Wahlkreis und Landesliste

Dabeisein ist alles: Diese Flensburger kandidieren für den Bundestag

Dabeisein ist alles: Diese Flensburger kandidieren für den Bundestag

Diese Flensburger kandidieren für den Bundestag

SHZ
Flensburg
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Am 26. September ist Bundestagswahl. Foto: SHZ

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21 Menschen aus Flensburg und Umgebung treten zur Bundestagswahl an. Die meisten sind chancenlos. Ein Überblick.

Robert Habeck kennt jeder. Auch von Petra Nicolaisen, der CDU-Abgeordneten aus Wanderup, haben die meisten Wähler in der Region schon gehört. Aber zur Bundestagswahl am 26. September treten noch viel mehr Menschen aus Flensburg und Umgebung an. Die meisten sind chancenlos – sei es, weil sie bei ihren Parteien auf hinteren Listenplätzen stehen oder weil für Parteien antreten, die so gut wie sicher an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern werden. Vier Kandidaten aber haben mindestens gute Chancen.

Wir geben einen Überblick.

Fast sicher im Bundestag

Robert Habeck, Flensburg (Grüne): Direktkandidat und Platz 2 der Landesliste. Sollte er sein Ziel, den Wahlkreis direkt zu gewinnen, verfehlen, zieht er über die Grünen-Landesliste in den Bundestag ein. Das kann eigentlich nur schiefgehen, wenn Grünen in den nächsten Wochen bis kurz oberhalb der 5-Prozent-Hürde abstürzen, worauf trotz Abwärtstrend nichts hindeutet.


Sehr gute Chancen

Petra Nicolaisen, Wanderup (CDU): Direktkandidatin und Listenplatz 4. Das deutsche Wahlrecht hält einige Kuriositäten bereit. Die CDU-Bundestagsabgeordnete kann eigentlich nur dann aus dem Parlament fliegen, wenn sie den Wahlkreis nicht wieder gewinnt, die CDU in Schleswig-Holstein gleichzeitig aber besonders gut abschneidet und so viele Wahlkreise gewinnt, dass die Landesliste, auf der sie einen eigentlich sicheren Platz hat, gar nicht mehr zur Anwendung kommt.


Franziska Brzezicha, Treia (SPD):Direktkandidatin und Listenplatz 6. Die Newcomerin aus Treia ist in einer ähnlichen Lage wie Petra Nicolaisen. Der Listenplatz könnte gut reichen für einen Platz in Berlin. Aber weil die SPD in den Umfragen kräftig zulegt, kann es auch ihr passieren, dass sie scheitert, wenn sie den Wahlkreis nicht direkt gewinnt.


Gute Chancen

Stefan Seidler, Flensburg (SSW): Direktkandidat und Listenplatz 1. Von der Fünf-Prozent-Hürde ist die Partei der dänischen Minderheit bekanntlich befreit. Für ein Bundestagsmandat reichen – je nach Berechnung – 30.000 bis 50.000 Wählerstimmen. Eine Orientierungsmarke: Bei den letzten Landtagswahlen holte der SSW 30.193 Stimmen.


Außenseiter-Chancen

Katrine Hoop, Flensburg (Linke):Direktkandidatin und Listenplatz 3. Vor vier Jahren holte die Linke bundesweit über 9 Prozent – und zwei Abgeordnete aus Schleswig-Holstein zogen in den Bundestag ein. Dass die Partei diesmal besser abschneidet und es für ein drittes Mandat reicht, deutet sich bisher nicht an. Dennoch: Als Nachrückerin könnte Katrine Hoop im Laufe der Wahlperiode doch noch zur Bundestagsabgeordneten werden.


Minimal-Chancen

Christoph Anstasiadis (FDP), Flensburg: Direktkandidat und Listenplatz 6. Bisher ist die FDP mit drei Abgeordneten aus Schleswig-Holstein im Bundestag vertreten. Für einen vierten Abgeordneten könnte es diesmal reichen. Mit Überhang- und Ausgleichsmandaten ganz vielleicht sogar für einen fünften. Sollte es dazu kommen, dürfte der junge Liberale aus Flensburg – ebenso wie die Linke Katrine Hoop – auf eine Chance als Nachrücker hoffen.


