Norderbrarup

Anwohner der Ziegeleistraße kämpfen gegen Firmenerweiterung

Anwohner der Ziegeleistraße kämpfen gegen Firmenerweiterung

Anwohner der Ziegeleistraße kämpfen gegen Firmenerweiterung

Doris Ambrosius/shz.de
Norderbrarup
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Sie wehren sich gegen die Pläne ihrer direkten Nachbarn: (v. li.) Anette Schmitz, Walter Hansen, Guido Petersen, Detlef und Renate Loeck. Foto: Ambrosius/shz.de

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Eine Firma, die ihren Betrieb in einem Mischgebiet erweitern möchte einerseits, Nachbarn, die Lärmbelästigung, Straßenschäden und Dreck befürchten auf der anderen Seite – in Norderbrarup geht es rund.

Zwei Beschlüsse für ein Bauleitverfahren haben in der Ziegeleistraße in Norderbrarup für eine Menge Unruhe gesorgt.

Es handelt sich um ein Mischgebiet, das sich allerdings nicht mit Betrieben füllte, sondern hauptsächlich mit Einzelhausbebauung, einer Ferienwohnung und einer kleinen Hundeschule – bis auf das ansässige Unternehmen Landtechnik Schnarup oHG von Hans-Martin Pehl und Ralf Petersen auf der Nummer 28.

Die Nachbarn wehren sich gegen weitere Expansion

Der Betrieb benötigt eine zweite große Halle und möchte seinen Fahrzeug-Waschplatz auf der ehemaligen Mistplatte des früheren Bauernhofes legalisieren.

Die Nachbarn in der Umgebung wollen aber keine weitere Expansion. Detlef Loeck erklärt die Ursprünge: „Früher war das mal ein kleiner Bauernhof mit Tierhaltung. Dann verlegte Hans-Martin Pehl sein Lohnunternehmen von Schnarup-Thumby nach Norderbrarup, weil er dort wohnt. Seitdem wurde der Betrieb und die dazugehörigen Maschinen und Fahrzeuge immer größer.“

Die anliegenden Einwohner sagen, dass die Lärm- und Dreckbelästigung ständig angestiegen und dadurch die Lebensqualität sehr eingeschränkt sei. Auch sollen Gehwegplatten und Pflanzen beschädigt worden sein. Bereits in 2021 wurde der Gemeindevertretung eine Liste mit 25 Bürger-Unterschriften gegen die weitere Expansion eingereicht.

Hans-Martin Pehl möchte aber eine zweite große Halle bauen, damit alle Fahrzeuge, die er noch verteilt an anderen Orten stehen hat, auch in Norderbrarup unterkommen können. Eine Bauvoranfrage wurde negativ beschieden, da es sich um ein Außengebiet handelt und die Gemeinde nur mit Aufstellung eines B-Planes eine Realisierung ermöglichen könnte.

Sie stellte nun Anfang Dezember den Antrag, Bürgermeister Peter Clausen (KfN) wegen Befangenheit von der Abstimmung auszuschließen, da er zur Nachbarschaft in zweiter Reihe gehöre. Gleichzeitig war ein Mitglied seiner Fraktion an dem Abend wegen Krankheit abwesend, und es kam gegen die Proteste der Bürger zu einer positiven Abstimmung für das Unternehmen.

Zweifel am Beschluss 

Clausens Widerspruch dagegen, wurde vom Innenministerium letzte Woche negativ beantwortet, da er bei der Abstimmung nicht dabei war. Somit haben die Beschlüsse von Anfang Dezember Bestandskraft. „Meiner Auffassung nach wurde das ausgenutzt, und der Beschluss für die Unterstützung der Expansion spiegelt nicht die Parität der gewählten Fraktionen wider“, so Clausen, der das Verhalten der BfN als nicht korrekt empfindet.

So sehen das übrigens auch einige Nachbarn. Sie berichten, dass diejenigen, die auf diese Art und Weise plötzlich einen positiven Beschluss herbeiführten, entweder für den Betrieb arbeiten oder eine enge Freundschaft zur Pehl-Familie haben. „Und dann muss man sich von Christine Hannemann sagen lassen, man hätte doch gewusst, wo man hinziehe“, berichtet Annette Schmitz von der Nummer 30. „Und Gemeindevertreter Thiesen kommentiert das noch mit „Das ist halt Wohnrisiko“, fügt sie entrüstet hinzu.

 

Keiner hätte je gedacht, dass die Gemeindevertreter aus einem Außengebiet, wo die Halle geplant ist, Bauland machen würde. „Das war einfach nicht zu erwarten“, meint Walter Hansen von nebenan, „auch nicht, dass direkt neben unserem Garten ein großer Waschplatz für die Fahrzeuge entstehen soll.“ Auch wenn dort früher schon die Fahrzeuge gewaschen wurden – ohne Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen–, so haben alle Sorge, dass es durch die geplante Erweiterung noch schlimmer werde.

Zum Thema Straße gab es in diesem Zusammenhang auch vorher bereits Ärger, weil sie, nach Aussage der Anwohner, für derartige Maschinen gar nicht ausgelegt ist. Die Bürger-Forderung nach einer Einbahnstraße wurde bisher nicht gehört. Es herrscht Missstimmung in der ganzen Nachbarschaft, obwohl das eigentlich niemand wirklich will.

Letztendlich habe man sich mit dem Betrieb, so wie er jetzt ist, irgendwie arrangiert und lebe mit ihm, sind die Nachbarn sich einig. „Aber mit noch mehr Lärm und Dreck durch noch mehr Fahrzeuge und mit Tensiden, Ölen und Fetten, die in unsere Blumen- und Nutzgärten rüber spritzen, sowie lauten Hochdruckreinigern fast am Gartenzaun, sind wir nicht einverstanden.“ Ein bereits eingeschalteter Mediator hatte leider bisher keinen Erfolg.

Unternehmer wollen keinen Ärger mit Anwohnern

Die beiden Unternehmer können die Aufregung überhaupt nicht nachvollziehen. „Eine zweite Halle würde für viel weniger Lärm sorgen, da weniger gefahren werden müsste“, erläutert Pehl. „Alle Maschinen sind hier in Norderbrarup“, ergänzt Petersen und erklärt, dass es ja nur um die ganzen Anhänger gehe, die dann nicht mehr ständig aus anderen Unterstellorten hin und her gefahren werden müssten.

Zum benötigten Waschplatz erklärt Hans-Martin Pehl, dass er diesen auch gerne zwischen die zwei Hallen gebaut hätte, „aber das wurde ja alles derart verzögert durch die Gemeinde, dass dafür nun keine Zeit mehr ist. Nun kommt er dahin, wo er immer schon war, nur eben mit dem geforderten Ölabscheider.“

Ralf Petersen fügt ergänzend hinzu: „Es wird ja auch gar nicht so oft gewaschen, nur wenn nötig. Und ein Lärmschutzgutachten bestätigt uns, dass keine großartige Störung vorliegt.“ Jedenfalls sollte man mehr miteinander reden, ist Pehl der Meinung: „Wir wollen keinen Streit. Wir wollen nur unseren Betrieb vernünftig am Laufen halten können, den meine Jungs eines Tages übernehmen wollen.“

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