Champions League
Salz und Champagner: Tuchels Freundschaft zu Guardiola
Salz und Champagner: Tuchels Freundschaft zu Guardiola
Salz und Champagner: Tuchels Freundschaft zu Guardiola
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Im englischen Finale der Champions League zwischen dem FC Chelsea und Manchester City kommt es zum Duell der Trainer Thomas Tuchel und Pep Guardiola. Beide verbindet seit Jahren ein enges Verhältnis.
Die innige Freundschaft begann zwischen Salz- und Pfefferstreuern. Im Münchner Nobelrestaurant Schumann's nutzten Thomas Tuchel und Pep Guardiola die Gewürzutensilien sowie Champagner- und Weingläser, um taktische Formationen nachzustellen. Stundenlang ging es nur um ein Thema.
«Fußball, Fußball, Fußball. Wir haben uns nur über Fußball unterhalten. Das sind gute Erinnerungen», sagte Guardiola über den Abend am Hofgarten. Es entstand etwas, was die heutige Jugend wohl als Bromance bezeichnen würde.
Sechs Jahre später erlebt diese platonische Romanze ihren Höhepunkt, wenn die beiden Trainer am Samstag (21.00 Uhr/Sky) in Porto im Finale der Champions League aufeinandertreffen. Tuchel verlor das Endspiel im vergangenen Jahr mit Paris Saint-Germain und versucht es nun mit dem FC Chelsea erneut. Für Guardiola und Manchester City ist der Henkelpott so etwas wie der Heilige Gral.
Tuchel ist in der ersten Trainerliga angekommen
Seit dem Abend im Schumann's hat sich aus Tuchels Sicht vieles geändert. Der 47-Jährige ist im obersten Regal der europäischen Trainerzunft angekommen. Damals hatte er nur Mainz als Profistation in der Vita stehen und schöpfte zur Zeit des Treffens mit Guardiola gerade in einem Sabbatical neue Kraft. Mittlerweile sind die Stationen Dortmund, Paris und Chelsea sowie diverse Titel hinzugekommen.
Und noch etwas ist in diesen Tagen anders. Tuchel lacht. Tuchel scherzt. Tuchel macht auf lässig. Nach Jahren der verbissenen Titeljagd und zehrender Grabenkämpfe mit Sportdirektor Leonardo bei PSG hat der Schwabe in London offenbar sein Glück gefunden. Zumindest hat man Tuchel in der Öffentlichkeit lange nicht so gelöst erlebt.
Die Sache mit Chelsea war offenbar von Anfang an ein Glücksfall. Zum einen kam es den über 130 Millionen Euro teuren Neueinkäufen Timo Werner und Kai Havertz gelegen, dass im Januar ein Landsmann das Kommando an der Stamford Bridge übernahm. Zumindest Werner ist seitdem besser in Schuss.
Spieler-Lob für Tuchel
Dazu gelang Tuchel auch noch ein traumhafter Start, bei dem er von den ersten 14 Spielen kein einziges verlor. «Wir spürten von der ersten Minute an eine Verbindung. Es fühlte sich ganz natürlich an», schwärmte Mittelfeldspieler Mateo Kovacic.
In der Champions League warf Chelsea Atlético und Real Madrid raus, und obwohl man in der Schlussphase der Premier League etwas schwächelte, qualifizierte man sich erneut für die Königsklasse. Hinzu kommt, dass man ManCity innerhalb von drei Wochen gleich zweimal besiegte. Das hilft für den Samstagabend in Porto. «Wir haben die Lücke zu City in zwei Spielen geschlossen. Aber sie sind immer noch der Maßstab, und wir sind diejenigen, die sie herausfordern», betonte Tuchel.
Neben den gewonnenen Duellen mit City soll Tuchel auch die knappe Niederlage gegen Bayern München im Vorjahresfinale helfen. «Ich komme dort jetzt klüger an», sagte der Coach. Erfahrung sei im Trainerbereich entscheidend, auch wenn das Gefühl in dieser Saison ein anderes sei. «Damals war es ja ein Turnier mit jeweils nur einem Spiel. Jetzt fühlt es sich so an, als hätten wir einen langen Weg hinter uns.»
Gündogan: Tuchel und Guardiola «sehr ähnlich»
Am Ende dieses Wegs trifft Tuchel nicht nur auf seinen kongenialen Kumpel Guardiola, sondern auch auf Ilkay Gündogan. Der Nationalspieler kickte in Dortmund noch unter Tuchel und erwartet im Drachenstadion von Porto einen taktischen Festtag. «Sie sind sich beide sehr, sehr ähnlich. Taktisch sind sie auf einem sehr hohen Niveau und können innerhalb eines Spiels auf alle Probleme reagieren. Ich erwarte ein Spiel auf einem sehr hohen Niveau.»
Und auch wenn Porto sicherlich einige feine Restaurants zu bieten hat, muss man nicht um die Salz- und Pfefferstreuer fürchten. Denn anders als zu Münchner Zeiten sind Tuchel und Guardiola nun Gegner - und es wird einen Sieger und einen Verlierer geben. Der eine wird dem anderen fair gratulieren. Aber ein gemeinsamer Abend ist danach wohl ausgeschlossen.