Mentale Probleme

«Rucksack von hundert Kilo»: Dumoulin nimmt Radsport-Pause

«Rucksack von hundert Kilo»: Dumoulin nimmt Radsport-Pause

«Rucksack von hundert Kilo»: Dumoulin nimmt Radsport-Pause

dpa
Berlin
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Nimmt sich erstmal eine Auszeit vom Radsport: Tom Dumoulin. Foto: Yuzuru Sunada/BELGA/dpa

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Kurz vor dem Saisonstart nimmt sich Ex-Giro-Sieger Tom Dumoulin überraschend eine Auszeit vom Radsport. Der Niederländer begründet dies mit mentalen Problemen. Ex-Kollege Kittel hat dafür vollstes Verständnis.

Nachdenkpause statt Radsport-Tortur: Nach der überraschenden Bekanntgabe einer Auszeit als Profi hat Ex-Giro-Sieger Tom Dumoulin ermutigenden Zuspruch aus der Radszene erhalten.

«Natürlich ist es traurig zu sehen, dass er sich jetzt eine Auszeit vom Radfahren nimmt. Aber er bleibt sich auch treu, um sich die Zeit zu nehmen, die er braucht, und herauszufinden, wer er ist und was er will», schrieb der Ex-Weltklassesprinter Marcel Kittel auf Instagram. Für den 30 Jahre alten Niederländer war der Schritt eine große Erleichterung, wie er selbst betonte: «Es ist so, als ob ein Rucksack von hundert Kilo von meinen Schultern gerutscht ist.»

Dumoulin hatte am Samstag über sein Team Jumbo-Visma überraschend verkündet, dass er sich eine Pause nehmen werde, da er wegen der Erwartungen an ihn zu viel Druck verspüre. «Die Frage, was ich selbst will, ob ich überhaupt noch Radprofi sein will, ist immer wieder aufgeploppt bei mir in den letzten Monaten und ich habe keine Zeit dafür gefunden, sie zu beantworten. Ich wurde immer unglücklicher», hatte Dumoulin erklärt und das Trainingslager in Spanien verlassen.

Noch am Tag zuvor hatte der Rennstall des Deutschen Tony Martin mit dem Giro-Sieger und Zeitfahr-Weltmeister von 2017 die Planung für die anstehende Saison bekanntgegeben. Bei der Tour de France sollte er mit Primoz Roglic und Steven Kruijswijk eine Dreierspitze bilden.

«Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie es sich anfühlt und wie schwierig es sein kann, wenn man daran zweifelt, was man tut und über sein aktuelles Leben und seine Identität hinausblicken möchte», schrieb Kittel. Der gebürtige Arnstädter, der mit Dumoulin vier Jahre in einem Team fuhr, hatte im Mai 2019 ebenfalls mitten in der Saison seine Karriere beendet und diesen Schritt unter anderem mit Motivationsproblemen begründet. Mittlerweile studiert der 14-fache Tour-Etappensieger an der Uni Konstanz Wirtschaftswissenschaften und wird bald das zweite Mal Vater.

Von seinem belgischen Teamkollegen Wout Van Aert erhielt Dumoulin für seine Entscheidung ebenfalls Zuspruch. «Für mich war diese Nachricht weniger überraschend als für die Außenwelt. Ich denke, Tom hatte ein sehr schwieriges Jahr. Davor war er lange Zeit mit Verletzungen unterwegs und hatte auch mentale Schwierigkeiten», sagte van Aert «Sporza.be». Wann und ob Dumoulin zurückkehrt, bleibt vorerst offen.

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