Tour de France

«Alles perfekt»: Pogacar bejubelt historischen Tour-Triumph

«Alles perfekt»: Pogacar bejubelt historischen Tour-Triumph

«Alles perfekt»: Pogacar bejubelt historischen Tour-Triumph

dpa
Nizza
Zuletzt aktualisiert um:
Tour-Sieger Pogacar im Zeitfahren. Foto: Jerome Delay/AP

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Tadej Pogacar siegt bei der 111. Tour de France - und macht so einen historischen Doppelerfolg perfekt. Beim abschließenden Zeitfahren in Nizza zeigt der Slowene noch einmal seine ganze Klasse.

Tadej Pogacar verschwand in der Abendsonne der Côte d’Azur in einem weiß-gelben Jubelhaufen und ließ sich von seinen Team-Kollegen leidenschaftlich für seinen historischen Triumph bei der 111. Tour de France bejubeln. «Ich bin sehr glücklich. Ich kann nicht beschreiben, wie glücklich nach zwei harten Jahren in der Tour. Dieses Jahr lief alles perfekt», sagte der 25-Jährige, nachdem er in Nizza seinen insgesamt dritten Gesamtsieg bei der dreiwöchigen Landesrundfahrt perfekt gemacht hatte.

Damit gelang dem Sieger des Giro d'Italia als erstem Radprofi seit Marco Pantani vor 26 Jahren der seltene Doppelerfolg bei den beiden Grand Tours. Das hatten zuvor erst sieben Fahrern geschafft, darunter Radsport-Idol Eddy Merckx. 

«Kein schlechter Tag» für Pogacar

«Das ist unglaublich. Die Tour zu gewinnen, ist ein anderes Level. Und dazu noch das Double ist noch ein anderes Level», sagte der sichtlich glückliche Sieger. «Das ist die erste Tour, wo ich jeden Tag voller Zuversicht war. Ich hatte keinen schlechten Tag.»

Der Slowene zeigte auch bei der finalen Etappe seine ganze Klasse. Und er bestätigte, warum ihn viele Experten als besten Radrennfahrer der Welt ansehen. Beim 33,7 Kilometer langen Einzelzeitfahren zwischen Monaco und Nizza gewann Pogacar das Rennen gegen die Uhr bei einer weiteren Machtdemonstration vor Vorjahressieger Jonas Vingegaard und dem belgischen Zeitfahr-Weltmeister Remco Evenepoel. Pogacar feierte seinen sechsten Tour-Tageserfolg in diesem Jahr, seinen 17. Etappensieg insgesamt.

In der Gesamtwertung thronte Pogacar mit 6:17 Minuten vor seinem großen Rivalen Vingegaard. Evenepoel belegte mit einem Rückstand von 9:18 Minuten Gesamtrang drei. Zum ersten Mal in der Tour-Geschichte wurde das Finale nicht in Paris ausgetragen. In der Hauptstadt laufen derzeit die Olympia-Vorbereitungen auf Hochtouren. 

Vingegaard ließ sich ein Lächeln trotz der Ablösung von der Tour-Spitze nicht nehmen. Hand in Hand mit seiner schwangeren Ehefrau Trine und Tochter Frida spazierte er durch den Zielbereich. 

Pogacar legt im Duell mit Vingegaard wieder vor

Im großen Tour-Duell mit Rivale Vingegaard übernahm Pogacar wieder Platz eins und führt nun bei den Gesamtsiegen mit 3:2. Der Däne hatte die vergangenen zwei Tour-Triumphe für sich verbucht, Pogacar war davor zweimal erfolgreich gewesen. Radsportfans weltweit hatten ein Duell der Titanen zwischen Pogacar und Vingegaard beim finalen Zeitfahren herbeigesehnt. Doch die Spannung blieb durch den deutlichen Zeitvorsprung Pogacars aus. 

Das sah 1989 anders aus, als es zuletzt zu einem finalen Zeitfahren gekommen war. Damals besiegte der US-Amerikaner Greg LeMond den Franzosen Laurent Fignon noch spektakulär mit einem hauchdünnen Vorsprung von nur acht Sekunden.

Der Slowene ließ eine derartige Spannung nicht aufkommen. Er war einfach zu stark. Vingegaard trat nach seiner schweren Verletzung im Frühjahr zwar besser auf als von vielen erwartet, aber er konnte dem Widersacher kaum etwas entgegensetzen. Im Prinzip war es eine schleichende Niederlage. Pogacar, der das Gelbe Trikot seit der vierten Etappe souverän verteidigte, nahm dem Konkurrenten regelmäßig etwas Zeit ab - und baute so allmählich seinen Vorsprung aus. 

In der dritten Woche blieb der von Vingegaards Team erhoffte Einbruch Pogacars aus. Ganz im Gegenteil: Auf den Gebirgsherausforderungen in den Pyrenäen und Alpen bezwang er Vingegaard erneut klar. Sportdirektor Grischa Niermann aus Vingegaards Team gestand ein: «Pogacar ist der Stärkste.»

Eritreer Girmay bester Sprinter der 111. Tour 

Die finale Etappe startete in Monaco mit dem anspruchsvollen Auf und Ab inklusive rasanter Abfahrt. Alle Blicke richteten sich in der Heimat vieler Superreicher auf Pogacar. Dort befindet sich sein Lebensmittelpunkt. «Er kennt hier jede Ecke, er kennt die Strecke sehr gut», sagte Pogacars deutscher Teamkollege Nils Politt. 

Groß war der Beifall für den Eritreer Biniam Girmay sowohl in Monaco als auch im Zielbereich. Vor der Sprintelite um den Belgier Jasper Philipsen behauptete sich der Teamkollege des deutschen Fahrers Georg Zimmermann in Nizza vor vielen Fans aus seinem Heimatland als bester Sprinter der 111. Auflage. Girmay hatte dieses Jahr sensationell seine erste Tour-Etappe gewonnen. Danach folgten noch zwei weitere Tagessiege. Der Olympiasieger Richard Carapaz aus Ecuador beendete das prestigeträchtige Rennen als stärkster Bergfahrer. 

Cavendish beendet Tour als Letzter

Der Freiburger Simon Geschke hatte das gepunktete Trikot 2022 auch schon für neun Tage getragen. Am Sonntag sagte der gebürtige Berliner nach seiner zwölften und letzten Tour Au Revoir. Zum Saisonende hört der 38 Jahre alte Routinier auf. 

Auch Topsprinter Mark Cavendish wird wohl nicht noch einmal bei der Tour antreten. Nachdem er die fünfte Etappe gewonnen und sich durch den 35. Tagessieg den alleinigen Etappensieg-Rekord gesichert hatte, beendete er die Tour am Sonntag als Letzter. Auf die Frage, ob dies das letzte Rennen seiner Karriere gewesen sei, antwortete der 39-Jährige: «Sehr wahrscheinlich.»

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