Klima

Unbeständiges Wetter in SH nicht ungewöhnlich – Trockenheit bereitet Sorgen

Unbeständiges Wetter in SH nicht ungewöhnlich – Trockenheit bereitet Sorgen

Unbeständiges Wetter in SH nicht ungewöhnlich

Wolfgang Duveneck/shz.de
Kiel
Zuletzt aktualisiert um:
Der Sommer in Schleswig-Holstein und im Kreis Pinneberg zeigt sich derzeit von seiner unbeständigen Seite – wie auf diesem Foto bei Hemdingen. Foto: Elisabeth Meyer/shz.de

Diesen Artikel vorlesen lassen.

19 Grad am Freitag im Kreis Pinneberg, am kommenden Mittwoch bis zu 36 Grad: Der Sommer in Schleswig-Holstein fährt gerade Achterbahn. Das sei nicht untypisch, sagen Meteorologen. Zum Problem wird aber die Trockenheit.

Der Sommer präsentiert derzeit einen abwechslungsreichen Wechsel aus Hoch- und Tiefdruckgebieten. „Das ist wie eine holprige Achterbahnfahrt“, sagt Meteorologe Ronny Büttner vom Kieler Unternehmen Wetterwelt. Liegen die Temperaturen den Vorhersagen zufolge an diesem Wochenende noch um die 20 Grad, werden für die kommende Woche Temperaturen von mehr als 30 Grad vorhergesagt. „Das ist nicht untypisch für die Jahreszeit“, so Ronny Büttner.

Besorgt zeigen sich allerdings die Feuerwehren. „Hohe Temperaturen über 30 Grad sind in Schleswig-Holstein nicht alltäglich und bergen dadurch eine hohe Belastung für Mensch und Tier. Daher gilt: Passen Sie auf sich und Ihre Umwelt auf“, mahnt der Landesfeuerwehrverband.

Unbeständige Sommer wie jetzt sind nach den Beobachtungen der Meteorologen die Regel und nicht die Ausnahme. „Dazu gehören auch zwischendurch hohe Temperaturen. So wurde beispielsweise am 9. August 1992 in Quickborn eine Höchsttemperatur von 36,7 Grad gemessen“, berichtet Büttner. Dass sich das Wetter selten stabil zeigt, sei nicht zuletzt der Grund, dass „schon Oma und Opa in den Ferien gern in den warmen Süden gefahren sind“. Und vor fast 50 Jahren habe Rudi Carrell in einem Lied gefragt: „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?“

Rekord-Temperaturen in der Fläche nehmen zu

Trotz der jetzt erwarteten hohen Temperaturen: „Der Sommermotor stottert ein wenig – mit Ausreißern nach oben und nach unten“, sagt Meteorologe Büttner. Dennoch müsse man den Sommer noch nicht abschreiben. Schon oft habe es nach einem unbeständigen Juni und Juli einen schönen ruhigen Spätsommer mit einer ruhigen Hochdrucklage gegeben. Ein Unterschied zu früheren Jahren jedoch sei, dass Rekordtemperaturen an einzelnen Stationen und nicht – wie heute – oftmals über eine größere Fläche gemessen wurden.

Derartige Entwicklungen sehen auch die Feuerwehren. Ulrich Cimolino, Vorsitzender des Arbeitskreises Waldbrand im Deutschen Feuerwehrverband (DFV) und Vegetationsbrandexperte der Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes (vfdb), sagt:

Damals verursachten Waldbrände und Dürre allein in Europa Schäden von 3,9 Milliarden Dollar. Als besonders dramatisch sieht Cimolino die Langfristvorhersage, wonach die kritische Wetterlage mit relativ hohen Temperaturen und viel zu großer Trockenheit noch bis in den August anhalten werde.

Nach Beobachtung der Feuerwehren ist trotz Niederschlags in einigen Regionen die Bodentrockenheit und Durchschnittstemperatur derzeit größer als üblicherweise zu Beginn des Sommers. „Diese Ausgangslage wird in weiten Teilen Europas und in Deutschland mit hoher Wahrscheinlichkeit zu ausgedehnten Vegetationsbränden führen, die sich schnell entwickeln“, betont Cimolino.

Feuerwehr bittet um Vorsicht im Wald

Pinnebergs Kreisbrandmeister und Landesbrandmeister Frank Homrich appelliert: „Nur durch den verantwortungsvollen Umgang mit der Natur lassen sich Wald- und Flächenbrände vermeiden.“

Homrich rät dringend, die Sicherheitstipps der Feuerwehren zu beachten.

Hitze: Das raten die Regio-Kliniken

Wichtige Ratschläge zum richtigen Verhalten bei extremer Hitze haben auch die Ärzte.

Das gibt Dr. Stefan Sudmann, Chefarzt der Zentralen Notaufnahmen der Regio Kliniken, zu bedenken. „Bei steigenden Temperaturen erhöht sich die Flüssigkeitsabgabe. Die verminderte Flüssigkeit im Körper belastet das Herz-Kreislauf-System. Zudem weiten sich die Blutgefäße, wodurch das Herz eine stärkere Pumpleistung erbringen muss.“

Sonnenbrand und Hitzeschäden aller Art

Als klassische Krankheitsbilder bei erhöhten Temperaturen und direkter Sonneneinstrahlung nennt Sudmann Sonnenbrand oder Hitzeschäden aller Art mit Kreislaufproblemen bis hin zu Kollaps und sogar Bewusstseinsverlust. Eine sogenannte Exsikkose – eine Austrocknung durch Abnahme des Körperwassers – sei unter anderem an Symptomen wie einem trockenen Mund, Schwindel, auch an eventueller Verwirrung und einer veränderten Sprache des Betroffenen zu erkennen, so der Mediziner weiter.

Damit sich die Mittagshitze zuhause, im Büro oder bei der Arbeit im Freien bestmöglich aushalten lässt, rät Dr. Stefan Sudmann, folgende zehn Punkte zu beachten:

Besonders für ältere Menschen ist nach den Worten von Dr. Sudmann bei hohen Außentemperaturen Vorsicht angeraten. Bei ihnen reagiere der Körper empfindlicher auf Flüssigkeitsverlust durch Schwitzen. „Auch, weil das Durstgefühl im Alter nachlässt, ist es besonders wichtig, bewusst auf eine ausreichende Trinkmenge zu achten“, erklärt der Chefarzt.

Mehr lesen