Thema der Woche: Haustiere

Das Milliarden-Geschäft mit dem Tierschmuggel

Das Milliarden-Geschäft mit dem Tierschmuggel

Das Milliarden-Geschäft mit dem Tierschmuggel

Rahel Stäcker
Rahel Stäcker
Apenrade/Aabenraa
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Papageien werden für Tausende oder gar Zehntausende Euro auf dem Schwarzmarkt gehandelt. Foto: Adobe Stock

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Illegaler Handel mit Tieren: Umweltverbrecher forcieren das Aussterben ganzer Arten, doch es ist schwer, sie dingfest zu machen. Das lag lange auch an schwachen Gesetzen in Dänemark.

Ein, zwei Klicks, ein paar Mal tippen – und schon besitzt man einen niedlichen Hund oder eine süße Katze. Das Internet macht es extrem leicht, sich Haustiere aller Art anzuschaffen. Zu skurril? Gibt es kaum. Denn exotische Haustiere werden immer beliebter. War es früher ausgefallen, eine Python oder eine Vogelspinne zu halten, steigt mittlerweile der Anteil an noch ungewöhnlicheren Arten, die in den privaten vier Wänden gehalten werden – meist zum Nachteil der Tiere.

Vermeintliche Fachpersonen verkaufen kranke Tiere

Es ist ganz einfach, im Internet Tiere zu finden und zu verkaufen. Das macht es dubiosen Züchtern und Züchterinnen leicht, ihre Tiere feilzubieten. Das Online-Angebot an Hunden, Katzen, Kleintieren, Vögeln, Reptilien ist überwältigend. Viele dieser Haustiere haben keinen gültigen Impfausweis und keine Papiere. Teils stammen sie aus Qualzuchten, werden also zu einem bestimmen Ideal herangezüchtet, obwohl dies mit Schmerzen, Leiden oder Verhaltensstörungen verbunden ist.

Wenn Hund oder Katze langweilig wird

Doch diese Problematik betrifft nicht nur die klassischen beliebten Haustierarten. Der Trend geht laut der Tierschutzorganisation Peta in Richtung Exoten. Ob Affe, Otter, Frettchen oder Wüstenfuchs – es gibt immer weniger Spezies, die noch nicht in das menschliche Wohnzimmer verfrachtet wurden. Mit fatalen Folgen für Tier und Natur.

Frettchen werden als Haustiere immer beliebter. Foto: Adobe Stock

Umweltkriminalität hat ein neues Extrem erreicht

Ein entscheidender Teil des illegalen Tier- und Pflanzenhandels ist in der Hand der organisierten Kriminalität. Der Wunsch vieler Menschen nach einem exotischen Mitbewohner oder einer außergewöhnlichen „Trophäe“ macht den Schmuggel von oftmals seltenen oder bedrohten Arten zu einem äußerst lukrativen Geschäft für Kriminelle, die ganze Netzwerke zur Steuerung aufbauen – auf nationaler und internationaler Ebene. Je seltener eine Art, desto begehrter.

Gewinne in Milliardenhöhe

Für die Kriminellen ist das Risiko beim Tier- und Pflanzenschmuggel eher gering, der Profit aber hoch. Im Bereich des illegalen Handels übertrifft in puncto Gewinn nur der Drogenhandel den Tierschmuggel – es geht um undenkbare Summen, von 13 Milliarden Euro pro Jahr ist laut Interpol die Rede.

Es gestaltet sich äußerst schwierig, die Netzwerke zurückzuverfolgen und zu zerschlagen. Helle Lundberg, Kommunikationsbeauftragte der Polizei Südjütland und Nordschleswig, bestätigt dies. So gebe es in Dänemark kaum Statistiken oder Zahlen dazu, da es extrem schwierig sei, sie zu erfassen. Offene Grenzen verkomplizierten das Ganze.

Dänemark: Paradies für Tierschmuggler?

Auch in Dänemark ist das Geschäft mit den Exoten ein lukratives. Jährlich werden Tiere im Wert von bis zu 100 Milliarden Dänischen Kronen gehandelt. Die Natur- und Umweltschutzorganisation WWF schlug 2017 Alarm: Die Strafen für Tierschmuggel seien in Dänemark viel zu lasch. Lediglich ein Jahr Gefängnis erwartete Tierschmuggler maximal.

Schlangen werden nicht nur als Haustier gehalten, sondern auch wegen ihrer Haut illegal gehandelt. Foto: Adobe Stock

Wenn Tierschmuggel in Deutschland und den Niederlanden stattfindet, wo die Strafen fünf und sechs Jahre betragen, dann kann man befürchten, dass es attraktiver wird, dies von Dänemark aus zu tun, wo man nur maximal ein Jahr Gefängnis bekommen kann.

Bo Øksnebjerg, Generalsekretär WWF Dänemark

In den Nachbarländern waren die Strafen deutlich höher

Viel zu wenig, meinten Tierschützer und Tierschützerinnen. Man befürchtete, Dänemark könnte ein Refugium für Schmuggler gefährdeter Arten werden. „Wenn Tierschmuggel in Deutschland und den Niederlanden stattfindet, wo die Strafen fünf und sechs Jahre betragen, dann kann man befürchten, dass es attraktiver wird, dies von Dänemark aus zu tun, wo man nur maximal ein Jahr Gefängnis bekommen kann“, sagte damals Bo Øksnebjerg, der Generalsekretär des WWF Dänemark.

 

Strengere Beschlüsse für Umweltverbrecher

Im Rahmen des Haushaltsgesetzes 2018 kam dann der Beschluss der Regierung und der Dänischen Volkspartei, die Strafe von einem auf sechs Jahre anzuheben. Außerdem werden der Polizei bessere Ermittlungsmöglichkeiten geboten. „Dänemark ist nicht länger in Gefahr, ein Paradies für Tierschmuggler zu werden – daher ist dies ein großer Sieg für die Tiere und alle, die Dänemark nicht als Zufluchtsort für schwere Kriminalität mit bedrohten Tieren wollen“, sagte Bo Øksnebjerg nach dem Beschluss.

Die Botschaft (...) an Wildschmuggler ist klar: Die weltweiten Sicherheitskräfte sind ihnen auf den Fersen.

Jürgen Stock, Generalsekretär Interpol

Spürhunde erschnüffeln Schildkröten, Haiflossen und Elfenbein

Seit 2007 gibt es tierische Unterstützung für die Ermittler: Die weltweit ersten Artenschutzspürhunde sind an Flughäfen im Einsatz und erschnüffeln Tiere sowie Gegenstände, die aus Tieren hergestellt wurden. Ob Schildkröte, Haiflosse oder Elfenbein – die Fellnasen haben eine extrem hohe Erfolgsquote und leisten einen wichtigen Beitrag zur Eindämmung des Schmuggels.

2018 gelang es Interpol in einer groß angelegten internationalen Operation, mehr als 31.000 geschmuggelte Tiere, 43 Tonnen Fleisch, 1,3 Tonnen Elfenbein und tonnenweise geschütztes Holz sicherzustellen. „Die Botschaft (...) an Wildschmuggler ist klar“, sagte Generalsekretär Jürgen Stock, „die weltweiten Sicherheitskräfte sind ihnen auf den Fersen.“

Und auch in Dänemark gab es 2020 große Neuigkeiten: Das Parlament in Kopenhagen stimmte dem Gesetzesentwurf des Landwirtschaftsministeriums zu, das unter anderem Tiere als empfindungsfähige Lebewesen anerkennt.

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