Rechenzentrum

So ist der Stand beim Datacenter Leck

So ist der Stand beim Datacenter Leck

So ist der Stand beim Datacenter Leck

Marco Nehmer/shz.de
Leck
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Glasfasersalat, wie er in Rechenzentren angerichtet ist: In Leck rückt die Verwirklichung des Datacenters näher. Foto: Jan Woitas/shz.de

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Die Planung des Rechenzentrums auf dem ehemaligen Nato-Flugplatz läuft, hat durch den gerade erfolgten Satzungsbeschluss der Gemeindevertretung eine weitere Hürde genommen. Die Sache wird allerdings teurer – wohl auch beim Strom.

Irgendwann in nun nicht mehr allzu ferner Zukunft wird hier mit Daten gerechnet. Aktuell aber beherrschen noch andere Währungen das Geschehen rund um das geplante Datacenter in Leck auf dem Gelände des ehemaligen Militärflugplatzes: Ökopunkte zum Beispiel. Und, natürlich, Geld. Dinge, die unmittelbar miteinander zusammenhängen.

Der Naturschutz macht das seit einigen Jahren in Planung befindliche Rechenzentrum, das bislang eher nach Dänemark blickende Tech-Firmen wie Apple und Co. anlocken soll, teurer. Die Gemeinde muss, so hat es die untere Naturschutzbehörde in ihrer Stellungnahme aus dem Herbst eingefordert, weitere Ausgleichsflächen schaffen, um die baulichen Auswirkungen auf die Umwelt zu kompensieren. Am 15. Dezember nun hat die Behörde im Rahmen der erneuten Beteiligung einem sogenannten Ökokonto in Stadum zugestimmt: Im Ortsteil Holzacker werden 14,51 Hektar ortsnaher Ausgleichsfläche zu artenreichem Grünlandbiotop aufgewertet.

145.100 Ökopunkte – von denen jeder einzelne Geld kostet

Grüner Daumen, grünes Licht, 145.100 Ökopunkte – von denen jeder einzelne Geld kostet. „Das war das günstigste Modell“, sagte Bürgermeister Andreas Deidert auf der jüngsten Sitzung der Gemeindevertretung Leck kurz vor Weihnachten. Und weil günstig immer relativ ist, wird es natürlich teuer. „Für das komplette Gebiet“, sagte Deidert, „fassen wir am Ende durchaus eine Millionensumme an.“ Die genaue Summe war dann dem nichtöffentlichen Teil der Sitzung vorbehalten, in dem der Vertrag beraten wurde. „Nicht ohne Grund“, wie der Lecker Bürgermeister sagte.

Die Sache wird kostspieliger als ursprünglich gedacht, so weit, so normal bei derartigen Großprojekten wie der Ansiedelung eines leistungsstarken Datacenters in einem mächtigen Hochbunker auf einem früheren Nato-Flugplatz. Aber weil Leistungsstärke mit Energiehunger einhergeht, tut eine weitere Auflage besonders weh: Um den Anforderungen der Landesplanung Rechnung zu tragen, muss die Gemeinde ihr Energiekonzept anpassen. „Ein wesentlicher Punkt, durch den wir leider durchmussten, ist die Begrenzung auf zwei Windkraftanlagen“, sagte Deidert.

Zudem ist die zulässige Höhe von bis zu 45 Metern nun auf maximal 30 herabgestuft. „Das hätten wir gerne ein bisschen anders gehabt.“ Gemeinsam mit den geplanten Solaranlagen sollen die Kleinwindräder einen niedrigen und dadurch wettbewerbsfähigen Strompreis garantieren, um die Server hinter den bis zu 1,5 Meter dicken Wänden des Rechenbunkers anzutreiben – das wird nun natürlich bedeutend schwieriger. Die Alternative, ein bürokratisches Monster namens Zielabweichungsverfahren, wäre nach Einschätzung Deiderts aber noch schlechter: „Dann würden wir das ganze nächste Jahr keinen Fortschritt sehen.“

UWL trägt Beschluss mit – nach harter Kritik am Haushaltsplan

So geht das zukunftsweisende Vorhaben weiter seinen Gang, mit Kompensationen und Kompromissen. Den Satzungsbeschluss trug dann auch die Gemeindevertretung einstimmig mit. Auch wenn bei der Fraktion der Unabhängigen Wählergemeinschaft Leck (UWL) ein grundsätzliches Misstrauen gerade in Finanzfragen bleibt: Bei der Beratung und der Beschlussfassung zum Haushaltsplan 2023 hatten sich kürzlich mehrere Vertreter der UWL enthalten.

Vor allem die Kostensteigerung bei der Erweiterung der Grundschule (von 0,75 auf 3,5 Millionen Euro) und der Investitionskostenzuschuss in Höhe von 1,13 Millionen für das Erlebnisbad waren auf Kritik der UWL gestoßen, deren Fraktionsvorsitzender Klaus Schmidt eine Stellungnahme zum Haushalt verlesen hatte, die einer Generalabrechnung gleichkam: Von einem „Fass ohne Boden“ war da die Rede gewesen, von „zur Bedeutungslosigkeit“ verkommender Politik. Die Stimmung ist gereizt. Dass es aber doch noch zu kooperativem Vorgehen reicht, zeigt das Thema Datacenter Leck.

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