Bad Schwartau-Rensefeld

Zufallsfund: Ältestes Haus entdeckt

Zufallsfund: Ältestes Haus entdeckt

Zufallsfund: Ältestes Haus entdeckt

SHZ
Bad Schwartau
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Laut Expertenmeinung ist das Haus am Ortseingang von Bad Schwartau ob seiner Alleinstellungsmerkmale für die gesamte Region Süd-Ostholstein von Bedeutung. Foto: Alexander Steenbeck/shz.de

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333 Jahre alte Kate in Alt-Rensefeld: Unscheinbares Haus entpuppt sich als das älteste Wohngebäude der Stadt. Drei Vereine wollen das Gebäude nun erhalten.

Für Bad Schwartau ist es eine kleine Sensation, doch auch für ganz Ostholstein hat es eine besondere Bedeutung: Ein bisher unscheinbares Wohnhaus im Ortsteil Rensefeld hat sich als das älteste noch erhaltene Wohngebäude Bad Schwartaus entpuppt.

Bei einer dendrochronoligischen Messung wurden Bohrkerne aus dem Gebälk entnommen und im Labor analysiert. Das Baujahr konnte demnach auf 1689 datiert werden. „Das ist ein tolles Ergebnis. Das Haus sollte unbedingt erhalten und restauriert werden“, sagte Bauforscher und Dendrochronolge Dr. Tilo Schöfbeck. Auch ein Vertreter des Landesmuseums in Kiel Molfsee, Dr. Nils Kagel, hat das Gebäude umfassend untersucht. „Auch wenn es von außen recht unscheinbar wirkt, ist es in einem guten baulichen Zustand“, konstatierte Kagel.

Das Haus mit der Adresse Alt-Rensefeld 43 besitze einige „tolle Alleinstellungsmerkmale“ und sei für die gesamte Region Süd-Ostholstein von Bedeutung, so der Fachbereichsleiter Historischer Gebäudebestand. Denn es sei noch das vollständige Gerüst (Zweiständerbau/-haus), einschließlich komplettem Dachwerk (vier sogenannte Gebinde) erhalten.

Drei Vereine wollten´s wissen

Bereits seit 2018 hatte es immer wieder Hinweise gegeben, dass das Gebäude ein sehr altes Haus sein könnte. Auf eigene Initiative haben sich die Mitglieder des Fördervereins des Städtischen Museums als kulturelles Zentrum in Bad Schwartau, des Gemeinnützigen Bürgervereins von 1950 sowie des Umweltbeirats für eine Aufarbeitung der Geschichte des Hauses eingesetzt. „Das war längst überfällig“, sagte Rudolf Meisterjahn vom Umweltbeirat.

Die drei Vereine wollten letztlich Klarheit und gaben schließlich eine Prüfung des möglichen historischen und kulturellen Wert in Auftrag – mit Erfolg. „Das hohe Alter war zu erwarten, aber nun haben wir den wissenschaftlichen Beweis“, sagte Ricky Rix, Vorstandsmitglied des Fördervereins des Städtischen Museums in Bad Schwartau.

Viele Ideen für die Zukunft des Hauses

Das Gebäude sei als Fachwerk-Kate 1689 von dem Hufner Hans Duve erbaut und wahrscheinlich als Altenteilerhaus genutzt worden, so Rix. In den späteren Jahren habe es unter anderem auch als Räucherkate gedient, obgleich es nie für diesen Zweck errichtet wurde. „Das Haus wurde zu einer Zeit errichtet, als es noch keine Schornsteine gab, der Rauch lediglich über die Giebelöffnungen abzog und Mensch und Tier unter einem Dach lebten. Es zeugt von der ursprünglichsten Besiedelung des Ortsteil Rensefeld“, sagte Rix.

Aber wie geht es nun weiter mit diesem besonderen Haus? Geht es nach den drei Vereinen, sollte der historische Kernbau freigelegt werden. Bausubstanz sichernde Maßnahmen oder ein Wiederaufbau an anderer Stelle (Translozierung) im Stadtgebiet oder in der Umgebung wären auch denkbar und würden in der Regel durch Fördermittel (beispielsweise aus der Aktivregion) unterstützt, sind sich die Enthusiasten sicher. „Diese Mittel spielen bei einem möglichen zukünftigen Finanzierungskonzept eine erhebliche Rolle. Nachbargemeinden im ganzen Land bieten für eine sinnvolle Verwendung tolle Beispiele“, sagte Rix.

Vorstellbar sei die Nutzung als Dorfmuseum (wie in Ratekau), Gemeindehaus oder als authentisch wiederhergestelltes Baudenkmal. „Eine Kate aus der Mitte des 17. Jahrhunderts ist in Schleswig-Holstein heutzutage selten geworden und immer etwas Besonderes“, sagte Rix.

 

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