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Winterhilfswerk in Nordschleswig

Winterhilfswerk in Nordschleswig

Winterhilfswerk in Nordschleswig

Hauke Grella
Hauke Grella Museumsleiter
Nordschleswig
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Plaketten des Winterhilfswerks Foto: Deutsches Museum Sonderburg

Die Organisation hat Spenden für bedürftige „Volksgenossen“ gesammelt / Auch die Idee Eintopfessen statt Sonntagsbraten sollte Geld bringen

Im September 1933 wurde das Winterhilfswerk des Deutschen Volkes oder einfach auch nur Winterhilfswerk gegründet. Dies sollte Spenden für bedürftige „Volksgenossen“ sammeln und an diese verteilen. Durch die Spenden, die in Deutschland nicht immer freiwillig waren, sorgte man dafür, dass viele Bedürftige mit dem Nötigsten versorgt wurden. Ob es nun Sachspenden oder finanzielle Zuwendungen waren. Darüber hinaus wurden die Einsammlungen von den Nationalsozialisten natürlich inszeniert. Am „Tag der Nationalen Solidarität“, einem wiederkehrenden Sammeltag des Winterhilfswerkes, waren typischerweise auch nationalsozialistische „Größen“ dabei. Damit versuchte man, den Zusammenhalt der „Volksgemeinschaft“ zu unterstreichen.

Auch in Nordschleswig bei der deutschen Minderheit übernahm man auch schnell die Idee des Winterhilfswerks. Im Volkskalender von 1942 ist eine kurze Beschreibung der Zielsetzung des Winterhilfswerk Nordschleswig zu lesen: „Aktivierung des Opfersinns der Deutschen Nordschleswigs und eine umfassende Durchführung einer gerechten, sozialen Betreuung in Form von Unterstützungen an bedürftige Volksgenossen“.

Winterhilfswerk Nordschleswig Foto: Deutsches Museum Sonderburg

Das Winterhilfswerk war anfänglich noch unter dem Wohlfahrtsdienst Nordschleswig organisiert. Ab 1941 war das Winterhilfswerk Nordschleswig dann als selbstständige Organisation unter der NSDAP-Nordschleswig organisiert.

In den Anfangsjahren wird oft über die Schwierigkeiten der Organisation der Einsammlung berichtet. Diese ergaben sich wohl aus dem herrschenden Machtkampf zwischen den verschiedenen nationalsozialistischen Parteien. In den Jahresberichten aus dieser Zeit wird typisch auch darüber berichtet, dass Lebensmittelspenden nach Deutschland geschickt wurden. Dies liest man später nicht mehr.
Primärer Zusammenarbeitspartner des Winterhilfswerkes Nordschleswig war die NS-Frauenschaft. Dies auch schon in der Zeit, als das Winterhilfswerk noch vom Wohlfahrtsdient Nordschleswig organisiert wurde. Für die Spendeneinsammlung wurden aber alle Vereine und Verbände der deutschen Minderheit mit einbezogen. Dies ist auch deutlich zu sehen auf einer der Dosen zur Spendeneinsammlung. Dort ist das Symbol der Deutschen Jungenschaft Nordschleswig, das Sonnenrad, zu sehen.

Eintopfacker NS Frauenschaft Hadersleben Foto: Deutsches Museum Sonderburg

Eine besondere Art, Spenden zu generieren, war das Eintopfessen. Die Idee war, dass man einmal im Monat auf das reichhaltige Sonntagsessen verzichtete und stattdessen Eintopf aß. Das gesparte Geld sollte dann auch an das Winterhilfswerk gehen. Da vielerorts das Eintopfessen auch zu einem „Event“ wurde, förderte man so auch wieder die „Volksgemeinschaft“.

In Nordschleswig hielt man es ähnlich. Für die Eintöpfe wurden vielerorts extra Eintopfacker angepflanzt. Auf dem Bild wird der Eintopfacker der NS-Frauenschaft aus Hadersleben gezeigt.

Um dem Eintopf auch mehr Gehalt zu geben, wurden vielerorts  Lebensmittelreste oder Getreidespenden für die Mast von Schweinen eingesetzt. Diese gingen dann zum Teil in den Eintopf, aber auch an hilfsbedürftige „Volksgenossen“.

1942 wurde im Volkskalender festgestellt, dass man zum ersten Mal die nötigen Mittel für die Unterstützung selbst aus Nordschleswig aufbringen konnte. Für das Winterhalbjahr 1940/41 wird dort angegeben, dass man insgesamt 129.204,34 Kronen an Spenden eingesammelt hatte.

Diese Gelder gingen dann an verschiedene Gruppen. Darunter waren  etwa 600 Menschen, die einer regelmäßigen Zuwendung bedurften. Darunter hauptsächlich Alte, Kranke und andere bedürftige „Volksgenossen“. Darüber hinaus wurden auch Sonderzuwendungen bei Tod, Unglücksfällen und Geburten bewilligt. Außerdem vergab man Sonderzuwendungen zu Weihnachten oder bei Konfirmationen.

Das, was vielleicht noch einigen vom Winterhilfswerk vor Augen ist, sind die verschiedenen Anstecker und Plaketten. Diese waren, wie die Abgebildeten, Massenwaren und deswegen auch heute noch regelmäßig auf Flohmärkten und bei Sammlern zu finden. 

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