Der Freispruch im Prozess gegen Norderfriedrichkoogs Bürgermeister Jann-Henning Dircks ist rechtskräftig. Die Staatsanwaltschaft verzichtete darauf, Rechtsmittel einzulegen. Dircks war angeklagt, mittels eines Videos, dass er in ein Whats-App-Gruppe lud, zu Gewalt und damit öffentlich zu einer Straftat aufgerufen zu haben.

Das Video wurde im Kontext einer Protestaktion an einem Schlachthof in Kellinghusen aufgenommen. Tierschützer hatten sich dort versammelt und den Zugang zum Hof blockiert. So verhinderten sie, dass Bauern dort ihre Tiere abliefern konnten. Dircks, gut vernetzt unter den Landwirten, erreichten viele Anrufe von aufgelösten Kollegen. In dieser Situation rief er auf, nach Kellinghusen zu fahren – immerhin: mit „Vorschlaghammer, Akkuflex und Bolzenschneider“.

Amtsrichter in Husum: Aufruf weder öffentlich noch zu einer Straftat

Das Gericht folgte der damaligen Argumentation nicht. Die geschlossene Whats-App-Gruppe sei nicht öffentlich gewesen und damit auch der Aufruf nicht öffentlich. Auch den Gewalt-Aspekt sah das Gericht nicht. Im Verlauf des Videos hätte sich Dircks Position verändert, am Ende habe ein „gehen wir einmal zur Demo und schauen, was ist“ gestanden.

Der Bürgermeister gelangte 2020 zu bundesweiter Bekanntheit: Er organisierte eine Aktion, bei der rund 1000 Bauern mit 400 Traktoren das Symbol der Landvolkbewegung auf einem Feld nachbildeten. Die Landvolkbewegung war eine Protestbewegung, die sich in den 1920er Jahren in Nordfriesland formierte. Ihre Mitglieder verübten Sprengstoffanschläge gegen Amtseinrichtungen der Weimarer Republik. Die Landvolkbewegung gilt ideologisch als Vorbereiterin des Nationalsozialismus.