Flensburg

Szenekneipe in der Norderstraße: Das Peppermint öffnet wieder

Szenekneipe in der Norderstraße öffnet wieder

Szenekneipe in der Norderstraße öffnet wieder

SHZ
Flensburg
Zuletzt aktualisiert um:
Sebastian Claußen möchte die Kneipe etwas umbauen – die Aufkleber aber sollen bleiben. Foto: Mira Nagar/shz.de

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Die Kneipe in der Norderstraße stand vor dem Aus. Derzeit wird sie umgebaut – ab 13. November gibt es wieder Bier und Kurze.

Ein paar leere Flaschen Astra stehen noch auf dem Tresen, als wäre die Party nur kurz unterbrochen worden. Doch die Stühle stapeln sich auf den urigen Holztischen. Die Musik ist ohnehin aus, kein Kickergeklacker zu hören. Ein paar Toilettenschüsseln stehen bei der Eingangstür und ein Akkubohrer gesellt sich zu den Party-Relikten.

Statt Party ist gerade Umbau angesagt im Peppermint. Die Szenekneipe an der Norderstraße schloss vor etwa einem Jahr mit dem Lockdown und öffnete nicht wieder. Der Betreiber zog sich aus dem Projekt zurück und die Stammgäste der dunklen und gern auch verrauchten Kneipe befürchteten, dass ein weiteres Stück Flensburger Kultur damit sein Ende haben würde.

Doch sie haben nicht mit Sebastian Claußen gerechnet. Der 30-jährige Unternehmer hat schon mehrere Traditionslokale übernommen: Das schwofige Tanzlokal Sasa – quasi das Gegenteil vom Peppermint und seit geraumer Zeit im Total-Umbau –, den ehemaligen Downtown-Kiosk, der als Kiøsken wieder eröffnete, und das Café Lafé in Kupfermühle. Nun also auch die links-punkige Musikkneipe.

Weiterlesen: Die Retter der Kult-Disco „Sasa“


Übernahme von Tradition

„Das Peppermint ist eine Hamburger Kneipe in der Flensburger Stadt“, sagt Claußen. Er selbst war zwar kein Stammgast, lernte das Lokal aber beim Pub Crawl kennen. Als er im Mai sah, dass das Peppermint nicht wieder öffnen sollte, entschied er sich, die Kneipe zu reanimieren. Schließlich kennt er den Hamburger Kiez: Denn am Millerntor betreibt er ebenfalls Bierstände


Doch werden die Stammgäste es verzeihen, wenn ein Unternehmer das Urgestein der linken Szene übernimmt? „Tradition zu übernehmen ist schwer“, sagt Claußen. „Ändert man ein bisschen was, stößt man die Leute vor den Kopf.“ Er hofft aber, dass sich die meisten Stammgäste in erster Linie freuen, dass „ihr Peppermint“ gerettet wurde. Denn der Umbau – etwa 15.000 Euro – musste komplett ohne Corona-Hilfen gestemmt werden. Schließlich wurde die Kneipe im Lockdown übernommen.

Ein weiterer Punkt ist Claußens ehemaliger Geschäftspartner Holger Möller, Mitglied der Partei Die Basis. Gerade aus der linken Szene wird die Partei scharf kritisiert. Der Vorwurf: Mangelnder Abstand nach rechts. „Wir trennen uns, weil Basis und Peppermint nicht zusammenpassen“, erklärt Claußen. „Wir sind nicht antifamäßig, aber schon ein bisschen links und sozial eingestellt.“

Noch mehr Kurze

Und so soll das Peppermint auch bleiben. Diese Mischung aus dunkel-urig und anarchisch. Der Tresen wechselt die Raumseite und im hinteren Teil soll eine kleine Tanzfläche entstehen. „Die Aufkleber auf den Möbeln bleiben auf jeden Fall“, sagt Claußen. Auch die illustre Auswahl an Kurzen von Froschkotze über Nagellack bis Betonmischer bleibt auf der Karte und wird sogar um zehn bis 15 neue Sorten erweitert. „Fest steht: Astra bleibt das Stammbier.“

Coca-Cola aber fliegt raus, zu unethisch ist der Konzern, findet Claußen. Der Unternehmer verspricht, dass auch die Preise fair bleiben sollen. Doch etwas teurer wird es schon. „Wir wollen unsere Mitarbeiter besser bezahlen“, sagt er. „Ich hoffe, dass die Gäste das dann verstehen.“

Die Wiedereröffnung wird am Samstag, 13. November, ab 20 Uhr gefeiert. Danach ist das Peppermint täglich ab 20 Uhr geöffnet.

Mehr lesen