Fahrensodde 20

Tauchermuseum Flensburg bangt um seine Zukunft

Tauchermuseum Flensburg bangt um seine Zukunft

Tauchermuseum Flensburg bangt um seine Zukunft

SHZ
Flensburg
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Peter Kopsch hat das Tauchermuseum vor fünf Jahren gegründet. Foto: Michael Staudt / SHZ

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Das Tauchermuseum Flensburg feiert am Samstag seinen fünften Geburtstag. Gründer Peter Kopsch hofft, das es nicht der letzte ist.

Es ist eine kleine Jubiläumsfeier, zugleich aber auch ein Hilferuf. An diesem Samstag, 21. August, eröffnet das Tauchermuseum Flensburg mit einem großen Rahmenprogramm seine Sonderausstellung zum fünfjährigen Bestehen.

Museumsgründer Peter Kopsch (80) ist froh, dass Vertreter mehrerer Ratsfraktionen ebenso wie Oberbürgermeisterin Simone Lange ihr Kommen angekündigt haben. Denn im Rathaus wird bald die Entscheidung darüber fallen, ob das kleine, ehrenamtlich geführte Museum, das das einzige einer Art in ganz Deutschland ist, eine Zukunft hat.

Stadt Flensburg sucht Investor

„Ich bin froh, dass die Kommunalpolitiker sich uns einmal anschauen und dann wissen, wovon sie reden, wenn das Gebäude Thema in den Ausschüssen wird.“


Das Gebäude – das ist die frühere Bundeswehr-Baracke mit der Adresse Fahrensodde 20, idyllisch gelegen direkt am Ufer der Förde zwischen dem Campingplatz der Marinekameradschaft und dem Yachthafen der Segler-Vereinigung Flensburg.

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Die Immobilie gehört der Stadt Flensburg, und die hat vor wenigen Wochen allen Mietern zum Jahresende gekündigt. Begründung: Das marode Gebäude sei wirtschaftlich nicht mehr zu sanieren. Die Stadt sucht nach einem Investor.

Neben dem Museum ist auch der Tauchclub UC Baltic betroffen, dessen Vorsitzender Peter Kopsch viele Jahre lang war, außerdem das Telematic-Unternehmen Dantronic, eine kleine Bootspolsterei, ein Küchenstudio, eine Segelmacherei und die Surfschule der Universität Flensburg.


Kopsch hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass sein Museum an diesem Standort eine Zukunft haben könnte. Bisher habe es Gespräche mit den Rathaus-Vertretern wegen Corona nur auf digitalem Wege gegeben, demnächst werde man sich aber auch endlich vor Ort treffen, nicht nur bei der Jubiläumsfeier am Samstag. Dann möchte er die Entscheidungsträger davon überzeugen, dass die Baracke gar nicht so marode ist, wie sie geheimhin beschrieben wird.

Kuriositäten wie der Taucher-Ausweis von Alfred Gomolka

Wer durch die Räume des Tauchermuseums streift, bekommt in der Tat nicht den Eindruck, man befinde sich in einem abbruchreifen Bau. Fenster, Wände, Türen – alles ist top gepflegt. Dazwischen Taucherglocken, Taucheruhren, Tauchermesser, Taucherflossen und auch Kuriositäten wie der DDR-Taucherausweis von Alfred Gomolka, dem früheren Ministerpräsidenten von Mecklenburg-Vorpommern. Mehrere Leihgaben stammen von den Lübecker Drägerwerken. Sie bilden den Kern der Sonderausstellung, die nun eröffnet wird.



In den drei Ausstellungsräumen haben Peter Kopsch und seine Frau Gerda Exponate aus mehr als 100 Jahren zusammengestellt. Manche Exponate sind noch viel älter – zum Beispiel Gefäße aus dem Römischen Reich, Ende der 1950er Jahre beim Tauchgang vor Sardinien vom Grund des Mittelmeers geholt.

Vizeweltmeister im Sporttauchen

„Damals war sowas noch erlaubt“, sagt Kopsch, der es in jungen Jahren als Sporttaucher bis zum Vizeweltmeister gebracht hat. „Für zehn Minuten war ich sogar Weltrekordhalter.“ Auch heute taucht der pensionierte Berufsfeuerwehrmann noch gerne in die Förde oder die Ostsee. „Der Rücken macht mir zwar zu schaffen, aber unter Wasser merke ich das nicht.“

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Mit seiner privaten Sammlung hat er den Grundstein für das Museum gelegt. Nach der Eröffnung 2016 stieß er mit seinem Museum auf so viel Resonanz, dass er bald Leihgaben von anderen Tauch-Enthusiasten nicht nur aus Deutschland erhielt. Um alles ausstellen zu können, mietete er weitere Räume hinzu. Und er gründete einen Trägerverein, der mittlerweile 17 Mitglieder hat.

Im Jahr vor der Pandemie kamen 500 Besucher. „Für ein kleines Museum wie unseres ist das eine beachtliche Zahl“, sagt Kopsch. Zur Jubiläumfeier am Samstag erwartet er rund 60 Besucher. Im Hof vor dem Museum wird ein Zelt aufgebaut, so dass sich alle mit genügend Abstand begegnen können.


Die Antwort auf die Frage, ob es das Tauchermuseum auch im kommenden Jahr noch geben wird, erwartet Kopsch am Samstag nicht. Er hofft aber, dass Politik und Verwaltung ihm und seinem Verein zumindest helfen, eine neue Bleibe zu finden, wenn es denn dabei bleiben sollte, dass das Gebäude abgerissen wird. Viel mehr Miete als die bisherigen 5000 Euro im Jahr wird der Verein indes kaum aufbringen können.

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