächelnd.

Aus der Eisenzeit wurden die Reste von mehreren Häusern gefunden. 

Es lagen einst mehrere Gebäude auf dem alsischen Gelände, wo Katrine Moberg Riis vor einigen Jahren in der Nähe des Unternehmens Linak auch eine Kochsteingrube freilegte. Nördlich von Stevning war ein Versammlungsort. „Hier gibt es eine fette Erde und das Wasser ist nicht weit weg. Es ist ein vorzügliches Areal voller Ressourcen“, so die Archäologin.

Jeppe Skovgaard sprach Sumpferz an. Das Sumpferz wurde verbrannt und so Eisen gewonnen.  

Großes Gebäude gefunden

Den größten Fund machten die Museumsexpertinnen und -experten Ende Mai. Auf einem Feld an der anderen Seite des kommenden 35 Hektar großen Solarzellengeländes wurden die deutlichen Zeichen eines sehr großen Hauses aus der Bronzezeit gefunden. Das Gebäude aus der Periode 1100 bis 1000 v. u. Z. war 35 Meter lang und 7,25 Meter breit.

Eine Drone hat ein Foto der Ausgrabungsstelle fotografiert. Foto: Museum Sønderjylland
Hans Christian Petersen, Casper Marienlund und Martin Pedersen beim Graben Foto: Karin Riggelsen

Mit der imposanten Größe und seinen 253 Quadratmetern Fläche ist das ein Superliga-Fund, so die leitende Archäologin der Ausgrabung bei Stevning, Katrine Moberg Riis. Es ist das erste Bronzezeit-Gebäude auf Alsen und mit diesen Maßen das drittgrößte in ganz Nordschleswig.

Eine wohlhabende Elite

Wer so ein Gebäude errichten konnte, gehörte laut den Experten damals zu einer wohlhabenden Elite, die ihre Toten unter anderem auch in hohen Hügelgräbern beerdigte. Das stolze Gebäude aus der späten Bronzezeit stand auf 20 dachtragenden Pfählen. Vier Tage lang hatten die Archäologen dort gearbeitet. Dann konnten die schweren Maschinen des Solarzellenteams Nordic Solrar auf dem etwas höheren Hügels anrücken. Jetzt wird an dem einstigen stolzen Haus einer führenden Familie gegraben.  

Jeppe Skovgaard mit einem GPS Foto: Karin Riggelsen
Jeder Fund wird auf der Karte eingetragen. Foto: Karin Riggelsen

Das Team des Museums Sønderjylland hat den Fund des Hauses mit genauen GPS-Messungen und Drohnenbildern festgehalten, und alles wird in Berichten festgehalten. Der Abfall wurde in der Bronzezeit übrigens 50 bis 100 Meter weit weg getragen. „Für uns ist es ja ärgerlich. Im Abfall finden wir immer viele interessante Dinge“, so die Archäologin.

Von Anfang an dabei

Die Archäologin lobt die Kooperation mit Better Energy, dem Solarzellen-Team. „Das geht bestens. Es ist aber immer gut, wenn wir von Anfang an mit dabei sind“, so Katrine Moberg Riis. Die Museumsleute halten sich an einen Zeitplan, „und wir sorgen nicht für Verzögerungen. Wenn wir hier fertig sind, dann ist nichts mehr zu holen“, meint sie.

Archäologin Katrine Moberg Riis Foto: Karin Riggelsen
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