100 Jahre Deutsche Minderheit

Teil 11: Mietvertrag zwischen der dänischen Marine und dem Ruderverein Germania

Teil 11: Mietvertrag zwischen der dänischen Marine und dem Ruderverein Germania

Teil 11: Mietvertrag zwischen der dänischen Marine und dem Ruderverein Germania

Hauke Grella
Hauke Grella Museumsleiter
Sonderburg/Sønderborg
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Einweihung des Hauses des Rudervereins Germania 1926 Foto: Archiv

Wie ein Mietvertrag eine mögliche Zerstörung des Bootshauses des Rudervereins Germania verhindert.

Wenige Jahre nach der Volksabstimmung 1920 gründeten sich die ersten Rudervereine innerhalb der deutschen Minderheit. Zu den Vereinen der „ersten Stunde“ gehörten der Deutsche Ruderverein Hoyer und der Sonderburger Ruderverein Germania, die beide im Jahr 1925 gegründet wurden. Letztgenannter Verein konnte am 4. Juli 1926 ein Vereinshaus am Alsensund einweihen.  Für dieses Gebäude sollte das vorliegende Dokument eine wichtige Rolle in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg spielen. Ohne genauere Betrachtung würde man wahrscheinlich die Bedeutung des vorliegenden Mietvertrages nicht erfassen. Aus dem Vertrag geht hervor, dass die dänische Marine, die Gebäude des Sonderburger Rudervereins Germania anmietet.

Dies ab dem 15. Juli 1945. Das Datum lässt schon einige Rückschlüsse zu, warum der Ruderverein sein Klub- und Bootshaus vermietet und somit auf jegliche Aktivität in der Vermietungszeit verzichtete. Um die vermutlichen Beweggründe aber genauer zu verstehen, erst einmal ein Blick auf die allgemeine Situation in Nordschleswig, direkt nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges.

Wie bekannt, wurden viele Angehörige der deutschen Minderheit aufgrund ihrer Verknüpfung zum Nationalsozialismus im Sonderburger Schloss und im Faarhus-Lager eingesperrt. Die Schulgebäude der deutschen Privatschulen wurden, vereinfacht gesagt, enteignet, die Unterrichtsmaterialien wurden konfisziert, und viele der Lehrerinnen und Lehrer saßen  in den beiden genannten Orten fest.

Foto: Archiv

Sehr angespannte Stimmung in Nordschleswig

Der Bismarckturm auf dem Knivsberg wurde, genauso wie die Monumente auf den Düppeler Schanzen und Arnkiel (Alsen), gesprengt. Allgemein herrscht eine sehr angespannte Stimmung in Nordschleswig. Was vielen Leuten heute wohl nicht mehr bekannt ist, es kommt in Folge des Krieges auch zu einigen Brandstiftungen. Dabei stehen natürlich die Gebäude im Fokus, die der deutschen Minderheit noch gehörten und weiterhin genutzt wurden. So z. B. das Produktionsgebäude der Nordschleswigschen Zeitung in Apenrade.

Den Flammen zum Opfer fallen auch die Gebäude des Apenrader Rudervereins und das Bootshaus des Turnerbundes in Tondern. Das Gebäude in Apenrade ging am 23. September 1945, das in Tondern am 29. Mai 1947 in Flammen auf. Carl Scharnberg verfasste später einen Roman über den Brand in Apenrade.

Natürlich lässt sich die Situation in den verschiedenen Orten nach dem Kriege nicht eins zu eins vergleichen. Aber durch die Geschehnisse in Tondern und Apenrade lässt sich vermuten, dass es ohne die Vermietung an die dänische Marine auch zur Brandstiftung auf das 1926 eingeweihte Gebäude in Sonderburg hätte kommen können. Der Mietvertrag zeigt auf beste Weise, wie ein unscheinbares Blatt Papier eine Geschichte erzählen kann.  

Foto: BDN
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