Kommunalwahl 2023 in SH

„Partei nicht so wichtig“: Warum zwei junge Sylter in die Politik wollen

„Partei nicht so wichtig“: Warum zwei junge Sylter in die Politik wollen

Warum zwei junge Sylter in die Politik wollen

Barbara Glosemeyer
Sylt
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Foto: Barbara Glosemeyer/shz.de

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Theresa Renner (19) und Altan Öztürk (20) kandidieren für die Kommunalwahl – sie für die Grünen, er für die FDP. Das geht nicht zusammen? Doch, sagen die beiden.

Beide sind 2021 nach Sylt gekommen: er aus Ahlen im Münsterland, sie aus Hanau bei Frankfurt. Sie macht gerade Abitur am Schulzentrum, er eine Ausbildung beim Insel-Sylt-Tourismus-Service (ISTS).

Jetzt wollen beide in die Politik. Die 19-jährige Theresa Renner kandidiert bei der Kommunalwahl am Sonntag für die Grünen in der Gemeinde Sylt, der 20-jährige Altan Öztürk für die FDP.

Im klassischen parteipolitischen Denken geht das nicht zusammen, im Wahlkampf schon gar nicht. Bei den beiden ist das anders. Sie sind gemeinsam zum Gespräch gekommen, weil für sie nicht die Partei im Vordergrund steht, sondern sie ein gemeinsames Ziel verfolgen: Sie wollen, dass junge Leute in der Politik auf Sylt etwas - und vor allem mehr zu sagen haben. „Je unterschiedlicher die Parteien, umso spannender wird es doch, gemeinsame Ziele zu erreichen“, sagt der 20-Jährige und Theresa Renner ergänzt: „Dann lebt Demokratie“.

Kennengelernt im Jugendforum

Wahrscheinlich hätten sich Theresa Renner und Altan Öztürk − die übrigens kein Paar sind − auch nie kennengelernt, wenn es nicht seit Ende letzten Jahres das Jugendforum Sylt gebe.

Das wurde unter Federführung von Jugendpfleger Holger Bünte gegründet und findet im Rahmen des Bundesjugendprogramms „Demokratie leben“ statt. Das Gremium will die Stimme der Jugendlichen auf der Insel hörbar machen. Das gefällt den beiden. Dafür wollen sie in die Politik.

„Jugendliche müssen viel mehr in die Kommunalpolitik einbezogen werden, es muss mehr Beteiligung möglich sein. Wenn wir nicht gehört werden, werden die Dinge nicht in unserem Sinne umgesetzt“, sagt Theresa. Altan Öztürk ergänzt: „Mich stört es, wenn Politiker über etwas entscheiden, zu dem sie aufgrund ihres Alters keinen Bezug haben.“

Mehr Zusammenhalt unter Jugendlichen

Aber das ist für ihn keine Einbahnstraße: Er wünscht sich auch, dass sich die Jugend auf der Insel zusammentut. Das Jugendforum sei ein guter Anfang. „Wir wollen, dass man uns mal fragt, ohne dass wir da hinterherlaufen müssen“, sagt Theresa. Wichtig seien Treffpunkte für Jugendliche und natürlich bezahlbarer Wohnraum, der für junge Leute, die auf der Insel arbeiten möchten, existenziell ist. Beide wollen Sprachrohr sein für Jugendliche und Kinder auf Sylt, diejenigen, die noch nicht wählen dürfen.

Altan Öztürk kandidiert auf Listenplatz 2 für die FDP im Wahlkreis 5, Theresa Renner auf Listenplatz 9 für die Grünen im Wahlkreis 7. Und was wünschen sie sich für die Kommunalwahl am Sonntag? Die 19-Jährige und der 20-Jährige bleiben bei ihrer demokratischen Überzeugung: „Wichtiger, als dass wir gewählt werden, ist, dass Jugendliche wählen gehen“, sagt Altan. Und Theresa ergänzt: „Wählen zu können, ist ein wertvolles Recht. Es gibt Länder, wo die Menschen viel darum geben würden. Wählt die Partei, durch die ihr euch am besten repräsentiert fühlt, aber wählt.“

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