Wort zum Sonntag

„Der Friedefürst“

Der Friedefürst

Der Friedefürst

Pastorin Dorothea Lindow
Dorothea Lindow
Apenrade/Aabenraa
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Das vergangene Jahr war geprägt von viel Dunkelheit und Schrecken. Lasst uns jetzt im Advent trotz allem optimistisch und fröhlich sein, denn der Friedefürst kommt, schreibt Pastorin Dorothea Lindow in ihrem Wort zum Sonntag am 3. Advent.

Mitten im Advent gehen wir den Weg Richtung Heilig Abend. Auch die Adventslieder beschreiben diesen Weg. Das Fest der Geburt Jesu nähert sich. Aber noch ist Advent. Eine sehnsuchtsvolle Wartezeit, warten auf den „Friedefürst“en, wie der Prophet Sacharja den Messias beschreibt.

1938 schrieb Jochen Klepper das Lied „Die Nacht ist vorgedrungen“. Da heißt die erste Strophe:
„Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern.
So sei nun Lob gesungen dem hellen Morgenstern!
Auch wer zur Nacht geweinet, der stimme froh mit ein.
Der Morgenstern bescheine auch deine Angst und Pein.“

J. Klepper, geboren 1903 als Kind eines Pastors, studierte Theologie. Er arbeitete als Journalist für den Ev.  Pressedient. 1931 heiratete er Johanna Stein, eine Jüdin aus einer angesehenen Familie, die sich kurz vor der Hochzeit christlich taufen ließ und zwei Töchter mit in die Ehe brachte.

Im Juni 1933, kurz nach Hitlers Machtergreifung, verlor Klepper seine Arbeit. Die Liebe zu seiner Frau, die sog. „Mischehe“, wurde von den Nazis nicht toleriert. Klepper konnte zunächst noch von den Verdiensten seiner schriftstellerischen Tätigkeit leben. Der älteren Stieftochter Brigitte gelang 1939 die Ausreise nach England. Ebenfalls 1939 wurde Jochen Klepper als Soldat eingezogen, aber 1942 entlassen wegen seiner „Mischehe“.

In Verhandlungen mit Adolf Eichmann versuchte Klepper, das Leben seiner Frau und Stieftochter zu retten. Doch als die drei erkannten, dass es keine Rettung gab, nahmen sich Jochen Klepper gemeinsam mit seiner Frau und Stieftochter in der Nacht vom 10. auf den 11. Dezember 1942 das Leben. „Heute Nacht sterben wir zusammen. Über uns steht in den letzten Augenblicken das Bild des seligen Christus, der uns umgibt. Mit dieser Ansicht beenden wir unser Leben“, so ist es in Kleppers Tagebuch überliefert.

Diese Lebens- und Sterbegeschichte steht mir vor Augen, wenn ich Kleppers Lied singe oder es für den Gottesdienst aussuche. Das tiefe Leid und Unrecht, was der Familie widerfahren ist, aber zugleich auch der tiefe Glaube, der aus dem Liedtext spricht.

Ja, die Nacht ist schon vorgedrungen und der Tag ist nicht mehr fern. Und fast, als wollte Klepper sich selbst Trost und Mut zusprechen, dichtete er: Gott will im Dunkel wohnen und hat es doch erhellt.

Der Weg durch den Advent ist in diesem Jahr geprägt von viel Schrecken, Dunkelheit und Erschrecken. Aber wir gehen den Weg weiter. Es gibt ja auch die ganz anderen Adventslieder, die den Schrecken und das Dunkle zur Seite schieben und voller Gewissheit in Jubel ausbrechen:

„Tochter Zion, freue dich, jauchze laut, Jerusalem.
Sieh, dein König kommt zu dir, ja er kommt, der Friedfürst.
Tochter Zion, freue dich, jauchze laut, Jerusalem!“

Ja, auch das ist Advent: unbändige Vorfreude und die Gewissheit, dass der Friedefürst kommt. Lasst uns trotz allem jubeln und jauchzen, denn der Friedefürst kommt. Heilig Abend im Stall bzw. in unseren Kirchen lassen wir uns neu daran erinnern.

Friede sei mit Euch!

Dorothea Lindow

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