Lebensmitel

So gehen Verkäufer und Kunden auf dem Husumer Wochenmarkt mit den hohen Preisen um

Husumer Wochenmarkt mit erhöhten Preisen

Husumer Wochenmarkt mit erhöhten Preisen

Annika Jensen/shz.de
Husum
Zuletzt aktualisiert um:
Doris Thees vom Biohof Thees aus Mildstedt auf dem Husumer Wochenmarkt Foto: Annika Jensen/shz.de

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Seit 1981 war die Inflation nicht so hoch. Aktuell liegt sie bei 7,4 Prozent. Was halten Kunden und Verkäufer in Husum dieser Entwicklung?

Mit jedem Monat können sich die Menschen weniger für Geld kaufen. Lag die Preissteigerungsrate, also die Inflation, im April 2021 noch bei zwei Prozent, liegt sie ein Jahr später um ein Vielfaches höher. Am Donnerstag gab das Statistische Bundesamt bekannt, dass die Inflation im April bei 7,4 Prozent liegt. So hoch wie seit 1981 nicht mehr. Den größten Satz gab es zwischen Februar und März dieses Jahres: von 5,1 auf 7,4 Prozent. Ein eindeutiges Zeichen, dass sich der Krieg in der Ukraine auf die Verbraucherpreise in Deutschland auswirkt.

Auch die Kunden, Händler und Verkäufer auf dem Husumer Wochenmarkt bekommen diese Entwicklung zu spüren. An diesem Donnerstag sind Beate (60) und Ulrich (65) Koch dort unterwegs und haben gerade Käse gekauft. „Den holen wir nicht so oft, das können wir gerade nicht so vergleichen. Aber gleich geht es zum Obst und Gemüse und da sind die Produkte ja schon teurer geworden“, sagt Beate Koch. Auch im Supermarkt sei das zu merken. „Wenn man sonst vorher 60 Euro für seinen Einkauf bezahlt hat, bezahlt man jetzt für den gleichen Einkauf 80 Euro“, sagt Ulrich Koch.

Die beiden Rentner aus Sünderende auf Föhr haben das Glück, dass ihnen die teureren Lebensmittel nicht sehr wehtun, sagen sie. „Eine Familie mit Kindern hat es jetzt richtig schwer, glaube ich“, so Beate Koch. Und dennoch: „Wir kaufen ohnehin bewusster ein, aber nun versuchen wir, noch effizienter mit den Lebensmitteln umzugehen, sie noch weniger schnell wegzuwerfen.“

Hermann Franke (60) aus Hattstedt ist ebenfalls entspannt. Er hat Spargel gekauft und sagt, der sei so teuer wie im letzten Jahr. Er fasst seine Empfindung so zusammen: „Es ist einiges teurer geworden, aber noch im normalen Rahmen. Dann muss man eben mal auf etwas verzichten, wie unnötige Autofahrten. Bei Lebensmitteln einzusparen, geht ja nicht.“

Bei den Händlern und Verkäufern herrscht ein anderer Druck. Sie müssen bei ihren Preisen den Spagat schaffen zwischen der Notwendigkeit, das einzunehmen, was sie zum Überleben brauchen und der Gefahr, Kunden abzuschrecken. „Wir haben noch keine Preise erhöht und werden das alles noch etwas beobachten“, sagt Obstproduzent Dirk Maack (53). Vor allem Äpfel liegen in seiner Auslage. „Es ist alles aus eigenem Anbau und wir stehen am Ende der Saison. Zur neuen Saison werden die Karten neu gemischt. Und dann gucken wir mal.

Verkäufer scheuen sich, Preise zu erhöhen

Wenn die Preisentwicklung so weiter geht, wird er das natürlich nicht ignorieren können, sagt er. „Wir fahren 165 Kilometer aus dem Alten Land hier her, kein Geld verdienen geht nicht. Sprit und Energiekosten sind sehr hoch, bis jetzt tragen wir das und der Gewinn ist entsprechend geringer.“

Margret Früchtenicht (61) aus Heist in Pinneberg verkauft Stauden und Gemüsepflanzen. Sie habe lediglich bei den Stauen um 50 Cent erhöht. „Die Gemüsepflanzen kosten bei mir so viel wie jedes Jahr“, sagt sie. Und das, obwohl auch für sie alles teurer geworden sei. „Sprit, Düngemittel, Torf, Töpfe, das merkt man überall.“ Wie lange sie es noch durchhält, ohne weitere Preise zu erhöhen, könne sie nicht sagen. Aber: „Diese Saison werden wir garantiert nicht erhöhen. Das merken die Kunden sofort. Wenn, dann muss man so etwas am Anfang der Saison machen.“

Anders sieht es beim Biohof Thees aus Mildstedt aus, der Gemüse und Kräuter selbst anbaut und auf dem Husumer Wochenmarkt verkauft. „Unsere Preisentwicklung ist seit ein paar Jahren stabil. Im Gemüsebereich sind die Preise so wie letztes Jahr“, sagt Chefin Doris Thees (48). Einzig die Topfkräuter und Jungpflanzen musste sie etwas teurer auszeichnen, „weil Pflanzenerde und Saatgut teurer geworden sind.“

Beim Gemüse sei ihr Hof als Direktvermarkter nicht von der Preisentwicklung auf dem Großmarkt abhängig. Außerdem verbrauche ihr Team im Verhältnis wenig Sprit, wie beim Trekkerfahren auf den Felder. Der Transport zum Markt falle noch weniger ins Gewicht. Sie fahren lediglich von Mildstedt in die Husumer Innenstadt. „Zur Not können wir auch noch mit der Kutsche kommen“, sagt sie und lacht.

Mehr lesen

Leitartikel

Gwyn Nissen
Gwyn Nissen Chefredakteur
„Zusammenhalt: Es geht noch viel mehr in Nordschleswig“