Ukraine-Konflikt

Falls Russland den Gashahn zudreht: Was bedeutet das für die Stadtwerke Flensburg?

Kein Gas aus Russland: Was bedeutet das für Flensburg?

Kein Gas aus Russland: Was bedeutet das für Flensburg?

SHZ
Flensburg
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Foto: Michael Staudt/shz.de

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Sollte der Konflikt in der Ukraine weiter eskalieren, könnte der Stopp von Gaslieferungen drohen. Was würde das für Flensburg bedeuten?

Der Ukraine-Konflikt wirkt in Flensburg ganz weit weg, geografisch wie politisch. Die großen Räder werden woanders gedreht. Trotzdem wird eine Auseinandersetzung zwischen den mächtigsten Staaten der Welt spätestens dann für den Einzelnen spürbar, wenn es um Ressourcen geht.

Das meiste Gas in Deutschland kommt aus Russland.

Was passiert, wenn Putin den Hahn als Druckmittel zudreht? Diese Sorge hatte der Kreml zuletzt als „hysterisch“ bezeichnet, als ganz unwahrscheinlich gilt das Szenario trotzdem nicht.

In Flensburg sieht man die Lage allerdings gelassen. „Im Moment gehen wir nicht davon aus, dass es zu Versorgungsproblemen kommt, da die Speicherstände zwar klar niedriger sind als in den Vorjahren, aber noch hoch genug sein sollten, um bis zum Ende dieses Winters den Bedarf zu decken“, erklärt Stadtwerke-Sprecher Peer Holdensen auf Nachfrage.

Andere Brennstoffe für den Notfall

Im Moment deute wenig auf einen größeren Kälteeinbruch und damit höheren Erdgasbedarf hin, im Notfall könnten die Stadtwerke jedoch auch noch auf andere Brennstoffe zurückgreifen.

Deutlich wird dennoch die Abhängigkeit von Russland als Gaslieferant: „Wie alle Energieversorger kaufen die Stadtwerke ihr Erdgas an der Börse oder bei Großhändlern ein und haben keinen Einfluss darauf, woher dieses Erdgas kommt“, erklärt Holdensen. „Zur Zeit kommen rund 55 Prozent der Erdgaslieferungen aus Russland, 31 Prozent aus Norwegen und 13 Prozent aus den Niederlanden.“


Vorbereitungsmaßnahmen auf den „worst case“ zu treffen, sei prinzipiell schwierig, so der Sprecher: „Denn es ist nicht so wie zum Beispiel bei Kohle, bei der jeder Erzeuger einen Vorrat aufbauen kann.“

Erdgas werde dagegen über ein bundesweites Versorgungsnetz zu den Versorgern transportiert. „Bei einem Versorgungsengpass wäre dann nicht ein einzelner Versorger betroffen, sondern alle, da das Erdgas über dieses große, bundesweite Verteilnetz transportiert wird und dort immer genügend Druck beziehungsweise Erdgas vorhanden sein muss, damit das Erdgas bei den Energieerzeugern ankommt“, erklärt Holdensen.

Mindestwerte für strategische Reserven gefordert

Werde nicht genügend eingespeist, komme, grob vereinfacht, bei allen nichts an. „Zur Zeit existiert für die Höhe der Erdgas-Speicherstände keine gesetzliche Vorgabe. Hier wäre die Politik gefordert, Mindestwerte vorzugeben respektive strategische Reserven anzulegen, um etwaigen Lieferengpässen besser vorbeugen zu können.“

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