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Spenden für die deutschen Privatschulen Nordschleswigs

Spenden für die deutschen Privatschulen Nordschleswigs

Spenden für die deutschen Privatschulen Nordschleswigs

Hauke Grella
Hauke Grella Museumsleiter
Nordschleswig
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Eine Jugendspende mit dem Motiv Steilufer Schelde Foto: Deutsches Museum Sonderburg

Ein Dankeschön an die Organisatoren

Vielen Nordschleswigern, aber auch Schleswig-Holsteinern ist die Schulsammlung nach dem Zweiten Weltkrieg sicher noch in Erinnerung. Diese wurde ab 1952 vom Schleswig-Holsteinischen Heimatbund durchgeführt.
Wenig oder gar nicht bekannt wird die Sammlung für die nordschleswigschen Schulen aus den Zwischenkriegsjahren sein. Nach der Volksabstimmung 1920 gab es zwar die Möglichkeit von deutschsprachigen Abteilungen an den öffentlichen dänischen Schulen, aber man bevorzugte die Einrichtung von Privatschulen.

Durch die wirtschaftliche Lage gab es anfänglich nur wenig Unterstützung von  offizieller deutscher Seite. Der Not in Nordschleswig bewusst, organisierten viele selbsttätig in Deutschland Hilfe für das aufzubauende Schulwesen in Nordschleswig.

Im Juni 1921 gründete der Flensburger Konrektor Brügge die „Nordmarkspende“. Parallel dazu entstanden in Kiel und Altona ähnliche Hilfsorganisationen. Diese drei Organisationen fanden zusammen und bildeten ab Mai 1922 die „Jugendspende Nordschleswig“.

Schon im April 1923 konnte die erste größere Sammlung durchgeführt werden. Dadurch konnten die Deutsche Schule Broacker eingerichtet  und die Schulen Uk, Osterterp, Baurup, Westerterp und Ekensund mit weiterem Unterrichtsmaterial versorgt werden.

Grundsätzlich war es die Idee, durch monatliche Zahlungen Gelder gerade für Ausstattung, Lehrmittel und Stipendien bereitzustellen. Trotzdem wurden jedes Jahr noch extra größere Spendensammlungen organisiert. Diese Summen dienten dann auch für Baumaßnahmen – ob nun Neu-, Um- oder Anbauten. So konnten u. a. die Gebäude der deutschen Privatschulen in Apenrade, Tingleff, Scherrebek, und Rödding mitfinanziert werden. Der Neubau in Apenrade, der dann ja später zum Gymnasium werden sollte, wurde von der „Jugendspende Nordschleswig“ mit etwa 76.000 Reichsmark unterstützt. Dies machte ungefähr ein Viertel der Bausumme aus. Organisatorisch wurde die „Jugendspende Nordschleswig“ im Dezember 1924 ein Teil des V.D.A., also des „Vereins für das Deutschtum im Ausland“. De facto behielt man weitestgehend seine Selbstständigkeit, aber der Vereinsname erhielt die Erweiterung/Erklärung „Schulgruppenverband des Landesverbandes Schleswig-Holstein des V.D.A.“.

Erinnerungsdaten der Jugendspende Nordschleswig – erstellt wohl 1934 vom Schleswig-Holsteiner Bund – Seite 1 Foto: Deutsches Museum Sonderburg

Um die Arbeit der Lehrkräfte für die „Jugendspende Nordschleswig“ zu würdigen, konnten von Zeit zu Zeit gewisse Gegenstände oder Arbeiten zu ermäßigten Preisen gekauft werden.

Im Frühjahr 1928 bot die „Jugendspende Nordschleswig“ Radierungen vom Künstler Ingwer Paulsen an. Die Empfehlung war, dass teilnehmende Schulen ein Set der Radierungen kauften und diese dann unter ihren Lehrkräften verlosten. Die Radierungen sollten insgesamt 25 Reichsmark kosten. Auf den fünf Radierungen waren folgende Motive zu sehen. Das Steilufer bei Schelde, das Schloss Gravenstein, die Moränenlandschaft bei Seegaard, die Stadt Hadersleben und der Tonderaner Marktplatz. Im Nachlass des Künstlers ist tatsächlich noch eine sechste Radierung mit dem markanten Schriftzug „Jugendspende Nordschleswig“ in der rechten unteren Ecke aufgetaucht. Dies war wahrscheinlich ein weiterer Vorschlag des Künstlers, der dann nicht mit in die Auswahl aufgenommen wurde. Wahrscheinlich weil das gezeigte Motiv, die Kupfermühle bei Flensburg, kein Motiv aus Nordschleswig abbildete. Drei der fünf Motive, Hadersleben, Tondern und Schelde, befinden sich im Bestand des Deutschen Museums Nordschleswig. Gern würden wir auch das Schloss Gravenstein und die Moränenlandschaft bei Seegaard in unserer Sammlung begrüßen.

Neben der finanziellen Bedeutung wurde oftmals auch der ideelle Wert der Sammlung angeführt. Richtig und wichtig ist mit Sicherheit gewesen, dass man mit der Sammlung in und durch die Schleswig-Holsteinischen Schulen ein Bewusstsein für die deutsche Minderheit in Nordschleswig geschaffen hat.

Die „Jugendspende Nordschleswig“ fand wohl Anfang/Mitte der 1930er Jahre ihr stilles Ende in der Machtübernahme der Nationalsozialisten und in der damit verbundenen Umstrukturierung des „Vereins für das Deutschtum im Ausland“.    

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