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Lohn für jahrelanges Training: Judoka Nicola Lange trägt als erste Frau den Schwarzen Gürtel

Judoka Nicola Lange trägt als erste Frau den Schwarzen Gürtel

Judoka Nicola Lange trägt den Schwarzen Gürtel

Jörg Kasischke/shz.de
Kappeln
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Nicola Lange beim Kata-guruma (Schulterrad) Foto: Jörg Kasischke/shz.de

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Mit fünfeinhalb Jahren stand Nicola Lange zum ersten Mal auf der Judo-Matte beim Kappelner Verein „Tokaido“. Als 19-Jährige trägt sie nun den Schwarzen Gürtel.

Über einen nicht alltäglichen sportlichen Erfolg freuen sich Judokas vom Kappelner Judo- und Karateverein „Tokaido“. Mit der 19-jährigen Nicola Lange und dem 30-jährigen Knud Seiler bestanden Ende des vergangenen Jahres gleich zwei Judo-Sportler ihre Prüfung zum 1. Dan (schwarzer Gürtel) und somit zum ersten Meistergrad. Nicola Lange ist damit die erste Frau in Kappeln mit dem 1. Dan. Zudem legte Philipp Helmchen (35) ein paar Monate zuvor im Sommer seine Prüfung zum 3. Dan erfolgreich ab.

Perfektionierung von Technik und Körperbeherrschung

Hinter den Dan-Prüfungen steckt ein jahrelanger Prozess der Perfektionierung von Technik und Körperbeherrschung sowie das Erreichen bestimmter Gürtel-Stufen zuvor. Judokas tragen Gürtel in verschiedenen Farben. Sie stehen für den technischen Grad, den die Sportler im Judo erlangt haben.

Bei Prüfungen – und nicht nur bei Wettkämpfen – müssen sie zeigen, ob sie eine bestimmte Technik beherrschen. Dafür erhalten sie einen Gürtel in einer bestimmten Farbe. Die Farben reichen von Weiß (niedrigster Grad) über Gelb, Orange, Grün, Blau, Braun bis Schwarz (höchster durch eine Prüfung zu erreichender Grad).

Vorbild für Kinder

„Ich habe mich mit meinem Partner Knud Seiler zwei Jahre intensiv auf die Prüfung vorbereitet“, sagt Nicola Lange. „Wir haben an diversen Lehrgängen auf Landesebene teilgenommen – und schließlich beide den 1. Dan bestanden.“ Die 19-Jährige möchte in erster Linie ein Vorbild für Kinder sein und ihnen damit zeigen, dass man mit kontinuierlicher Arbeit an sein Ziel kommen kann.

„Ich möchte mein erlerntes Wissen als Trainerin an die Kinder weitergeben. Auch möchte ich in den nächsten Jahren meine Prüfung zum 2. Dan ablegen“, formuliert sie ihre ganz persönlichen Ziele für die Zukunft. Ganz wichtig seien ihr die zehn Judowerte, die man überall im Leben anwenden könne, darunter Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit, Respekt, Selbstbeherrschung und Wertschätzung.

Selbstverteidigung nur in zweiter Linie

Wer glaubt, dass Judo hauptsächlich der Selbstverteidigung diene, irrt. Diese Möglichkeit sei allenfalls ein Vorteil in wirklich brenzligen Situationen, stehe aber nicht im Vordergrund. Thorsten Lange, Vizepräsident des Judo-Verbandes Schleswig-Holstein und wohnhaft in Rabel, sagt: „Uns geht es um ganz andere Stärken des Judo-Sports.“

Stressabbau, Koordination, Gleichgewicht

So halte Judo nicht nur Körper und Geist fit, sondern baue Stress ab und Selbstbewusstsein auf. Disziplin spiele eine große Rolle. Ferner fördere Judo das Körpergefühl, die Beweglichkeit, das Gleichgewicht und die Koordination. Nach Thorsten Langes Überzeugung schult Judo körperliche, geistige und soziale Fähigkeiten.

Mit Fairplay und gegenseitigem Respekt könnten Kinder in einer spielerischen Art den Wettkampf kennenlernen, sich zu behaupten, aber auch die Regeln zu respektieren. „Hier wird die Grundlage für ein Selbstvertrauen geschaffen, das auf anderen Fähigkeiten basiert, als sie beispielsweise in der Schule gefordert sind“, sagt Lange.

„Respekt und Rücksichtnahme auf jüngere, kleinere, leichtere Kinder wird nicht nur bei den Schülern großgeschrieben.“ Seit vielen Jahren ist er ehrenamtlich als Judo-Trainer bei „Tokaido“ tätig und Träger des 5. Dan.

Gewaltfreie Auseinandersetzung

Judo bedeute übersetzt „der sanfte Weg“. So gehe es im Judokampf ausschließlich um die gewaltfreie Auseinandersetzung mit dem Partner, Schläge und Tritte seien nicht erlaubt. Kraft und Bewegung des Gegners werden geschickt ausgenutzt, sein Gleichgewicht gebrochen und die eigene Kraft auf den schwächsten Punkt des Anderen konzentriert. So könne auch ein erheblich größerer und stärkerer Gegner besiegt werden. 

Respektvoller und fairer Umgang miteinander

„Das gemeinsame Erlernen von Techniken und das Kämpfen stehen im Training im Vordergrund. Darüber hinaus führt der partnerschaftliche Sport zu einem respektvollen und fairen Umgang miteinander“, verspricht Thorsten Lange. „Egal ob Kinder, Jugendliche oder Erwachsene: Judo hat für jeden etwas zu bieten.“

Trainiert wird barfuß in einem weißen oder farbigen Baumwollanzug mit Jacke, Hose und Gürtel, dessen Farbe den Schüler- oder Meistergrad anzeigt. Judo-Angebote gibt es in Vereinen oder Kampfsportschulen. Gerade bei Kindern wird Judo immer beliebter. Auch Thorsten Langes Tochter Nicola hat die Judo-Begeisterung im frühen Kindesalter gepackt.

Trainingsstart als Fünfjährige

„Mein Vater hat mich als fast Vierjährige zu der Aktion vom Deutschen Judo-Bund ,Kim macht Stark‘ mitgenommen. Ich war beeindruckt und wollte auch Judo lernen. Zumal ich viel Spaß an der Bewegung und Freude am Rangeln und Raufen hatte. Mit fünfeinhalb Jahren durfte ich mit dem Training beginnen“, sagt die 19-jährige Judo-Sportlerin und frischgebackene Trägerin der schwarzen Gürtels.

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