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Cover-Star und Turn-Ikone: Auftakt zur Simone-Biles-Show
Cover-Star und Turn-Ikone: Auftakt zur Simone-Biles-Show
Cover-Star und Turn-Ikone: Auftakt zur Simone-Biles-Show
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Konkurrentinnen bewundern sie, Fans verehren sie und Medien reißen sich um sie: Simone Biles. Der US-Turnstar zieht bei den Olympischen Spielen in Tokio wieder alle Blicke auf sich.
Cover-Star, Turn-Ikone und für ihre deutschen Konkurrentinnen «kein Maßstab»: Am Sonntag (15.30 Uhr MESZ) beginnt die erwartete große Show der Simone Biles. Mit Neugier und Vorfreude blicken Turn-Fans ebenso wie Wettkampf-Gegnerinnen auf die Mannschafts-Qualifikation im Mehrkampf.
«Sie ist auch eine Vorreiterin. Auch wir sind begeistert von dem, was sie zeigt, wie sie es zeigt. Ich persönlich freue mich extrem, sie zu sehen bei den Olympischen Spielen», sagte die deutsche Mehrkampf-Meisterin Elisabeth Seitz über die US-Ausnahmeathletin.
Gemeinsam mit Pauline Schäfer (Chemnitz), Sarah Voss (Köln) und ihrer Stuttgarter Vereinskollegin Kim Bui will die 27-Jährige das Finale der besten acht Teams am Dienstag erreichen. Das Podiumstraining, bei dem das Quartett am Donnerstag erstmals die Geräte und die triste Atmosphäre im zuschauerlosen Ariake Gymnastics Centre getestet hat, hat die Zuversicht gestärkt. Der Auftritt ihrer Riege sei «absolut überzeugend» gewesen, urteilte Bundestrainerin Ulla Koch. «Bis Sonntag wird nochmal Feinschliff betrieben und dann geht es endlich los», schrieb Schäfer bei Instagram.
Biles fühlt sich gut
Während die Athletinnen des Deutschen Turner-Bundes (DTB), die sich beim Training allesamt in weinroten langen Anzügen präsentierten, erst am japanischen Abend ihren Vierkampf bestreiten, sind Biles und ihre Mitstreiterinnen bereits am Nachmittag dran. «Podiumstraining beendet - fühle mich ziemlich gut», verkündete die 24-Jährige über die sozialen Medien.
Viermal Gold hatte die Ausnahmeturnerin bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro gewonnen. Spätestens seither ist sie der unumstrittene Star der Szene. Vor Tokio war sie auf dem Cover von «Health Magazin» und «Wall Street Journal» zu sehen. Dabei hat die Texanerin auch keine Scheu, sich in auffallenden Outfits zu zeigen.
Und pünktlich zum Olympia-Auftakt hat Simone Biles sogar ein eigenes Emoji bei Twitter bekommen: Eine Ziege in einem Turndress bei einem Spreizsprung und mit einer Goldmedaille um den Hals. Die Ziege ist eine Anspielung auf den Ziegenkopf, den Biles seit geraumer Zeit auf ihren Turnanzügen trägt. Er symbolisiert das englische Wort Goat für Ziege - GOAT steht aber auch als Abkürzung für «Greatest Of All Times» (Größte aller Zeiten).
Rückkehr nach Wettkampfpause
Simone Biles war erst Ende Mai nach einer 587 Tage dauernden Wettkampf-Pause auf die Turn-Bühne zurückgekehrt - und das mit einem Sprung, den nie zuvor eine Frau gezeigt hatte. Als Erste stand die 24-Jährige einen Jurtschenko mit doppeltem Rückwärts-Salto gebückt. «Ich denke, Simone ist für uns kein Maßstab. Das, was sie macht, ist irgendwie auch ein bisschen unmenschlich, meiner Meinung nach. Auf jeden Fall hat sie meinen Riesenrespekt», sagte Pauline Schäfer, 2017 Weltmeisterin am Schwebebalken.
Die US-Turnerin ist nur 1,42 Meter groß, doch alle blicken zu ihr auf. «Eine herausragende Turnerin, die vor allem auch die Sportart nochmal prominenter gemacht hat. Sie ist einfach ein Star in unserer Sportart», sagte Elisabeth Seitz. Vor allem aber ist es auch die spezielle Geschichte von Simone Biles: 2018, zwei Jahre nach ihrem Aufstieg zum Superstar, machte sie öffentlich, dass sie vom früheren Teamarzt Larry Nassar sexuell missbraucht worden sei. «Ich habe keine Angst mehr, meine Geschichte zu erzählen», sagte sie damals.
Biles ist die einzige noch aktive Turnerin, die vom Missbrauchsskandal im Trainingszentrum von Béla und Martha Károlyi betroffen war. Noch immer ist für sie das Thema nicht abgeschlossen. «Oh, es ist noch lange nicht vorbei», hatte sie jüngst in einem Interview der Sendung «60 Minutes» des US-Fernsehsenders CBS gesagt. Es gebe noch viele unbeantwortete Fragen. «Wer wusste was wann?», fragte sie. Nach ihrer Ansicht haben der Turnverband USA Gymnastics sowie das Olympische und Paralympische Komitee der USA zu wenig für die Aufklärung getan. Sie habe zu «einhundert Prozent» das Gefühl, im Stich gelassen worden zu sein.