Marlene Langholz-Kaiser, Flensburg (Grüne): Listenplatz 9. Als im Frühsommer die Umfragewerte nach oben schossen, begann man bei den Grünen an der Förde nachzurechnen: Könnte Listenplatz 9 reichen für ein Ticket nach Berlin und Flensburg neben Robert Habeck mit einer zweiten Abgeordneten im Bundestag vertreten sein? Die aktuellen Umfragewerte lassen da nicht mehr viel Hoffnung. Doch auch für die Grünen-Kreisvorsitzende Langholz-Kaiser gilt: Vielleicht irgendwann als Nachrückerin?


Praktisch chancenlos

Felix Ferber, Flensburg (SPD): Listenplatz 15. Im partei-internen Duell um die Kandidatur im Wahlkreis 1 zog der 31-Jährige gegen Franziska Brzezicha den Kürzeren. Sein Engagement wurde mit einem Platz auf der Landesliste belohnt. Aber so weit hinten, dass die SPD schon eine satte absolute Mehrheit holen müsste, damit es reicht.


David Claudio Siber, Flensburg (Basis): Listenplatz 1. Auch wenn die Protestpartei gegen die Corona-Schutzmaßnahmen in den letzten Monaten einige Aufmerksamkeit auf sich ziehen konnte: Es gibt keine Umfrage, die auch ansatzweise darauf hindeutet, dass es für den Einzug in den Bundestag reicht. Sollten sich die Meinungsforscher allerdings komplett irren, dann hätte Siber als Spitzenkandidat seinen Platz im Bundestag sicher.


Wolfgang Wodarg, Berlin (Basis): Listenplatz 1 in Mecklenburg-Vorpommern. Als Berliner gehört der frühere SPD-Politiker eigentlich gar nicht in diesen Überblick. Weil er aber zu seiner Zeit als Abgeordneter von 1994 bis 2009 den Wahlkreis Flensburg-Schleswig im Bundestag vertrat und in Nieby bei Gelting lebte, erwähnen wir ihn hier dennoch. Für seine Chancen gilt dasselbe wie für David Claudio Siber.


Völlig chancenlos

Jan Petersen-Brendel, Wanderup (AfD): Direktkandidat. Der Wahlkreis-Bewerber der AfD sagt selbst, dass er sich keine Chancen ausrechnet. Auch ein bärenstarkes Wahlergebnis würde nicht reichen. Auf der Landesliste kandidiert er gar nicht, und ein Direktmandat für die AfD ist in Schleswig-Holstein, anders als in manchen Gegenden Ostdeutschlands, außerhalb jeder Reichweite.


Fabienne Brozio, Flensburg (Die Partei): Listenplatz 3. Der Versuch der Satirepartei „Die Partei“, in Flensburg mit einem Bremer Bademeister namens Maximilian Habeck gegen Robert Habeck anzutreten, ist bekanntlich an Formfehlern gescheitert. Einen Direktkandidaten hat die Partei in Flensburg nun nicht, mit der jungen Bootsbauerin Fabienne Brozio aber zumindest eine Listenkandidatin.

Andreas Rothgaenger, Flensburg (Freie Wähler): Listenplatz 6. Mehr als drei Prozent wird den Freien Wählern bislang in keiner Umfrage vorhergesagt. Aber selbst wenn der Einzug in den Bundestag überraschend glücken sollte, würde es für die Freien Wähler in Schleswig-Holstein nur für ein oder höchstens zwei Mandate reichen, nicht aber für den Flensburger WiF-Ratsherrn.


Traymont Wilhelmi, Flensburg (Freie Wähler): Wahlkreiskandidat in Nordfriesland. Auf der Landesliste steht der junge WiF-Kommunalpolitiker nicht. Im Nachbarwahlkreis ist er lediglich Zählkandidat.

Petra Enguchu, Handewitt (Tierschutzpartei): Listenplatz 5. Selbst wenn es die Fünf-Prozent-Sperrklausel nicht gäbe: Dieser Listenplatz würde nicht reichen.

Kira Larsen und Tim Thomsen, Flensburg (Volt): Listenplätze 5 und 8: Die junge Partei, die sich für eine europäische Republik einsetzt, ist im Flensburger Wahlkampf auffällig präsent. Dennoch: Hier gilt dasselbe wie für die Kandidatin der Tierschutzpartei.


Merit Maria Meyer, Flensburg, Keno Jaspers, Großenwiehe, Tjark Jessen, Flensburg, Mats Rosenbaum, Tarp (SSW): Listenplätze 9, 10, 12 und 14. Flensburg ist das Kraftzentrum des SSW. Entsprechend viele Kandidaten aus der Region finden sich auf der Landesliste. Aussichten auf ein Mandat haben sie nicht.


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