Klimaschutz in Nordfriesland

Wiedervernässung von Mooren: Darum ist sie so wichtig für Natur und Klima

Wiedervernässung von Mooren: Darum ist sie so wichtig für Natur und Klima

Wiedervernässung von Mooren: Wichtig für Natur und Klima

SHZ
Ahrenviölfeld
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Ein Blickfang im Moor: Blühendes Wollgras. Es kehrt zurück, wenn Moore wiedervernässt werden. Foto: Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein

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Damit Moore zum Klimaretter werden können, müssen sie vor allem eins sein: Nass. Warum das so ist und welche Maßnahmen geeignet sind, darüber sprachen Experten im Ahrenviölfelder Westermoor.

Moore sind wichtige Speicher für das klimaschädliche Gas CO2. Werden sie allerdings im großen Stil trockengelegt oder abgebaut, wie in den vergangenen 150 Jahren, setzen sie CO2 frei. Daher wird jetzt die Wiedervernässung für den Klimaschutz diskutiert. Auch in Nordfriesland.

So wurde vor gut zwei Jahren im Umwelt- und Energieausschuss des Kreistages darüber beraten. Im ersten Schritt erfolgte eine Bestandsaufnahme der Moore, um eine Auswahl für eine mögliche Renaturierung zu treffen.

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Fest steht inzwischen, dass das Löwenstedtlunder und das Lütjenhorner Moor die fachlichen Kriterien für eine Vernässung am besten erfüllen. Langfristig betrachtet kämen auch Teile des Haselunder Moors und die Treenemarsch bei Seeth in Frage.

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Wie funktioniert ein Moor?

Ein Musterbeispiel für eine Vernässung aus Expertensicht ist das Ahrenviölfelder Westermoor. Es wurde bereits 2013 renaturiert. Um sich die langfristigen Erfolge anzusehen, kam Jutta Walter von der Stiftung Naturschutz erneut nach Nordfriesland. Im Westermoor traf die Biologin den Schutzgebietsbeauftragten Dieter Petersen. Gemeinsam erklärten sie, wie Moore funktionieren und warum ihre Durchnässung so wichtig ist.


„Alle Pflanzen nehmen CO2 auf und bilden daraus ihre Pflanzenmasse. Wenn das unter Wasser geschieht, zersetzt sich die Pflanze nicht total, sondern lagert sich über Jahrhunderte ab – einen Millimeter pro Jahr. Irgendwann entstehen darauf Torfmoose, die immer höher wachsen und wie ein Schwamm funktionieren. Sie nehmen das Regenwasser auf. So ist auch das Hochmoor hier in Ahrenviölfeld entstanden“, erklärte Jutta Walter.

Vom Klimaretter zum Klimakiller

Doch dann seien die Menschen auf die Idee gekommen, Moore landwirtschaftlich zu nutzen – als Weidefläche oder zum Torfabbau. „Durch die Entwässerung über Gräben und Drainagen gelangt Luft an den Torf, er zersetzt sich und die Moorflächen sacken immer weiter ab. Die Flächen trocknen aus, die Lebensbedingungen der Pflanzen und Tierarten verschlechtern sich drastisch“, so die Biologin.

Besonders gravierend sei dabei, dass beim Zersetzungsprozess der Pflanzen das schädliche CO2 an die Luft gelangt. „So wird ein Moor vom Klimaretter zum Klimakiller“, machte die Expertin deutlich.

Wasser im Moor halten

2013 wurde damit begonnen, den Prozess umzukehren: Im Zuge einer aufwendigen Renaturierung wurden Torfwälle und Grabenstauen angelegt, um zu verhindern, dass der Regen weiter randlich abfließt. Das hat geklappt, wie Dieter Petersen berichtete: „Durch den Anstau ist der Wasserstand im Moor deutlich gestiegen“, sagte er mit Blick auf eine Tabelle über regelmäßige Messungen.


Gleichzeitig begann das Hochmoor wieder zu wachsen. „Wenn das gelungen ist, kommen moortypische Pflanzen wie Sonnentau, Wollgras, Glockenheide oder Moosbeere ins Moor zurück. In der Folge wird kein CO2 mehr freigesetzt. Im Idealfall wachsen wieder Torfmoose und binden sogar das CO2“, so Jutta Walter.

Heidekraut wächst wieder

Im Westermoor ist das bereits geschehen: „Nachdem im März 2015 einige Flächen geplaggt worden waren – das heißt, dass der Oberboden abgetragen wird – bildeten sich nur vier Monate später neue Heidepflanzen aus. Die Saat lag mit Sicherheit schon 60, 70 Jahre im Boden. Sie ging auf, nachdem wir ihre Lebensbedingungen optimiert hatten“, freute sich Dieter Petersen über einen sichtbaren Erfolg.

Damit ist das Ahrenviölfelder Westermoor aus Sicht der Experten ein Musterbeispiel für eine sinnvolle Renaturierung. In ähnlicher Weise könnten weitere ausgewählte Moorflächen in Nordfriesland ihre ursprüngliche Bedeutung zurück erhalten, so einen Beitrag zur CO2-Reduzierung leisten und langfristig das Klima deutlich verbessern.

Lokale Naturschutzvereine gesucht

„Aktuell sind wir auf der Suche nach Naturschutzvereinen oder anderen geeigneten Trägern, die solche Vernässungen in Abstimmung mit der Untere Naturschutzbehörde durchführen können. Neben der Stiftung Naturschutz, die darin bereits Erfahrung hat, kämen auch andere lokale und regionale Naturschutzverbände und Akteure in Frage“, erklärt Hans-Martin Slopianka zum weiteren Vorgehen des Kreises Nordfriesland.

Die Gemeinden, in denen sich diese priorisierten Moorflächen befinden, sind über das Vorhaben informiert worden, teils haben bereits Ortsbegehungen stattgefunden.


Noch wichtiger aber wird es sein, die Eigentümer für das Vorhaben zu gewinnen. Teilweise sind die Flächen noch bewirtschaftet, hier und da auch beweidet. „Wenn der Prozess gelingen soll, müssen wir die Menschen vor Ort mitnehmen“, betont Jutta Walter. „Wir stehen also noch ganz am Anfang.“


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