Nach Problemen in Südangeln

Was bei der Unterbringung von Ukraine-Geflüchteten besser laufen muss

Was bei der Unterbringung von Ukraine-Geflüchteten besser laufen muss

Was bei der Unterbringung besser laufen muss

SHZ
Idstedt/Borgwedel/Südangeln
Zuletzt aktualisiert um:
Ein Teil der geflüchteten Ukrainer sollte eigentlich im Amt Südangeln unterkommen. Doch bei der Zuweisung gab es Schwierigkeiten – nicht alle wollten bleiben. Foto: Sven Windmann/shz.de

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Die Unterbringung der Ukrainer in Südangeln hat nur in Teilen funktioniert. Was noch verbessert werden kann und wie Einheimische, die eine Unterkunft anbieten, die Zuweisung in Südangeln wahrgenommen haben.

Die erste große Zuweisung von Geflüchteten war nicht ganz einfach: Am Montag, 21. März, sollten 39 Ukrainer aus Borgwedel ein neues zu Hause in den Dörfern von Südangeln bekommen. Letztlich entschieden sich jedoch nur zwölf von ihnen dazu, eine der bereitgestellten Unterkünfte zu beziehen. Doch wo hat es gehakt – und wie kann die Unterbringung in Zukunft reibungsloser verlaufen?

Idstedter wollten auch Ukrainer aufnehmen

Auch ein Ehepaar, das anonym bleiben möchte, wollte zwei Ukrainer in Idstedt aufnehmen. Die beiden hatten bereits ein an ihr Haus angrenzendes Apartment bezugsfertig gemacht und den Kühlschrank gefüllt – 36 Quadratmeter mit Küchenzeile und Waschmöglichkeiten. Normalerweise wird das Objekt überwiegend von Radlern oder Pilgern auf der Durchreise genutzt, doch das Paar hat die Räumlichkeiten nun für Ukrainer freigehalten. Zunächst sollte eine Mutter mit zwei Kindern kommen, doch das wurde noch einmal reduziert auf eine Mutter mit Kind. Das Alter der beiden wurde genannt, wer genau letztendlich kommen sollte, wusste das Ehepaar allerdings nicht.

Auch interessant: Wie sich die Schulen auf die geflüchteten Kinder vorbereiten

Familie wollte zusammen bleiben

Alles war vorbereitet – es konnte also losgehen. Am Montag teilte das Amt mit, dass die Geflüchteten noch am selben Tag anreisen. Am Nachmittag stand dann der Bus vor ihrer Tür. Nachdem sie eine Mitarbeiterin des Ordnungsamtes begrüßte, bildete sich vor dem Bus eine Traube aus Dolmetschern, Geflüchteten, Mitarbeitern des Amts und der Busfahrerin. Das Paar habe sich aber bewusst distanziert von der Gruppe.

„Nach einer gewissen Zeit des Gestikulierens und Sprechens kam dann eine der beiden Damen vom Amt zu uns und sagte: Es gibt Probleme.“ Es stellte sich heraus, dass die erwartete Mutter mit ihrem Kind nicht alleine wohnen sollten. Sie hätten nur im Verbund mit anderen in die Wohnung einziehen können. „Sie standen da in einer Art Großfamilie vor der Tür und gestikulierten und sprachen alle miteinander und der Dolmetscher versuchte noch, irgendwie einen Weg zu finden.“

Auch interessant: Helios-Klinikum nimmt Ukrainer in altem Kinderpsychiatriehaus auf

Das Hin und Her sei dann etwa eine Viertelstunde gelaufen – ohne erkennbare Fortschritte. „Dann kam eine Dame auf uns zu und sagte, das klappt nicht. Wir mussten nickend der Entscheidung beiläufig zustimmen.“ Das Paar war verwundert. Warum ist nicht vorher geregelt worden, wer zu ihnen kommt? Sie hätten ja Verständnis gehabt, dass die Familien zusammenbleiben wollen, aber die Wohnung sei nur auf zwei Personen ausgelegt, „das hätten wir vorher wissen müssen.“


Das Paar war am Ende frustriert. „Unter dem Strich ist man, wenn man das erlebt, eigentlich gebügelt.“ Am nächsten Tag rief der Idstedter in Absprache mit seiner Frau beim Amt an und sagte, dass sie ihre Unterkunft erst einmal nicht wieder für Geflüchtete anbieten wollen. „Das möchten wir nicht nochmal erleben.“ Die Ukrainer, die nicht in Südangeln bleiben wollten, befinden sich derzeit wieder in der Jugendherberge Borgwedel – eine feste Unterbringung steht noch aus.

Auch interessant: So geht es für die Geflüchteten in Borgwedel weiter

So soll die Zuweisung verbessert werden

Doch wie können solche Situationen in Zukunft vermieden oder verbessert werden? Zum Beispiel sollten die Familienverhältnisse schon bei der Ankunft geklärt werden, damit Gruppen zumindest im selben Ort untergebracht werden können, meint Amtsdirektorin Svenja Linscheid. Genauso müssten die Geflüchteten auf die Region, in der sie wohnen sollen, vorbereitet werden und wissen, dass sie in den ländlichen Raum gehen, aber auch erkennen, dass sie dort nicht von der Welt abgeschnitten werden. Die Erfahrungen mit der ersten Zuweisung hat Linscheid schon mit dem Kreis geteilt.

Dort hat man bereits überlegt, wie die Zuweisung erleichtert werden kann. „Der Kreis wird in den Kreisunterkünften vor Ort intensiv über die Region informieren – wo liegt der Kreis, wie ist die Region strukturiert, wie sieht die Infrastruktur aus, was findet man an Einrichtungen oder Institutionen. Zusätzlich werden die Hintergründe der ankommenden Menschen sehr genau analysiert“, erklärt Kreissprecherin Martina Potztal auf Nachfrage.

Zum Beispiel, ob sie Haustiere dabei haben, mit welchen Familienangehörigen sie zusammen bleiben wollen und welche Sprachkenntnisse sie mitbringen. So sollen die Menschen passgenau untergebracht werden, damit Situationen wie die im Amt Südangeln zukünftig vermieden werden können.

Mehr lesen