100 Jahre Deutsche Minderheit

Teil 28: Vorbereitung auf den Kriegsdienst

Teil 28: Vorbereitung auf den Kriegsdienst

Teil 28: Vorbereitung auf den Kriegsdienst

Hauke Grella
Hauke Grella Museumsleiter
Nordschleswig
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Diese Uniform stammt von einem Jungenschaftler aus Loit Schauby. Foto: Deutsches Museum für Nordchleswig

„Deutsche Jungenschaft Nordschleswig“: Eine Jugendorganisation im Zeichen des Nationalsozialismus

100 Jahre deutsche Minderheit

2020 wird die deutsche Minderheit in  Nordschleswig 100 Jahre. In dem Zusammenhang präsentiert der Bund Deutscher Nordschleswiger  in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Museum in Sonderburg die Serie
„100 Jahre – 100 Gegenstände  – 100 Geschichten“.

 „Der Nordschleswiger“ veröffentlicht 2019 bis 2020  jede Woche  eine der 100 Geschichten  von Museumsleiter Hauke Grella.

 

Mit dem Jahr 1933 sollte der Nationalsozialismus organisatorisch seinen Einzug in den Kreisen der deutschen Minderheit halten. Im Gegensatz zu den Erwachsenen sollten bei der Jugend keine konkurrierenden nationalsozialistischen Organisationen entstehen.  

Offiziell wurde die Deutsche Jungenschaft im Juni 1933 auf dem Knivsbergfest gegründet. Aber schon im April hatten Jugendvertreter sich zum Nationalsozialismus bekannt und ein „Manifest der deutschen Jugend“ unterschrieben.

Ein Jahr später, im Mai 1934, wurde auch die Deutsche Mädchenschaft  Nordschleswig gegründet. Die Mädchen hatten zuvor aber schon an den Aktionen der Jungen teilgenommen. Auch später wurden viele Aktivitäten zusammen durchgeführt.

Wie aus der Übersichtskarte von 1940 zu sehen, war die Deutsche Jungenschaft Nordschleswig in fünf Kreise eingeteilt. Des Weiteren sind auf der Übersicht die verschiedenen Standorte, aber auch Standort- und Kreisheime zu sehen.

Eines der Kreisheime war z. B. das Schelde Landheim (bis vor einigen Jahren im Besitz des Deutschen Jugendverbandes für Nordschleswig), eingeweiht 1939, unter dem Namen „Max Valentiner Heim“. 

Max Valentiner Heim
Max Valentiner Heim - Noch im Rohbau - 1939 Foto: Deutsches Museum für Nordchleswig

 

Auf der organisatorischen Übersicht nicht zu sehen: Unter den Standorten gab es eine weitere Untergliederung in „Scharen“ und „Kameradschaften“.
Neben dem organisatorischen Aufbau gab es auch eine Rangordnung bzw. Dienstgrade. Dies unten angefangen mit dem „Rottenführer“ und oben endend mit dem „Landesjugendführer“.     

Mit der Gründung der Deutschen Jungenschaft Nordschleswig 1933 wurden die „alten“ Strukturen nicht direkt abgeschafft. Die wichtigste Organisation zu diesem Zeitpunkt war der „Deutsche Jugendverband Nordschleswig“ (Namensverwandtschaft, nicht gleichzusetzen mit heutigen Organisationen) und den darunter organisierten „Jugendbünden“.

Standorte der Deutschen Jungenschaft Nordschleswig 1940 Foto: Deutsches Museum für Nordchleswig

 

Ein erster Schritt zur Umwandlung kam 1935 mit der Gründung des „Deutschen Jugendring Nordschleswig“, als eine Art Dachverband für die nationalsozialistischen Jugendorganisationen und dem Jugendverband.

Dies muss als ein erster Schritt gesehen werden, die Jugendbünde in die nationalsozialistische Arbeit zu integrieren. 1939 folgte dann die Auflösung der Bünde. Elemente ihrer Arbeit wurden aber in der Deutschen Jungenschaft Nordschleswig integriert.

Auch den Sport- und Rudervereinen erging es nicht besser. 1937 wurden diese im „Bund für Leibesübungen Nordschleswig“ zusammengelegt und später dann direkt unter der NSDAP-Nordschleswig organisiert.   

Pfingstlager der Deutschen Jungenschaft Nordschleswig im Jahr 1941 im Kreis Tondern Foto: Deutsches Museum für Nordchleswig

 

Die Basis für die Arbeit der Deutschen Jungenschaft Nordschleswig wurde in den Standorten geschaffen.   

Darüber hinaus hatten die Pfingst- und Osterlager eine wichtige Bedeutung. Programminhalte dieser Lager waren u. a. die ideologische Schulung, Geländespiele und sportliche Ertüchtigung. So wurde u. a. für das Sportleistungsabzeichen der Jungenschaft trainiert (siehe silberfarbiges Leistungsabzeichen an der Uniform).  

Programminhalt der Pfingst- und Osterlager, die sportliche Ertüchtigung, die Dienstgrade und die Kleidung der Jungenschaftler, zeigen eindeutig in die Richtung einer militärischen Ausbildung. Dies in Kombination mit der ideologischen Schulung. Dementsprechend ist es nicht verwunderlich, dass viele der Mitglieder der Deutschen Jungenschaft Nordschleswig sich später auf für den deutschen Kriegsdienst meldeten.

So auch deutlich nachzulesen im Mitteilungsheft der Jungenschaft, der „Jungen Front“. Dort sind Berichte der Kriegsfreiwilligen, aber auch die Mitteilungen, wenn einer der Jungenschaftler im Krieg gefallen war, zu lesen.  

Diese Uniform stammt von einem Jungenschaftler aus Loit Schauby. Foto: Deutsches Museum für Nordchleswig

 

Die gezeigte Uniform stammt von einem Jungenschaftler aus Loit Schauby/Løjt Skovby. Das grüne Hemd trägt die Schulterstücke im Rang eines Scharführers.

Des Weiteren sind eine grüne „Führerschnur“, das genannte Sportleistungsabzeichen und ein Abzeichen der nordschleswigschen Sportwettkämpfe von 1940 zu sehen.

Auch der Besitzer der Uniform meldete sich als 17-Jähriger freiwillig zum deutschen Kriegsdienst.  

 

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