Pleite für den Ligaprimus
Bayern patzen in Mainz - Gespräche über Flick-Abschied
Bayern patzen in Mainz - Gespräche über Flick-Abschied
Bayern patzen in Mainz - Gespräche über Flick-Abschied
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Die Meisterparty der Bayern in Mainz fällt aus. Trainer Hansi Flick ist enttäuscht über die vierte Saisonschlappe. Für ihn stehen in den nächsten Tagen zukunftsweisende Gespräche mit der Club-Führung an.
Die Bayern-Bosse um Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge waren nach dem seltsam blutleeren Auftritt des designierten deutschen Meisters in Mainz genauso schnell verschwunden wie die enttäuschten Profis.
Kein Jubel, keine Siegerfotos - die fest eingeplante Fußball-Titelfeier der Münchner musste nach dem unerwarteten 1:2 (0:2) beim Tabellenzwölften am Samstag verschoben werden und fiel auch am Sonntag auf der heimischen Couch aus. Verfolger RB Leipzig verkürzte durch einen 2:0-Sieg gegen den VfB Stuttgart den Rückstand auf den Tabellenführer drei Spieltage vor dem Saisonende auf sieben Punkte und vertagte damit die Entscheidung.
«Es ist schade, dass wir nicht den Schritt gehen konnten», sagte Bayern-Trainer Hansi Flick nach der vierten Saisonschlappe: «Diese Niederlage muss ich erst einmal verdauen.» Zweifel an der 31. Meisterschaft ließ der 56-Jährige trotz des Patzers kurz vor der Ziellinie aber nicht aufkommen. «Wir brauchen noch einen Sieg. Ich gehe davon aus, dass wir den auch holen», betonte Flick. Die nächste Chance dazu bietet sich in zwei Wochen gegen Borussia Mönchengladbach. «Da wollen wir es klar machen», verkündete Nationaltorwart Manuel Neuer.
In der zweiwöchigen Bundesligapause gilt Flicks Fokus aber nicht nur dem Saisonendspurt. Für den Erfolgstrainer stehen entscheidende Gespräche mit der Bayern-Führung über die von ihm gewünschte vorzeitige Auflösung seines bis Sommer 2023 gültigen Vertrages an. «Wir haben vereinbart, dass wir uns nach dem Spiel in Mainz zusammensetzen», sagte Rummenigge der «Bild am Sonntag».
Bei den Verhandlungen wird es auch um das Thema Geld gehen. «Wenn wir Hansis Wunsch entsprechen sollen, müssen alle Parteien gemeinsam eine Lösung finden, mit der auch der FC Bayern zufrieden ist», betonte Rummenigge. «Wir sprechen hier immerhin von einem Trainer, der mit uns Historisches erreicht hat und mit dessen Arbeit wir sehr glücklich sind.» Vor allem Rummenigge wollte Flick nie verlieren.
Die Bayern dürften wie ihr Trainer an einer schnellen Lösung interessiert sein, um ihre eigenen Planungen für die kommende Spielzeit zügig vorantreiben zu können und wieder Ruhe ins Umfeld zu bekommen. Vor allem Sportdirektor Hasan Salihamidzic war zuletzt zum Zielobjekt des Fanfrusts geworden. Es sei «nicht fair, wie die Öffentlichkeit aktuell mit Hasan umgeht», kritisierte Rummenigge und stellte klar: «Alle Entscheidungen, selbstverständlich auch Transfers und Kaderfragen, treffen wir beim FC Bayern gemeinsam mit dem Vorstand und dem Aufsichtsrat - und der Trainer ist dabei genauso involviert.»
Zuletzt hatte es zwischen Salihamidzic und Flick wiederholt heftige Differenzen gegeben. In der Vorwoche hatte Flick, der in der vergangenen Saison sechs Titel mit den Münchnern holte, dann ohne Rücksprache mit dem Verein seinen Wunsch nach Veränderung öffentlich gemacht. Er gilt als Favorit auf die Nachfolge von Bundestrainer Joachim Löw, der nach der Europameisterschaft im Sommer aufhört. Auch dem DFB käme eine baldige Einigung zwischen Flick und den Bayern sehr gelegen.
Vor seinem Abschied, dem ihm der Rekordmeister wohl nicht verwehren wird, will Flick aber noch den fünften Meisterstern klarmachen. Warum dies in Mainz nicht gelang, lag für ihn auf der Hand. «Die Mannschaft hat auf dem Platz von der Intensität nicht so gewirkt, wie wir das kennen. Es hat etwas langsam ausgeschaut», sagte Flick.
Neuer, der beim ersten Gegentor von Jonathan Burkhart (3. Minute) unglücklich aussah und bei Treffer Nummer zwei von Robin Quaison (37.) machtlos war, sah es ähnlich. «Gerade was in der ersten Halbzeit passiert ist, war zu wenig von uns. So kannst du dieses Spiel nicht angehen und gewinnen», kritisierte der Kapitän. «Die Körpersprache und das Engagement von uns, den Ball haben zu wollen und von hinten herauszuspielen, waren zu wenig.»
Wenn es überhaupt etwas Positives gab, war es der Treffer von Robert Lewandowski tief in der Nachspielzeit. Mit dem 36. Saisontor kam der Weltfußballer dem Bundesligarekord von Gerd Müller (40 Tore) wieder ein kleines Stück näher. Ansonsten verlief das Comeback des Stürmers nach rund vierwöchiger Verletzungspause eher unauffällig. «Robert hat sicher nicht aus der Mannschaft herausgestochen», umschrieb Flick diplomatisch die ebenfalls ausbaufähige Leistung von Lewandowski.