Champions League

Vor Duell mit RB: Klopp gibt sich kämpferisch in der Krise

Vor Duell mit RB: Klopp gibt sich kämpferisch in der Krise

Vor Duell mit RB: Klopp gibt sich kämpferisch in der Krise

dpa
Leipzig
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Warnt den FC Liverpool zu unterschätzen: RB Leipzigs Trainer Julian Nagelsmann. Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

Der FC Liverpool befindet sich in der tiefsten Krise der Ära Jürgen Klopp. Aus Sicht von RB Leipzig macht gerade das den Gegner im Achtelfinale der Champions League enorm gefährlich.

Jürgen Klopp nahm einen kräftigen Schluck aus seiner «The Normal One»-Tasse und gewährte einen seltenen Einblick in sein Seelenleben.

«Ich brauche keine Pause. Wir hatten privat eine schwere Zeit, aber das zog sich über einen Zeitraum hin, und wir haben das als Familie geschafft», sagte der Trainer des FC Liverpool vor dem Achtelfinal-Hinspiel der Champions League am Dienstag (21.00 Uhr/DAZN) gegen RB Leipzig. «Aber das hat nichts mit meinem Job zu tun. Ich kann Dinge trennen und abschalten. Ich trage das nicht mit mir herum.»

Nach Liverpools dritter Liga-Niederlage nacheinander waren in der englischen Hafenstadt am Wochenende Gerüchte aufgekommen, Klopp würde über eine Pause nachdenken. Ein Grund soll der kürzliche Tod seiner Mutter Elisabeth sein, zu deren Beerdigung Klopp aufgrund der Corona-Beschränkungen nicht reisen konnte. Allen Rücktrittsgerüchten widersprach der 53-Jährige energisch und richtete den Fokus in seiner typischen Art auf das sportliche Geschehen. «Ich weiß, es sieht momentan nicht gut aus. Das Wetter ist nicht gut, mein Bart wird immer grauer, aber ich bin voller Energie. Ich sehe das als interessante Herausforderung.»

Das aufgrund der Pandemie in die Puskas-Arena von Budapest verlegte Spiel gegen Leipzig dürfte zu Klopps größeren Herausforderungen zählen. Seine Mannschaft steckt in der schwersten Krise seiner Amtszeit, Leipzig hat sich nach einem kleinen Tief wieder gefangen und zuletzt viermal nacheinander gewonnen. «Die Ergebnisse waren zuletzt nicht gut, aber wir müssen weitermachen. Wir haben keinen schlechten Fußball gespielt», sagte Klopp, der keinen Favoriten im Duell mit RB sieht: «Mit 50:50 kann ich gut leben. Damit hätten wir jede Chance auf den Sieg, mehr brauche ich nicht.»

Sein Leipziger Amtskollege Julian Nagelsmann wollte das Straucheln des englischen Meisters ebenfalls nicht überbewerten. «Die Ergebniskrise haben sie nicht in der Champions League, sondern in der Premier League. Dort haben sie den Titel abgehakt, und ihr Fokus liegt jetzt nur noch auf der Champions League. Sie werden versuchen, die negativen Dinge abzuschütteln», sagte der 33-Jährige kurz vor dem Abflug nach Budapest.

Liverpool wirkt gerade wie ein angeschlagener Boxer. Fast am Boden, aber immer zu einem Lucky Punch in der Lage. Schließlich ist die Champions League für Klopp die letzte Chance, in dieser Saison etwas zu gewinnen. «Wir brauchen einen Top-Tag, um auf Augenhöhe zu sein», betonte Nagelsmann. Liverpool sei aufgrund der enormen Erfahrung für ihn immer noch leichter Favorit.

Das sehen einige Beobachter anders. Ralf Rangnick sprach von einem 50:50-Duell, der frühere Liverpool-Profi Dietmar Hamann sogar von mehr. «RB hat eine Riesenchance aufs Viertelfinale, es ist ein guter Zeitpunkt, gegen Liverpool zu spielen», sagte der frühere Nationalspieler der «Leipziger Volkszeitung». Liverpool würden «Frische, Dominanz und Durchschlagskraft fehlen. In ihren Glanzzeiten haben sie den Gegnern die Luft zum Atmen genommen. Momentan müssen sie sehr hart für jeden Sieg arbeiten.»

Leipzig kann bis auf Emil Forsberg in Bestbesetzung antreten. Liverpool plagen hingegen seit Wochen ernsthafte Personalprobleme. Abwehrchef Virgil van Dijk sowie die weiteren Innenverteidiger Joel Matip und Joe Gomez stehen nicht zur Verfügung, so dass Mittelfeld-Stratege Jordan Henderson zuletzt im Abwehrzentrum spielen musste. Genau da will Nagelsmann ansetzen: «Wir müssen so viel Druck aufbauen, dass die eine oder andere Verteidigungssituation nicht hundertprozentig sitzt.»

Auf die Diskussion, dass man in der Coronakrise 800 Kilometer zu einem Heimspiel fliegt, wollte er sich nicht einlassen. Einfluss auf die Vorbereitung hat das ohnehin nicht. «Ich gehe jedes Spiel gleich an, ob heim oder auswärts», sagte Nagelsmann. Im Sommer 2017 hatte er mit Hoffenheim gegen Liverpool gespielt - und zweimal in der Qualifikation zur Champions League verloren. Eine Rolle spielt das für Dienstag nicht. «Liverpool hat sich total verändert», betonte Nagelsmann. «Und auch ich habe jetzt auf der internationalen Bühne mehr Erfahrung. Ich hoffe, das wird man am Ergebnis auch sehen.»

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