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Nur das Bundesliga-Abenteuer hat gefehlt

Nur das Bundesliga-Abenteuer hat gefehlt

Nur das Bundesliga-Abenteuer hat gefehlt

Silkeborg
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Klaus Thomsen verließ 2004 Team Haderslev KFUM und hat seitdem für Viborg HK, Lemvig Thyborøn, TTH Holstebro und Bjerringbro-Silkeborg gespielt. Foto: Karin Riggelsen

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Der Haderslebener Klaus Thomsen wird Ende April 35 Jahre alt und wird wenige Wochen später seine Handballschuhe an den Nagel hängen. Der Vize-Europameister von 2014 blickt auf eine Karriere mit vielen Höhepunkten, aber auch mit einigen Enttäuschungen zurück.

Zum Saisonende ist für Klaus Thomsen Schluss. Nach 17 Jahren auf dem höchsten nationalen Niveau und zu seinen besten Zeiten auch auf höchstem internationalen Niveau sind die Verschleißerscheinungen am Körper des 34-jährigen Haderslebeners nicht mehr zu übersehen. Die Zeit für ein Karriereende ist reif.

„Ich habe in der Champions League und mit der Nationalmannschaft gegen die besten Handballer der Welt gespielt. Ich habe in der Champions League in Kiel gewonnen und mit der Nationalmannschaft eine Endrunde im eigenen Land gespielt. Vieles davon, was ich mir als kleiner Junge erträumt hatte, habe ich erreicht. Ich bin stolz auf die Karriere, die ich gemacht habe“, sagt Klaus Thomsen zum „Nordschleswiger“.

„Ich möchte zu einem Zeitpunkt aufhören, wo ich noch mithalten kann, aber ich spüre schon, dass der Körper nicht mehr ist, was er mal war. Ich investiere jeden Tag sehr viel Zeit in meinen Körper, damit er in der Lage ist, auf diesem Niveau zu spielen, aber es wird immer schwerer“, so der Haderslebener: „Vom Timing her hat es im Sommer gepasst. Es kommt ein neuer Trainer, viele Spieler gehen, und gleichzeitig habe ich eine Jobmöglichkeit bekommen, die für mich der Traumjob nach meiner Karriere ist.“

 

Klaus Thomsen jubelt mit der dänischen Auswahl nach einem Sieg bei der EM 2014. Foto: dpa

Der 34-Jährige wird als Physiotherapeut für junge Sportler bei „Elite Silkeborg“ arbeiten und gleichzeitig eine Trainertätigkeit beginnen, hauptsächlich als Trainer der U19-Handballerinnen von Silkeborg-Voel, aber auch als Mitglied des Trainerstabs der Liga-Mannschaft von Silkeborg-Voel.

Klaus Thomsen war in der Jugend beim Team Haderslev KFUM als wurfgewaltiger Rückraumschütze bekannt, verließ aber Hadersleben bereits 2004 und hat sich seitdem bei Viborg HK, Lemvig Thyborøn, TTH Holstebro und seit 2014 bei Bjerringbro-Silkeborg als Abwehrspezialist einen Namen gemacht.

Im April 2013 machte er gegen Deutschland sein erstes von 27 A-Länderspielen für Dänemark, und im Januar 2014 stand er in der dänischen Auswahl, die bei der Europameisterschaft im eigenen Land Silber gewann.

„Das war der absolute Höhepunkt, eine EM vor 14.000 Zuschauern im Boxen zu spielen und auch das Finale zu erreichen. Das war ein fantastisches Erlebnis, aber im Drehbuch war nicht vorgesehen, dass wir im Finale vorgeführt werden sollten. Ich denke, dass wir dort einfach gegen eine bessere Mannschaft verloren haben“, blickt Thomsen auf die 32:41-Klatsche im EM-Finale von 2014 gegen Frankreich zurück.

Bittere Enttäuschung nach der Finalniederlage bei der EM 2014 Foto: dpa

Der Abwehrspezialist wechselte im Sommer 2014 von TTH Holstebro zu Bjerringbro-Silkeborg und hatte die Hoffnung auf eine Teilnahme an der Weltmeisterschaft 2015 in Katar, doch gleich in seinem ersten Liga-Spiel für Bjerringbro-Silkeborg zog er sich im August 2014 einen Kreuzbandriss zu und fiel mehr als ein Jahr lang aus.

Nach seiner Rückkehr aufs Spielfeld kam er Anfang 2016 noch einmal zu sieben Länderspielen, spielte aber in den Plänen des damaligen Nationaltrainers Gudmundur Gudmundsson und auch bei dessen Nachfolger Nikolaj Jacobsen keine Rolle mehr.

„Nach meinem Kreuzbandriss war ich zwar einige Male dabei, wurde aber nicht richtig eingesetzt, und auch danach bin ich übergangen worden, obwohl ich selbst das Gefühl hatte, dass ich für einen Platz berechtigt war, aber so ist das Geschäft. Ich war anfangs enttäuscht, aber mittlerweile liegt das einige Jahre zurück und ist abgehakt“, sagt Klaus Thomsen.

Klaus Thomsen in einem Champions-League-Heimspiel gegen den THW Kiel. Im Rückspiel in der Kieler Ostseehalle erzielte er beim 24:21-Sieg eines seiner wenigen Tore zur 18:17-Führung. Foto: dpa

Eine weitere Enttäuschung ist das fehlende Auslands-Abenteuer.

„Ich hatte einen Traum vom Ausland. Ich wollte gerne mal eine andere Kultur erleben, aber das hat nicht gepasst“, so der Haderslebener, der mit einem Wechsel in die Bundesliga liebäugelte: „Es hat Angebote aus der Bundesliga gegeben. Die Bundesliga war meine erste Priorität. Das war die Handball-Kultur mit immer vollen Hallen, die ich gerne ausprobieren und miterleben wollte, aber es hat vom Timing her nicht gepasst. Ich hatte hier einen Vertrag, und der Klub wollte mich nicht ziehen lassen, und das ist völlig fair. Ich war auch hier glücklich und beschwere mich nicht.“

Zum Abschluss seiner Karriere wünscht sich Klaus Thomsen seine zweite dänische Meisterschaft mit Bjerringbro-Silkeborg. Nach zehn Liga-Siegen in Folgen gar nicht mal ein unrealistischer Wunsch.

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