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Der Hass im Netz - Zverev: Mutter wird der Tod gewünscht

Der Hass im Netz - Zverev: Mutter wird der Tod gewünscht

Der Hass im Netz - Zverev: Mutter wird der Tod gewünscht

dpa
New York
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Jule Niemeier hat die Kommentarfunktion auf ihren sozialen Netzwerken stark eingeschränkt. Foto: Pamela Smith/AP/dpa

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Tennisprofis erhalten im Internet viele Hassbotschaften. Eine Französin veröffentlicht üble Beschimpfungen - und erhält Zuspruch. Auch die deutsche Nummer eins ist betroffen. Was sind Lösungen?

Für Alexander Zverev gibt es bei Hassattacken im Internet nur ein Rezept: «Ignorieren». Mit der Veröffentlichung übler Nachrichten gegen sich setzte die Französin Caroline Garcia bei den US Open das Dauer-Thema für Tennisprofis wieder auf die Agenda. Und auch die deutsche Nummer eins berichtete beim Grand-Slam-Turnier in New York auf Nachfrage von massiven Beschimpfungen über die sozialen Netzwerke.

«Schaut euch mein Instagram an, wie viel ich da bekomme, wie viel meiner Mutter der Tod gewünscht wird oder mir der Tod gewünscht wird», sagte Zverev. «Es gibt überall auf der Welt dumme Menschen.»

Mit eindrücklichen Worten berichtete Garcia, dass sie hunderte Hassnachrichten erhalte und veröffentlichte krasse Beispiele für Beschimpfungen bis hin zu Todeswünschen für ihre Mutter. Es tue ihr weh, sie habe in ihrem Alter von 30 Jahren jedoch Werkzeuge, um sich vor Hass zu schützen. «Aber es ist immer noch nicht okay. Es besorgt mich, wenn ich an junge, aufstrebende Spielerinnen denke, die dies durchmachen müssen», schrieb sie.

Auch Jule Niemeier hat diese Erfahrungen früh in ihrer Karriere gemacht. Inzwischen hat sie die Kommentarfunktion unter ihren Instagram-Posts stark eingeschränkt. «Ich finde es sehr schade, weil es die Freude an dem Ganzen nimmt», sagte die Dortmunderin nachdenklich nach ihrem Zweitrunden-Sieg bei den US Open über Erfahrungen mit Hassbotschaften. «Wenn man jünger ist und gerade neu auf die Tour kommt, dann wissen viele gar nicht, wie sie damit umgehen sollen.»

Sie verbringe «sehr wenig» Zeit auf sozialen Netzwerken, berichtete die 25-Jährige. Dabei sind diese oft auch eine wichtige Plattform für Sponsoren. «Aber ich poste relativ wenig aus meinem Privatleben, auch wegen dieser Nachrichten, aus Selbstschutz, um Familie und Freunde rauszuhalten. Selbst meine Brüder haben Nachrichten bekommen.» Auch ihre gute Freundin Eva Lys hatte in der Vergangenheit Hassnachrichten öffentlich gemacht - und sehr viel öffentliche Unterstützung nach diesem Schritt erhalten.

Auf der Suche nach Lösungen

Doch was sind mögliche Ansätze, um das Problem nachhaltig zu bekämpfen? Im vergangenen Jahr führte der französische Tennis-Verband eine technologische Lösung ein, um Spielerinnen und Spieler bei den French Open vor Hasskommentaren zu schützen. Eine künstliche Intelligenz soll Botschaften filtern, die Profis müssen vor der Nutzung ihrer Konten in den sozialen Netzwerken einen QR-Code scannen. 

«Die (Profi-Organisationen) WTA und die ATP versuchen, Lösungen zu finden», sagte Niemeier anerkennend - aber: «Vermeiden lässt es nicht. Man gewinnt ein Match und bekommt trotzdem solche Nachrichten, was völlig absurd ist.»

Garcia nahm in dem längeren Beitrag in sozialen Netzwerken deren Betreiber in die Pflicht, mehr gegen Hass zu tun. Zudem kritisierte die Weltranglisten-30., dass Turniere und der Tennissport Sponsorendeals mit Wettfirmen abschließen. Dies würde ein ungesundes Wettverhalten bei Menschen begünstigen. Auffällig in den Kommentarspalten sind häufig enttäuschte Wetter zu beobachten, die Profis nach deren Niederlagen mit wüsten Beschimpfungen überziehen und beschuldigen, absichtlich verloren zu haben.

Spielerinnen wollen gemeinsam «diese Tragödie» bekämpfen

Für ihr Statement erhielt Garcia große Unterstützung aus dem Tenniskreis - vor allem von Kolleginnen. Die Weltranglistenerste Iga Swiatek aus Polen bedankte sich. Die Weltranglistensechste Jessica Pegula aus den USA schrieb: «Die dauerhaften Todesdrohungen und Bedrohungen der Familie sind inzwischen normal.» Und die Tunesierin Ons Jabeur antwortete Garcia: «Lasst uns alle zusammenhalten, um diese Tragödie zu bekämpfen.»

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