Digitale Zukunft

Der digitale Wandel – wie reagieren andere Zeitungshäuser?

Der digitale Wandel – wie reagieren andere Zeitungshäuser?

Der digitale Wandel – wie reagieren andere Zeitungshäuser?

Britta Tästensen
Apenrade/Aabenraa
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Foto: Der Nordschleswiger

Wenn sich alle nur noch über Facebook und Twitter informieren, was bedeutet das für uns? Zeitungshäuser müssen sich längst dieser Frage stellen – und Antworten finden. Die ZDF-Reportage „Zeitungen in Not“ bietet Einblicke in eine Branche im stetigen Wandel.

Mediennutzer und Medienmacher haben gleichermaßen erlebt, wie Verlage nach dem Jahr 2000 durch das Internet in eine Krise gerieten. Wie haben Medien in Nachbarländern darauf reagiert? Ein Blick mit dem ZDF über die dänisch-deutsche Grenze zeigt: Deutschland ist ein Zeitungsland mit weit über dreihundert Tageszeitungen. Doch heute sind viele Redaktionen nur noch halb so groß wie vor der Krise. Laut dem ZDF hat sich die Gesamtauflage der deutschen Zeitungen seit dem Jahr 2000 sogar fast halbiert. 

 

Auch in Dänemark wirkt sich der digitale Wandel auf die Zeitungen aus. Laut einer Untersuchung der Datenbank „Danmarks Statistik“ ist die Anzahl von Lesern der landesweiten Tageszeitungen von 2,1 Millionen in 2010 auf 1,3 Millionen in 2016 gefallen. 

 

Google und Facebook sind mitverantwortlich

Der Vorsitzende des Bundesverbandes der deutschen Zeitungsverleger, Mathias Döpfner, wirft Google und Facebook Mitverantwortung für die Krise der deutschen Zeitungshäuser vor. In der ZDF-Reportage warnt Döpfner vor den Internet-Giganten.

„Wenn dauerhaft Journalismus ein Kostenfaktor, aber kein wirklich gutes Geschäftsmodell ist, dann wird es ihn in dieser Form nicht mehr geben und das ist gefährlich“. Es sei auch die Rolle des Journalisten, sich den Machthabern aus allen Gesellschaftliche Bereichen, sei es die Wirtschaft, Politik, Kultur oder Wissenschaft, in den Weg zu stellen und kritische Fragen zu stellen. 

 

„Das ans Licht zu bekommen, was nicht ans Licht kommen sollte, das ist das Korrektiv, das ist guter Journalismus in einer Gesellschaft und das braucht die Demokratie. Und deswegen müssen wir dafür selbstbewusst kämpfen“. Unabhängigkeit ist somit für die Presse das Allerwichtigste. Doch soziale Netzwerke und Google stellen sich dieser Unabhängigkeit in den Weg. Verlage sind laut Mathias Döpfner heute in ihren digitalen Angeboten abhängig von Unternehmen wie Google und Facebook. Google habe eine zu große Marktdominanz und auch Entscheidungsgewalt, was für die Medienhäuser wettbewerbsverzerrend wirke. 

 

Allein im Anzeigen-Bereich ist Google laut der ZDF-Reportage für viele Tageszeitungen eine große Konkurrenz. Denndas Einkommen durch Werbeanzeigen ist für einen Großteil der deutschen Zeitungen existenziell wichtig. Im Jahr 2000 verdienten Deutschlands Zeitungen durch Printwerbung noch vier Milliarden Euro mehr ein als heute, weshalb viele Zeitungen ihr Geschäftsmodell erneuern müssen. Laut der Reportage gehen heute mindesten zwei Drittel aller digitalen Werbeerlöse an Facebook oder Google. 

 

Lokaljournalismus kommt positiv an

 

Wie eine Zeitung erfolgreich mit dem digitalen Wandel umgehen kann, zeigt das ZDF an einem Beispiel aus Norwegen. Auch die Tageszeitung „Nordlys“ musste sich dem digitalen Wandel stellen. Die Folge: die Zahl der Abonnenten stieg.

