Energiewende in Schleswig

Wie sich die Energiepreise entwickeln – Das sagt der Stadtwerke-Chef

Wie sich die Energiepreise entwickeln – Das sagt der Stadtwerke-Chef

Wie sich die Energiepreise entwickeln

SHZ
Schleswig
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Auch die Strompreise haben ein Rekordniveau erreicht – und weitere Steigerungen sind nicht ausgeschlossen. Foto: Sina Schuldt/shz.de

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Zum Jahreswechsel sind die Energiekosten erneut heftig gestiegen. Zurzeit sind die Preise stabil, aber bleibt das so oder sind weitere Steigerungen zu befürchten? Wir haben Stadtwerke-Chef Wolfgang Schoofs gefragt.

„Eine solche Preisentwicklung habe ich in 40 Jahren Tätigkeit in der Energiewirtschaft noch nicht erlebt, nicht annähernd“, sagt Wolfgang Schoofs. Damit meint der Chef der Stadtwerke SH den krassen Anstieg der Preise von den Energieträgern Öl, Gas, Strom und Kohle seit vergangenem August. Deren Diagramme der Preisentwicklungen zeigen für alle Energieträger einen Verlauf, der den exponentiellen Wachstumskurven der Corona-Zahlen gleicht. Die gute Nachricht: Die Preise scheinen vorerst einen Höhepunkt erreicht zu haben.

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Mit 15 Prozent Preisanstieg beim Strom und 35 Prozent bei Gas seien die Preiserhöhungen bei den Stadtwerken SH noch moderat ausgefallen, meint Schoofs. „Andere Anbieter haben ihre Preise verdreifacht.“ Der Grund für die hohen Energiepreise seien die Weltwirtschaft, die derzeit auf Hochtouren laufe und deshalb weltweit sehr viel Energie verbraucht werde, die weltpolitische Lage, insbesondere die Ukraine-Krise, da wir von russischem Gas und russischer Kohle abhängig seien, und die deutsche Politik, die den Ausstieg aus der Kohle beschlossen habe. „Das alles wirkt sich auf die Preise aus.“




Kunden in der Grundversorgung bekommen teurere Energie

Ein weiteres Problem für die Stadtwerke sind die Energiekunden, deren Versorger nicht mehr liefern, und die sie deshalb als Grundversorger aufnehmen und mit Energie versorgen müssen. Die für diese Kunden nun unvermittelt zusätzlich benötigte Energie müsse zu den aktuell hohen Preisen eingekauft werden. Bei den Stadtwerken SH, zu denen die Stadtwerke in Schleswig, Rendsburg und Eckernförde gehören, sind dadurch 1100 Stromkunden und 300 Gaskunden hinzugekommen.

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„Wenn wir nur noch teuer einkaufen können, müssen wir die Preise an die Kunden weitergeben“, sagt Schoofs. So erhöhten die Stadtwerke in der Grundversorgung den Strompreis von 32,38 Cent pro Kilowattstunde 2021 auf 35,89 Cent pro Kilowattstunde in diesem Jahr. „Damit sind wir nicht die Teuersten und auch nicht die Billigsten. Wir liegen im guten Mittelfeld.“

Im Frühling entscheidet sich, ob die Preise weiter steigen

Doch Schoofs macht auch Hoffnung, dass die jetzt festgelegten Preise Bestand haben könnten, zumindest im ersten Halbjahr. Im Frühling müsse man sehen, wie sich die Lage entwickelt und dann werde man entscheiden, „ob wir zum 1. Juli nochmal die Preise anpassen müssen. Wahrscheinlich wird diese Anpassung sehr moderat ausfallen. Denn wir sehen im Moment schon eine Stabilisierung, wenn auch auf hohem Niveau.“ Heiko Lohnert, bei den Stadtwerken SH zuständig für den Energieeinkauf, sieht mittelfristig für die nächsten zwei Jahre keine großartige Entlastung bei den Kosten: „Die Preise werden auf hohem Niveau bleiben.“

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Schoofs rechnet damit, dass in Folge der Preiserhöhungen die Zahl der säumigen Kunden steigen wird. Üblicherweise müssten zwischen 2000 und 2500 Kunden pro Jahr an ihre Zahlungsverpflichtung mit einer Mahnung erinnert werden, nun könnten es nach seiner Einschätzung 3000 werden.

Mehr Arbeit bei der Schuldnerberatung

Ob sich durch die stark gestiegenen Energiepreise auch die Zahl der Schuldner im Kreis erhöht, lasse sich derzeit noch nicht sagen, erklärt Marko Wolter, Pressesprecher beim Kreis Schleswig-Flensburg. „Der Beratungsbedarf steigt generell an, und Rückstände bei den Energieversorgern sind auch an den Gesamtverpflichtungen beteiligt.“ Ursächlich für den Beratungsbedarf seien die Energieschulden aber noch nicht, da die Jahresabrechnungen und somit Nachforderungen ja erst seit Kurzem an die Haushalte gingen.

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