Weil es keine verlässlichen Zahlen zum Tourismus auf der Insel gibt, sollen die Sylter Gemeinden jetzt über eine neue Statistik abstimmen. Die vorliegenden Zahlen seien nicht ausreichend, „um als Basis für diverse Entscheidungen im Bereich der touristischen Angebotsgestaltung oder auch der Bauleitplanung zu dienen“, heißt es in einer Beschlussvorlage. Am Donnerstag hatten die Mitglieder der Lister Gemeindevertretung erneut über den Vorschlag für eine Durchführung der Tourismus-Kommunalstatistiken abgestimmt.

Den Vorschlag lehnten die gewählten Vertreter zunächst ab. „Im Prinzip ist es eine gute Idee, aber es ist übers Knie gebrochen und nicht zu Ende gedacht. Es ist zu voreilig auf den Weg gebracht“, sagte Ronald Benck, Bürgermeister der Gemeinde List, im Anschluss an die Sitzung. Grundsätzlich sei er aber für die Statistik und mache den Verantwortlichen keinen Vorwurf. Solche Ideen müssten reifen, sagte Benck.

Die Lister hatten schon mehrfach über die Tourismusstatistik-Satzung beraten. Im Februar war das Thema in den Tourismus-Fachausschuss verschoben, weil noch einige Fragen unklar seien, sagte Benck damals. Das sei der Wunsch aller Fraktionen gewesen. Im April hatten die gewählten Vertreter – auf Basis eines Entwurfs einer Anwalts-Kanzlei - unter anderem einen Grundsatzbeschluss zur Verabschiedung einer Tourismusstatistiksatzung gefasst.

Seitdem und im Einklang mit Rückmeldungen aus den Inselgemeinden war der Entwurf kontinuierlich bearbeitet worden und im Juni in einer überarbeiteten Fassung verfügbar gemacht worden. Unter anderem waren dort die bisherigen drei Bereiche Beherbergung, Gastronomie und Mobilität um den neuen Bereich der Zweitwohnungsnutzungsstatistik ergänzt. „Dieser Entwurf wurde für alle Inselgemeinden angepasst und liegt ihnen nun zur Beschlussfassung vor“, heißt es in der Beschlussvorlage für die Sitzung.

In der Gemeindevertretung Sylt stand das Thema im Februar 2022, auf der Tagesordnung. Wenningstedt hatte im Dezember für den Start der Erhebung gestimmt. Die übrigen Sylter Gemeinden werden in den kommenden Wochen ebenfalls über die Satzung zur Durchführung der Tourismus-Kommunalstatistiken abstimmen.

Hotel oder Campingplatz

Statistisch erhoben werden sollen laut Satzungsentwurf, der shz.de vorliegt, Daten aus den verschiedenen Beherbergungsbereichen auf der ganzen Insel – also die Zahl der Gäste in Hotels, Ferienwohnungen, Campingplätze – der Gastronomie sowie dem „Mobilitätsbereich“. Dazu zählt unter anderem, ob Urlauber mit Auto, Bahn, Flugzeug oder Fähre anreisen. Diese sogenannten „Kennzahlen für den touristischen Bereich“ hatten der Tourismusservice Wenningstedt-Braderup und die Sylt Marketing Gesellschaft (SMG) gemeinsam sowie mit juristischer Beratung definiert.

„Insbesondere die verbesserte Erfassung der insularen Bettenzahlen ist dabei Ziel“, sagt Peter Douven, Geschäftsführer des Insel Sylt Tourismus-Service (ISTS) zuletzt. Dadurch ließen sich zukünftige Veränderungen in der Bettenkapazität hoffentlich zuverlässiger messen und damit Diskussionen und Handlungsnotwendigkeiten besser belegen.“ Über die Bettenzahl – die auf der Insel als wichtige Kennzahl gilt – war in den vergangenen Jahren mehrfach beraten worden.

Die Entscheidungen zur inselweit geplanten Statistik müsse von allen Gemeinden entschieden werden, sagte Douven. Eine Erhebung, an der sich alle Orte auf der Insel beteiligen, erhöhe die Aussagekraft und Vergleichbarkeit der Zahlen, heißt es in der Beschlussvorlage der Gemeinden.