Kommunalwahl am 14. Mai 2023

Ein Jahr lang so viel Geld wie gewünscht – das würden Kappelns Spitzenkandidaten tun

Das würden Kappelns Spitzenkandidaten tun

Das würden Kappelns Spitzenkandidaten tun

Rebecca Nordmann
Kappeln
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Finanzieller Freifahrtschein für ein Jahr: Das sind die Ideen von Thomas Grohmann (CDU, oben v.li.), Barbara Bock (SSW), Lars Braack (SPD, unten v.li.), Renate Felske (Grüne) und Marcus Petersen (LWG). Foto: Stephan Schaar/shz.de

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Der Countdown läuft: In einer knappen Woche wird gewählt, danach steht die neue Zusammensetzung der Kappelner Stadtvertretung fest. Vorher haben wir den fünf Spitzenkandidaten Fragen zu ausgesuchten Themen gestellt.

Lassen Sie Ihren Gedanken freien Lauf: Sie müssen ein Jahr lang nicht auf den städtischen Haushalt achten, dürfen so viel Geld ausgeben, wie Sie wollen und für was Sie wollen. Was würden Sie tun?

Renate Felske (Grüne): Kappeln soll schnellstmöglichst klimaneutrale Stadt werden, und hierfür müssen die Weichen gestellt werden. Daher steht ein Nahwärmenetz für die Stadt bei mir ganz vorne auf der Agenda sowie dessen unverzügliche Umsetzung. Somit würden die Bürger*Innen entlastet werden, und Anschaffungskosten z.B. für Wärmpumpen wären nicht notwendig.

Meine Herzensangelegenheiten sind ein Schwimmbad mit Lehrschwimmbecken und ein Multifunktionspark/Skatepark für Kinder und Jugendliche. Dazu gehören auch Jugendtreffs mit Recycling-Werkstätten. Die Schulen würde ich so ausstatten, dass sie beim PISA-Test sehr gut abschneiden. Der Ausbau und die Sanierung des gesamten Fahrradwegenetzes mit Fahrradinfrastruktur wären möglich und würden erheblich zur Klimaneutralität beitragen.

Eine genossenschaftliche, städtische Wohnungsbaugesellschaft für bezahlbaren Wohnraum und Mehrgenerationenhäuser wären dann möglich. Somit könnten Arbeitskräfte vor Ort Wohnraum finden und bräuchten nicht aus umliegenden Gemeinden zu pendeln. Außerdem soll der Fischereihafen in Kappeln endlich eine umfangreiche Sanierung erhalten, denn die Spundwände sind seit längerer Zeit baufällig. Kappeln soll lebens- und liebenswert werden.

Barbara Bock (SSW): Ich würde eine öffentliche Stiftung gründen, die Teilhaberin einer Bau- und Wohnungsgenossenschaft wird. Diese errichtet eine zentrale Anlage, ähnlich einem Beginenhof. Auf ihr befinden sich ein Mehrgenerationenhaus, ein Gemeinschaftsgarten, eine Schule mit umfangreichen Angeboten zu Sport und Bewegung, wie einer großen Schwimmhalle mit einem Schwimmer-, Lehrschwimm- und Babybecken.

Daneben gibt es eine shared-space-Baracke nebst Betreuungspersonal in Form von Handwerkern, ehemals arbeitslosen Über-50-Jährigen, Sozialarbeitern und dem Team Jugend-stärken-an-der-Schlei. Kinder und Jugendliche sollen sich richtig austoben können, durch einen angrenzenden Skatepark und Graffiti-Wände. Eine moderne Stadtbücherei mit Platz für Kulturveranstaltungen sowie Räume für musikalische Betätigungen und Konzerte runden das Angebot ab.

Diese behindertengerechte Anlage soll ein Ort der Begegnung sein, in dem Menschen mit und ohne Migrationshintergrund willkommen sind und auch Menschen mit Behinderung nicht nur gerne gesehen sind, sondern sich hier auch aktiv einbringen können. Die genannte Genossenschaft würde außerdem viele attraktive Sozialwohnungen bauen, damit jeder in Kappeln gut leben kann.

Marcus Petersen (LWG): Wir sind Realpolitiker, die mit Träumereien keine Erwartungshaltungen heraufbeschwören sollten und dürfen. Der städtische Haushalt der nächsten Jahre wird defizitär sein und lässt dies leider nicht zu. Es sind noch genügend Projekte auf der Agenda, die nicht abgeschlossen sind und dringend einer Beendigung bedürfen. Als Beispiel seien hier die Notunterkünfte oder Aufgaben, die sich aus dem Sportstättenentwicklungsplan ergeben, genannt.

Thomas Grohmann (CDU): Politik muss nachhaltige Entscheidungen treffen und langfristige Auswirkungen im Blick behalten. Ein Jahr ohne finanzielle Beschränkungen böte die Chance, wichtige einmalige Investitionen zu tätigen. Als CDU setzen wir uns für eine aktive Bodenvorratspolitik ein. Flächen, die z.B. der Wohnbebauung dienen, sollten vorrangig in Eigenregie der Stadt erworben und überplant werden. Nur so kann es gelingen, die Planungshoheit und Unabhängigkeit dazu zu nutzen, günstigen Wohnraum zu schaffen und zugleich die Wertschöpfung für die Allgemeinheit zu sichern, die sich auch langfristig finanziell positiv auswirken würde.

Zugleich müssen öffentliche Gebäude wie Schulen, Kitas, Sporthallen oder Feuerwehrgerätehäuser saniert, bei Bedarf ausgebaut und flächendeckend mit klimafreundlichen Technologien ausgerüstet werden. Durch einen Anbau z.B. der Gorch-Fock-Schule könnte ein Lehrschwimmbecken für den Schwimmunterricht von Vereinen und Schule geschaffen werden.

Straßen und Wege würden saniert und Radwege massiv ausgebaut werden können. Der Ausbau eines Fernwärmenetzes könnte vorangetrieben werden. Durch Gründung einer Jugendstiftung könnte die Jugendarbeit stark gefördert werden.

Lars Braack (SPD): Ich würde eine Obdachlosenunterkunft bauen und zwar die von der Verwaltung vorgeschlagene große Lösung. Die Kita in Ellenberg steht ganz oben auf der Liste, ebenso die Erweiterung der Gemeinschaftsschule, aber auch die energetische Sanierung aller Schulen und öffentlichen Gebäude. Eine DLRG-Unterkunft am Weidefelder Strand ist dringend erforderlich, eine schöne Seebrücke wäre auch ganz toll. Für unsere Jugend ein Multifunktionspark mit Skateanlage, einer Kletterwand, einem Kleinfeldkunstrasenplatz und Umkleidekabinen mit Duschen.

Ich würde Bauland kaufen, um bezahlbaren Wohnraum anbieten zu können. Die Kaianlage für unserer Fischer möchte ich erneuern, genauso die Spundwand im Südhafen. Den Heringszaun vervollständigen, das wäre ein Traum. Die Ellenberger Feuerwehr benötigt ein neues Gerätehaus, die Innenstadt eine visuelle Auffrischung, den Deekelsenplatz eingeschlossen. Eine Schwimmhalle wäre sicher auch ganz oben dabei, wenn wir eine finanzierbare Lösung für die laufenden Betriebskosten finden würden.

Viel wichtiger aber als all das sind die Menschen und das, was man nicht mit Geld kaufen kann: zufrieden in einer lebenswerten Stadt zu wohnen, auch wenn nicht alles so perfekt ist.

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