Der Chefredakteur der norwegischen Zeitung setze vor allem auf lokale Nachrichten, denn die lassen sich im Netz am besten verkaufen. Die 73-jährige Norwegerin Fay Georgsen ist Abonnentin von zwei digitalen Zeitungen und erzählt in der Reportage: „Die Zeitung ,Nordlys` lese ich abends als Letztes. Direkt bevor ich ins Bett gehe, damit ich morgens schon einen Vorsprung habe.“ Ihr Mann hingegen lese die Papierzeitung. „Wenn er mir morgens dann etwas aus der Zeitung vorlesen will, das weiß ich doch längst, das habe ich alles gestern schon gelesen“. 

 

Auch der „Tagesspiegel“ aus Berlin setzt vermehrt auf Lokaljournalismus – und das mit Erfolg. Herausgeber und Miteigentümer des „Tagesspiegels“, Sebastian Turner, sieht in der neuen Situation mehr Möglichkeiten als Gefahren: „Die Digitalisierung bietet uns eine riesige Chance und die haben wir ergriffen“. Der Tagesspiegel hat in den letzten zwei Jahren zwölf Lokalzeitungen gestartet, um jedem Berliner Bezirk eine eigene Lokalausgabe zu bieten. Diese digitalen Lokalausgaben bieten nicht nur ein neues Werbegeschäft für den „Tagesspiegel“, sondern sie führen auch zum Gewinn neuer Leser. 

Zeitungen müssen die Wahrheit berichten und Fehler müssen sie öffentlich korrigieren - das differenziert sie von den meisten Angeboten im Internet, so das ZDF. Laut Turner werden sich die „Qualitätsmedien“ durchsetzen, denn diese unterscheiden sich von „Lügen, Verdrehungen und Nonsens“. 

 

Wissen, was in Tondern, Tingleff oder Sonderburg los ist

 

Auch „Der Nordschleswiger“ muss sich dem digitalen Wandel, der großen Konkurrenz des Internets und den neuen Gewohnheiten der Leser stellen. Der Lokaljournalismus wird beim „Nordschleswiger“ auch weiterhin stark im Fokus stehen, um über die Geschehnisse in jeder Ecke von Nordschleswig immer auf dem neusten Stand zu sein. Zur Zeit wird eifrig an der dafür notwendigen Strategie für die digitale Zukunft gearbeitet. Der Hauptfokus ist: auch in Zukunft für alle da zu sein. 

Und auch beim Nordschleswiger kann über das E-Abo oder den Online-Auftritt heute schon die Zeitung von morgen gelesen werden.

 

Der stellvertretende Chefredakteur Cornelius von Tiedemann blickt optimistisch in die Zukunft.

„Natürlich bedauern wir das Aus der Papierzeitung. Doch über das Internet erreichen wir schon heute viel mehr Menschen als mit der Zeitung. Und wir erreichen sie da, wo sie sind und dann, wenn sie uns brauchen.“ Ihm zugfolge werden durch die Digitalisierung zudem Ressourcen frei: „Zum Glück sind wir unabhängig von Werbeeinnahmen und können unseren Journalismus für die Leser über das Internet kostenlos anbieten. Und dadurch, dass wir keine Zeitung mehr aufwändig herstellen müssen, bleiben uns in Zukunft mehr Zeit und Energie, die wir zusätzlich in unser journalistisches Handwerk stecken können: Die Geschichten aus Nordschleswig und für Nordschleswig fundiert und lebensnah zu erzählen.“

 

Die ZDF-Reportage „Zeitung in Not – Was ist uns Journalismus noch wert?“ von Nina Freydag und Wulf Schmiese kann online in der ZDF-Mediathek abgerufen werden. 

Zur Reportage geht's hier.

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