Hochwassereinsatz im Südwesten

Feuerwehr NF aus Rheinland-Pfalz zurück: Tief erschüttert vom Leid der Menschen dort

Tief erschüttert vom Leid der Menschen dort

Tief erschüttert vom Leid der Menschen dort

SHZ
Husum
Zuletzt aktualisiert um:
Ein Anblick, den die nordfriesischen Feuerwehrleute nicht vergessen werden: Stapel von beim Unwetter zerstörten Autos, wie hier auf einem provisorischen Schrottplatz in Bad Neuenahr-Ahrweiler Foto: Marius Becker/shz.de

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Zu den traurigsten Erlebnissen der Feuerwehrmänner aus Nordfriesland gehört der Vater, der im Hochwassergebiet nach seiner kleinen Tochter sucht. Beeindruckt hat sie die Zähigkeit, mit der die Menschen dort aufräumen

Jubelnd springt die achtjährige Nike vor der Feuerwehrzentrale NF in Husum ihrem Vater Martin Schultz in die Arme, endlich ist ihr Papa wieder da. Elf Tage hat sie auf ihn verzichten müssen, weil er im Flutkatastrophengebiet im Ahrtal in Rheinland-Pfalz den Menschen geholfen hat.

Weiterlesen: Zurück aus Rheinland-Pfalz: Erste nordfriesische Fluthelfer wieder in Husum

Als Leiter der Feuerwehr Einsatzbereitschaft NF war der Viöler Feuerwehrmann am 20. Juli gemeinsam mit zehn Kollegen in Richtung Südwesten aufgebrochen. In Husum erklärt Martin Schultz nun dies: „Ich bin froh, dass wir alle gesund zurück sind. Wir alle sind tief erschüttert von der unvorstellbaren Zerstörung, aber auch höchst beeindruckt von der Hilfsbereitschaft und vom Zusammenhalt der Menschen dort. Für die Bewohner wird es ein weiter Weg sein – zurück zur Normalität. Für uns war es sehr wichtig, die Menschen dabei zu einem kleinen Teil zu begleiten und ihnen zu helfen.“

Berge von verschlammten Autos

Ein Helfer aus der Gruppe, der namentlich nicht genannt werden möchte, berichtet ergriffen: „Wir sind konfrontiert worden mit zähem Schlamm, der alle Straßen, Gärten und Wohnungen zum Teil noch bis in den ersten Stock hinein knietief bedeckt und Keller gefüllt hat, wenn das Wasser abgelaufen ist.“


Es gab Berge von Müll, der zwei Wochen zuvor noch der ganze Besitz der Einwohner war. Die Berge bestanden aus aufgeweichten Möbeln, Kleidung und Elektrogeräten. „Wir sahen hunderte von Autos ohne Scheiben, aber voller Geröll und Schlamm, die überall zu Halden aufgetürmt waren und auf den Abtransport warteten.“ Daneben hätten Feuerwehrmänner viele, meist junge Leute gesehen, die spontan angereist waren, um in Gummistiefeln mit Schaufeln, Eimern und mutiger Energie zu helfen.

Weiterlesen: Spontaner Hilfseinsatz in Ahrweiler: Vier junge Nordfriesen kämpfen Schlamm und Müll

„Ebenso beeindruckt waren wir von den Bewohnern, die seit zwei Wochen ihre Häuser und Wohnungen vom Schlamm befreien, die Schäden ausbessern, aber vielfach auch komplett neu aufbauen.“

„Uns Helfern wurde von den Einwohnern ständig gedankt, überall gingen Daumen hoch, wenn wir in Kolonne durch die staubigen Straßen zum Einsatz fuhren. Überall wurde uns Essen und Trinken angeboten.“

Wenn sie erklärten, dass sie aus Nordfriesland kamen, ernteten sie ungläubiges Staunen. „Wir hatten auch oft den Eindruck, dass das Auftreten der Einheiten von Bundeswehr, THW und Feuerwehren den Menschen den Rücken stärkte, weil Hilfe von außen kam, die sich der Naturgewalt mit schwerem Gerät entgegenwarf.“

Menschliche Tragödie

Aber auch von den Tragödien, die sich dort abgespielt haben, berichtet er: „Da war ein Mann, der suchte immer noch seine kleine Tochter, die seit der Flutwelle verschwunden war. Er lief durch die Straßen und trug dabei ein Stirnband mit Vogelfedern, um Aufmerksamkeit zu erzeugen. In den Händen hielt er ein Foto seines Kindes.“


Nun sind die Feuerwehrmänner wieder in ihrer Heimat und werden noch lange an ihre Eindrücke denken und von ihnen berichten. Wieder da sind auch die zehn Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr NF, sie trafen kurz nach ihnen in Husum ein. Diese mussten die Einsatzhelfer nicht selbst zurückfahren. In dem Reisebus, der sie in Windhagen abholte, saßen Feuerwehrkollegen, die den Fahrdienst übernahmen. Denn niemand wollte den erschöpften Helfern die 600 Kilometer Rückfahrt zumuten.

Der stellvertretende Amtswehrführer Christian Stark erklärte abschließend: „Das Ganze war eine elende Materialschlacht – das war nicht mal eben eine Bustour ins Ahrtal. Ihr verdient großen Dank von uns allen.“

Mehr lesen