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Wie Umbau und Renovierung eine Hausgeschichte zutage fördern

Wie Umbau und Renovierung eine Hausgeschichte zutage fördern

Umbau und Renovierung fordern Hausgeschichte zutage

Hauke Grella
Hauke Grella Museumsleiter
Nordschleswig
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Gebäudeansicht Foto: Deutsches Museum Sonderburg

Längst Vergessenes kam zum Vorschein – etwa eine Granittafel, die nach 1920 entstanden sein muss, wie die Sprache der Inschrift zeigt.

In einem früheren Artikel haben wir uns schon einmal mit der Brauerei Petersen und dem Gebäude, in dem das Deutsche Museum Nordschleswig beheimatet ist, beschäftigt. Gerade weil es die Heimstätte des Museums ist, sei es erlaubt, dass hier an dieser Stelle noch ein wenig mehr auf das Gebäude und die Brauerei eingegangen wird.

Granittafel der Brauerei Petersen in der Fassade des Gebäudes Foto: Deutsches Museum Sonderburg

Mit der Neugestaltung des Deutschen Museums Nordschleswig 2019/2020 wurde auch der Altbau durchgehend saniert und renoviert. In diesem Prozess lernten wir auch einiges Neues über das Gebäude, und es kamen Dinge zum Vorschein, die schon längst vergessen waren. Darüber hinaus haben wir uns entschieden, die Hausgeschichte mit einigen Exponaten in die neue permanente Ausstellung mit einzubeziehen.  

Schon im vorangegangenen Artikel haben wir darüber gerätselt, wann das Gebäude ursprünglich gebaut wurde, da die Jahreszahl 1909, die im Bauregister (BBR) festgehalten wurde, offensichtlich nicht stimmt. Wahrscheinlich bezieht sich die Jahresangabe auf den Bau des alten Anbaus, der für den neuen Teil des Museums weichen musste. Das Hauptgebäude ist älter.

Ovales Fenster für den Pförtner Foto: Deutsches Museum Sonderburg

Beim Abriss des alten Anbaus wurde darauf geachtet, dass ein kleines ovales Fenster im Hauptgebäude erhalten blieb. Früher sind sicher viele Besucher einfach an dem Fenster vorbeigegangen, ohne diesem Beachtung zu schenken. Es diente ursprünglich dem Pförtner der Brauerei Petersen, um zu kontrollieren, wer das Gelände der Brauerei betritt oder verlässt. 

Im Keller des Hauptgebäudes befindet sich das Depot des Deutschen Museums Nordschleswig. Bei der Neugestaltung entstand der Wunsch, einen neuen Durchgang zwischen zwei Räumen zu schaffen. Dabei wurde die schon vorher bestehende Vermutung bestätigt, dass es sich bei der zur durchbrechenden Wand um eine frühere Außenwand des Gebäudes handelte. Dafür sprechen zum einen die Fensterausbuchtungen, die keinen Sinn ergeben, wenn man sich mitten im Haus befindet, und zum anderen die Stärke der Wand. Auch das massive Fundament aus Feldsteinen spricht für eine alte Außenwand.

Eissäge Foto: Deutsches Museum Sonderburg

Der Keller wurde zu Zeiten der Brauerei auch als Eiskeller genutzt. Im Bestand des Deutschen Museums Nordschleswig haben wir zwei Gegenstände, die direkt in Verbindung mit dem Eiskeller stehen. Es handelt sich dabei um zwei alte Eissägen. Eine davon ist auch in der Dauerausstellung des Deutschen Museums Nordschleswig zu sehen. Im Winter wurde damit das Eis im Mühlenteich gesägt und dann in den Eiskeller gebracht. Damit konnte man im Sommer dann die produzierten Getränke kühlen. 

Auch die Fassade des Hauptgebäudes sollte bei der Renovierung des Museums erneuert werden. Dazu wurde sie zuerst gesandstrahlt, um den alten Putz zu entfernen. Dabei kam eine alte Granittafel mit der Inschrift „P. Petersen Export-Bryggeri“ zutage. Durch die Sprache der Inschrift kann man davon ausgehen, dass die Tafel erst nach 1920 entstanden ist. Um die Schrift wieder deutlich hervorzuheben, wurden die Buchstaben nachgezeichnet. 

Die Brauerei entstand in den 1850er Jahren und wurde 1956 an Albani verkauft. Danach wurde das Haus unter anderem als Wohnhaus, Kindergarten, Bücherei und nun „nur“ noch als Museum genutzt. 

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